Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 41: Schach dem Unbekannten

TS 41: Schach dem Unbekannten

Titel: TS 41: Schach dem Unbekannten
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
umzukleiden?“
    Erstaunt bemerkte Flandry, daß er noch seine Festtagskleidung trug.
    „Einfachen grauen Anzug“, befahl er.
    „Sehr wohl, Sir.“
    Der Whisky war eiskalt.
    Chives war humanoid, bis auf die grüne, schuppige Haut und den Reptilienschwanz. Flandry hatte ihn vor wenigen Jahren erst gekauft und ihm allerlei beigebracht. Dann, als er ihm die Freiheit geben wollte, hatte Chives es vorgezogen, bei ihm zu bleiben.
    „Was weißt du von den Ymir?“ wollte Flandry plötzlich wissen.
    Chives war erstaunt.
    „Was ich von ihnen weiß? Ihr Heimatplanet liegt außerhalb unseres Empires, und sie pflegen für meinen Geschmack einen zu engen Kontakt mit den Merseiern, Sir. Sie beherrschen einen großen, uns aber unbekannten Teil der Galaxis …“
    „Eigentlich wollte ich mehr wissen, was du von ihnen selbst denkst. Wie leben sie, was denken sie? Was finden sie schön? Und was scheint ihnen so schrecklich, daß sie es nicht ertragen können? Wie sieht ihre Regierung aus – wenn sie eine haben? Sie nennen sich selbst die ‚Zerstreuten’, wenn man sie danach fragt und wenn sie terranisch reden. Warum nennen sie sich so? Oder ist es lediglich eine nichtssagende Phrase? Was haben wir, du und ich, gemeinsam mit einem Wesen, das in einer Temperatur von mehr als hundert Grad unter dem Gefrierpunkt lebt und Wasserstoff mit einem solchen Druck einatmet, daß unsere Ozeane dagegen wie ein Vakuum wirken? Sie trinken flüssiges Methan und bauen ihre Geräte aus gefrorener Materie.
    Wir wollten in Freundschaft mit ihnen leben und gaben ihnen unsere Planeten, für die wir keine Verwendung wußten – so zum Beispiel den Jupiter. Dafür erhielten wir erdähnliche Welten, die vordem ihnen gehörten. Immerhin hat diese Transaktion unser Empire erheblich vergrößert. Auch fand ein Austausch der wissenschaftlichen Erkenntnisse statt, besonders auf den Gebieten Hochdruck gegen Tiefdruck, Sauerstoffpraktiken gegen solche des Wasserstoffes. Aber wenn man dahinterschaut, entdeckt man nicht viel Neues auf beiden Seiten. Jedenfalls ist sicher, daß sie die Raumfahrt länger kennen als wir, obwohl es ein Rätsel scheint, wie sie Atomantriebe entwickeln konnten. Sie kennen unsere Lebensweise, aber was wissen wir schon von der ihren? Zusammengefaßt: wir konnten ihnen nicht viel bieten, nur einige Planeten als Stützpunkte. Unsere Kriege interessierten sie nicht, weil die Ursachen sie ebenfalls nicht interessierten. Wir kümmern uns ja auch nicht darum, wenn zwei Ameisenhaufen sich bekriegen. Terra oder Merseia könnte man auf Jupiter fallen lassen, es würde kaum bemerkt werden, so klein sind sie im Vergleich zu dem Riesenplaneten. Die Ymir sprechen kaum mit uns, und auch nicht mit den Merseiern – so wenigstens haben wir bisher angenommen. Jetzt aber scheint das anders geworden zu sein.
    Ich habe die Bilder gesehen, die in der Nähe von Vixen aufgenommen wurden. Obwohl dieser Fenross ein Trottel ist, scheint er diesmal richtig getippt zu haben. Die Schiffe der Fremden wurden auf einem erdähnlichen Planeten erbaut, aber sie erinnern doch an die der Ymir. Die Ähnlichkeit ist nur leicht und kann ein Zufall sein – ich entsinne mich noch, daß man die ersten Autos so baute, daß der Motor vorne war, weil eben auch die Zugpferde vor den Wagen gespannt wurden. So etwa ist es mit den Schiffen der Fremden. Natürlich kann das Zufall sein, aber – ich weiß nicht; wie soll ich das herausfinden? Der Jupiter hat den zehnfachen Durchmesser der Erde – und ich bin allein. Zum Teufel!“
    Flandry trank das Glas leer und hielt es Chives wieder hin. Zwischendurch kleidete er sich an, wobei der Diener ihm half.
    Die Prozedur eines Besuches auf Jupiter war nicht einfach, aber die dafür vorgesehene Station auf Ganymed war intakt, wenn sie auch seit Jahrzehnten nicht mehr in Anspruch genommen worden war. Sie arbeitete völlig automatisch. Aber als Flandry das Kennwort gesprochen hatte, eilten die elektronischen Impulse zwischen Ganymed und Jupiter hin und her, um die Robotstation zu aktivieren.
    Dann wurde die Antwort erteilt:
    Ja, Captain Flandry, der Gouverneur wird Sie empfangen. Ein Raumschiff ist bereits unterwegs, um Sie abzuholen.
    Flandry betrachtete inzwischen die trostlose Einsamkeit des Jupitermondes. Felsen und rissige Spalten luden zu keinem längeren Aufenthalt ein; nicht einmal wertvolle Bodenschätze waren hier je gefunden worden.
    Er atmete auf, als er den fast rechteckigen Silberschatten bemerkte, der sich dicht neben der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher