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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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sog die Flamme tief in den Pfeifenkopf und blies Rauch in die Luft. Sein milder Blick richtete sich auf Sam.
    „Einiges wollte ich Ihnen für alle Fälle noch sagen“, bemerkte er. „Sie sind übrigens wieder gesund und bei Kräften. In den Wochen, die Sie schon hier liegen, habe ich sie auskuriert. Außer mir hat niemand eine Ahnung davon.“
    Wo war er? Sam versuchte, den Kopf zu drehen, um die Lichtquelle zu erkennen. Es gelang ihm nicht.
    „Dieses Versteck habe ich schon lange eingerichtet“, redete Crowell paffend weiter. „Dachte mir gleich, daß ich es eines Tages brauchen würde. Die Kammer liegt unter meinem Kartoffelbeet. Eine gute Weile werde ich wohl noch Erdäpfel darauf pflanzen. Vielleicht hundert Jahre, vielleicht auch fünfhundert. Stimmt, ich bin unsterblich. Den entsprechenden Eindruck mache ichwohl nicht gerade. Aber ich bin auf der Erde geboren.“
    Er stieß eine blaue Rauchwolke aus.
    „Ein sauberes Fleckchen, die alte Erde. Aber ich wußte schon damals, was kommen würde. Und ich konnte Sie sogar voraussehen. Nicht dem Namen oder dem Aussehen nach, aber ich war mir klar, daß Sie auf der Bildfläche erscheinen würden. Ein Bursche wie Sie taucht immer zum rechten Zeitpunkt auf. Ich kann die Zukunft erkennen, Sam. Gehört zu meinen Begabungen. Nur kann ich mich nicht einmischen oder gar den Lauf der Dinge ändern. Greife ich einmal ein, dann versagen hinterher meine Künste für eine Weile.“
    Sam versuchte verzweifelt, sich aufzubäumen. Vor seinen Augen tanzten Funken. Er hörte kaum, wie der alte Mann weiterschwatzte.
    „Ruhig, ruhig“, besänftigte Crowell gelassen. „Versuchen Sie mal, mir ein Weilchen zuzuhören. Ich bin der Logiker, Sam. Erinnern Sie sich noch an den Tempel der Wahrheit? Dem Orakelspruch haben Sie wohl nicht so recht geglaubt, was? Na, ich hatte doch recht. Ich war die Maschine, und ich leiste mir keine Fehler, zumindest nicht von dieser Sorte.
    Sie haben vierzig Jahre in dem Tempel zugebracht, Sam. Davon wissen Sie allerdings nichts. Sie standen damals unter Traumstaub.“
    Traumstaub? Sam war plötzlich hellwach. War das die Antwort, die er so lange gesucht hatte und nun, da sie ihm nichts mehr bedeutete, ganz beiläufig erfuhr? Hatte Crowell ihn gepflegt? Aber warum – wieso –
    „Ich war mir klar darüber, daß Harker Sie töten wollte. Ich sah auch, daß ihm das gelingen würde, wenn ich nicht eingriff. Also schaltete ich mich ein, und mein Talent war vorerst zum Teufel. Ich mußte vierzig Jahre warten, bis die Dinge wieder ins rechte Geleis gerieten. Deshalb habe ich auch dafür gesorgt, daß Sie zerlumpt und restlos abgebrannt in einer Gasse erwachten. Ein gutes Geschenk muß mit ein oder zwei üblen wieder ausgeglichen werden, sonst stimmt der Laden nicht mehr. Sie mußten sich erst wieder hocharbeiten und brachten auf diese Weise den Lauf der Dinge ins Lot.“
    Sam hörte längst nicht mehr hin. Wenn es ihm nur gelänge, seine Lähmung abzuschütteln! Es mußte klappen – es mußte. Bis jetzt hatte er noch stets von einer Kraftreserve gezehrt, die kein anderer besaß. Sie durfte ihn in diesem Augenblick nicht im Stich lassen.
    Doch auch diese Kraftreserve versagte.
    „Sie sind nicht Sam Reed“, fuhr der Logiker fort. „Erinnern Sie sich noch an Blaze Harker? Er hatte einen Sohn. Schon damals war er am Überschnappen, sonst hätte er das Kind nicht derart gehaßt. Sie wissen, was er dem Knaben angetan hat, nicht wahr? Sie sehen aus wie ein normaler Mensch, aber Sie heißen nicht Reed.“
    Blaze Harker, der sich mit verzerrtem Gesicht gegen die Zwangsjacke wehrte –
    Und er hatte ihn laufen lassen! Dabei hätte er ihn töten können –
    Blaze Harker!
    Harker!
    Sam – Harker!
     
    „Eher konnte ich Ihnen die Geschichte nicht auf die Nase binden“, sagte Crowell. „Die Zukunft wäre dadurch verändert worden, und das wollte ich vermeiden. Bis jetzt konnten wir nicht auf Sie verzichten, Sam. Von Zeit zu Zeit taucht ein Bursche wie Sie auf, der imstande ist, Berge zu versetzen. Auch andere Leute, wie etwa Robin Hale, besaßen manche Befähigung. Aber zu einigen Taten hätte Hale sich niemals aufraffen können. Sie dagegen würden vor nichts zurückschrecken, um das zu erreichen, was Sie sich in den Kopf gesetzt haben.
    Wären Sie nicht auf die Welt gekommen und hätte Blaze Sie nicht verstümmelt, die Menschheit würde immer noch in den Kuppeln dahindämmern, um zuletzt in einigen hundert oder tausend Jahren auszusterben. Jetzt aber sind wir an
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