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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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Sam“, sagte sie gleich darauf. „Hale will Sie sprechen.“
    Sam schloß die Drahtgaze wieder und ging mit schnellen Schritten durch das Zimmer. Das gebräunte Gesicht Hales blickte ihn aus derFernsehschirm an.
    „Bist du allein, Sam?“
    „Nein, warte. Ich schalte auf die Kopfhörer um.“
    Hale verzog ungeduldig das Gesicht. Dann verschwanden seine Züge vom Bildschirm, und seine Stimme drang in Sams Ohren.
    „Harkers Leute sind durchgebrochen“, sagte Hale kurz.
    „Schlimm?“
    „Es reicht. Die Erschütterungen haben dafür gesorgt. Ich habe dir von Anfang an gesagt, daß Kunststoff zu spröde ist. Sie haben mehrere Geschütze im Hof erobert und umgedreht. In spätestens fünf Minuten bekommt der obere Mauerring Zunder. Sam, ich fürchte, daß wir verraten worden sind. Die Burschen dürften überhaupt nicht wissen, wie die Nadelstrahler zu bedienen sind. Trotzdem gehen sie damit um, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan!“
    Sam schwieg. Rasch überprüften seine Gedanken die Möglichkeiten, die sich zur Auswahl anboten. Hale war ebenso verdächtig wie jeder andere. Die Zeiten, in denen Sam ihm getraut hatte, waren längst vorbei. Aber er hatte sich seiner Loyalität versichert, indem er dafür gesorgt hatte, daß beide Männer von der Öffentlichkeit in einen Topf geworfen wurden. Angaben über Hales Anteil an verhaßten Maßnahmen wurden fleißig unter das Volk gestreut. Es war stark anzunehmen, daß er Sam bis zum letzten Augenblick unterstützen würde, und sei es auch nur, um seine eigene Haut zu retten.
    „Ich befasse mich gerade mit Harker“, sagte er. „Am besten kommst du hoch.“
    Er setzte die Kopfhörer ab und wandte sich seinem Gefangenen zu.
    „Die Minute ist um“, sagte er.
    Harker schien zu zaudern. Dann versetzte er: „Wir können uns unter einer Bedingung unterhalten, Sam – daß ich Sie unter vier Augen sprechen kann.“
    Sam öffnete die Schreibtischschublade, nahm eine flache Pistole heraus, legte sie auf den schwankenden Schreibtisch und deckte sie mit einer Hand zu.
    „Entweder Sie reden sofort, Harker“, sagte er, „oder ich schieße Sie nieder.“ Er hob die Pistole und visierte den Lauf entlang. Der brünierte Stahl verdeckte die untere Gesichtshälfte Harkers.
    Schweigen trat ein. Dann zerriß, gedämpft durch die Mauern, das unverkennbare Kreischen eines Nadelstrahlers die Luft. Auf das dumpfe Dröhnen des Einschlags folgte langanhaltendes Bersten. Die Wände erzitterten, und hinter Sam weitete sich der Riß.
    „Es wäre wohl besser, wenn Sie einwilligen würden, Sam“, meinte Harker. „Wenn Sie aber lieber schießen wollen, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich sage kein Wort, ehe wir allein sind.“
    Sam zögerte kurz. Er wußte jetzt, daß die Beschießung ihn ärger mitnahm, als er sich bisher eingestanden hatte, sonst hätte er sich niemals auf Harkers Bluff eingelassen. Trotzdem ließ er die Pistole sinken und nickte.
    Signa stand auf.
    „Posten, verlassen Sie das Zimmer“, befahl sie.
    Die Wachen drehten sich um und gingen. Signa warf Sam einen fragenden Blick zu.
    „Soll ich auch gehen?“ fragte sie.
    „Nein“, versetzte Sam entschieden. „Sie bleiben hier.“
    „Sam, ich – ich würde lieber gehen.“ Signas Stimme klang seltsam verwirrt und geängstigt.
    Harker kam Sam zuvor.
    „Bleiben Sie bitte“, sagte er. Signa warf ihm von neuem einen ihrer eigenartigen, unsicheren Blicke zu.
    Sam legte die Hände flach auf die Schreibtischplatte und spürte die unaufhörlichen Erschütterungen, die die Beschießung hervorrief. In kurzen Abständen zerrissen kreischende Nadelstrahlen die Luft. Sam durfte nicht daran denken, welchen Schaden sie an seinen Verschanzungen anrichteten.
    „Los“, sagte er. „Reden Sie, Harker. Ich habe nicht viel Zeit.“
    Harker, dem die Hände immer noch auf den Rücken gefesselt waren, durchquerte das Zimmer und blickte aus dem langen Fenster auf die ferne See hinunter.
    „Ich will Ihnen zeigen, was ich meine“, sagte er. „Kommen Sie her.“
    Ungeduldig folgte Sam der Aufforderung.
    „Worum geht es?“ fragte er. In sicherer Entfernung blieb er neben Harker stehen und schaute in die Tiefe.
    „Ich sehe nichts. Wovon reden Sie?“
    Harker pfiff die Eröffnungstakte aus ,Lilibulero’ –

 
27.
     
    Donnerndes Krachen widerhallte in dem Zimmer.
    Sam taumelte, würgte und rang nach Atem, ohne zu begreifen, was geschehen war. Der wilde Gedanke an einen Nadelstrahl schoß ihm durch den Kopf. Aber ein derartiger
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