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TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2

Titel: TS 54: Alle Zeit der Welt, Teil 2
Autoren: Henry Kuttner
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daß wir eine Ausweitung der Kolonie in Angriff genommen hatten. Wir haben bereits ein beträchtliches Stück Land gerodet und Material dort gelagert. Es steht Ihnen zur Verfügung. In dieser Stunde des Unheils müssen wir uns alle zusammentun.
    In einer Woche können Sie das Lebensnotwendigste an Land schaffen. Sie werden kein leichtes Dasein haben, aber Sie bleiben wenigstens am Leben. Wir sind bereit, Sie in jeder Hinsicht zu unterstützen. Viel Glück!“
    Jemand anders nahm seinen Platz vor der Fernsehkamera ein. Sam und Harker setzten ihr Gespräch über einen privaten Empfänger fort.
    „Können Sie die Kuppeln binnen einer Woche evakuieren?“
    „Ohne Schwierigkeiten, da uns keine andere Wahl bleibt.“
    „Schön. Zumindest in den kommenden Monaten werden wir zusammenarbeiten müssen. Kedre hat mir diese Zusammenarbeit schon einmal angetragen, und ich habe sie abgelehnt. Jetzt schlage ich sie meinerseits vor. Wir werden unsere Stabsoffiziere zu Ihrer Unterstützung abstellen. Das erste Problem, das sich in den gerodeten Gebieten stellt, wird gesundheitlicher Natur sein. Wir schicken Ihnen dazu Beamte unserer Sanitätsbehörde. Sie müssen bei Kräften bleiben, und Sie sind das Klima an Land nicht gewohnt. Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf Schutzkuppeln. Wir haben die Meuterer nicht restlos vernichtet, und was sie einmal unternommen haben, können sie wiederholen. Unter Kuppeln sind Sie derartigen Angriffen schutzlos ausgesetzt. Wenn die Meuterer sich wieder zusammenfinden sollten …“
    „Die Alten und Schwachen werden es schwer an Land haben.“
    „Die Männer, die bei Kräften sind, haben alle Hände voll zu tun. Selbst wenn sie restlos eingesetzt werden, bleiben genügend Arbeiten übrig, die keine körperliche Leistungsfähigkeit erfordern. Teilen Sie diese Aufgaben den Alten und Schwachen zu, dann können um so mehr Leute die Wildnis roden und Unterkünfte bauen.“
    „Unsere Techniker schätzen die Halbwertszeit bei Thorium auf zwölf Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit können wir in die Kuppeln zurückkehren.“
    „Trotzdem müssen Sie bis dahin leben. Vergessen Sie außerdem die entkommenen Meuterer nicht. Wenn wir sie nicht erwischen, können sie die Kuppeln von neuem verseuchen. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit.“
    „Ja“, erwiderte Harker und blickte in die unbewegten Züge seines Enkels. „Ich denke auch, daß es eine lange, lange Zeit werden wird.“

 
24.
     
    Siebenhundert Jahre zuvor hatte der letzte Auszug der Menschheit stattgefunden. Jetzt brach der Tag einer neuen Auswanderung an. Ein einzelner konnte die Massenflucht unmöglich überschauen, und die Leute, die später daran zurückdachten, erinnerten sich nur an Wirrwarr, hysterische Ausbrüche, panische Angst und sinnlose Auflehnung gegen das Walten des Schicksals. Trotzdem verließen die Menschen ergeben ihre Städte. Sie hatten Fügsamkeit gelernt, und sie taten, was ihnen befohlen wurde. Unwillig zwar, murrend und furchtsam, aber dennoch widerstandslos befolgten sie jede Anordnung, die mit genügendem Nachdruck erteilt wurde.
    Niemand hätte vorher geglaubt, daß eine solche Massenevakuierung in so begrenzter Zeit durchzuführen wäre. Niemand, der hinterher zurückdachte, begriff, wie sie überhaupt gelungen war. Aber sie gelang. Jeden, der einmal von den dahingleitenden Bändern aufgeschaut und die schwarzverhüllte Kugel der versunkenen Erde erblickt hatte, erfüllte ein Grauen vor Kernwaffen. Und als das Atom, dieses vergleichsweise winzige Elementarteilchen, in die Waagschale geworfen wurde, da floh die Menschheit.
    In ihrem ruhigen Gemach warf Kedre einen letzten, langen Blick auf Kissen und Möbel.
    „Wir werden niemals zurückkehren“, murmelte sie.
    „Weshalb?“ forschte Harker, der an der Tür auf sie wartete, geduldig.
    „Du weißt selbst, daß wir unsere Städte für immer verlassen. Und das ist auch gut so. Ich hasse Sam. Aus reiner Eigensucht zwingt er mich dauernd, die unangenehmen Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich liegen. Und nichts bewegt ihn weniger dazu als das Gefühl, daß es um der Menschheit willen höchste Zeit ist. Er handelt ganz einfach so, weil er sich mit seinen Lügen festgefahren hat und keinen anderen Ausweg mehr sah.“
    „Ob wir jemals imstande sein werden, das zu beweisen?“
    Kedre zuckte die Achseln.
    „Es würde auch keine Rolle mehr spielen. Wenn Sam in die Enge getrieben wird, nimmt er seine Zuflucht zu Verzweiflungstaten. Letzten Endes haben wir damit gerechnet.
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