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TS 41: Schach dem Unbekannten

TS 41: Schach dem Unbekannten

Titel: TS 41: Schach dem Unbekannten
Autoren: Poul Anderson
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Spiele war. Ivar del Bruno hatte tatsächlich behauptet, Lady Diana würde ihre Gunst niemandem schenken, der nicht zumindest den Rang eines Earls bekleidete. Das war eine Herausforderung, der Flandry nicht widerstehen konnte, zumal er sich seiner Fähigkeiten durchaus bewußt war. Trotzdem war der Beginn des Abenteuers nicht so verlaufen, wie er es sich vielleicht gedacht hatte, wenn es ihm schließlich auch gelungen war, die launische Lady zu dem Alleinflug mit ihm zu überreden.
    Immerhin, so überlegte Flandry, wenn er noch einige Stunden wartete, bevor er seine letzten Karten ausspielte, sollte er seine Wette unbedingt gewinnen können.
    Chives, sein Diener, Pilot und Leibwächter, lenkte die Jacht an den Kristallmond heran. Von einer Gewichtsänderung infolge der verringerten Geschwindigkeit war nichts zu spüren; die künstlichen Kraftfelder kompensierten alle Andruckerscheinungen. Sie landeten.
    Flandry erhob sich, rückte den buntgeschmückten Hut zurecht, schlug den farbigen Mantel um seine hagere Gestalt und bot Lady Diana galant den Arm. Durch die Luftschleuse verließen sie das kleine Schiff und betraten im Schutze eines Plastiktunnels den Palast.
    Die Lady konnte ihr Erstaunen nicht verbergen.
    „So nahe habe ich ihn noch niemals gesehen – wer hat ihn eigentlich erbaut?“
    Im Hintergrund des künstlichen Mondes stand der mächtige Jupiter als natürliche Kulisse, und das breite Band der Milchstraße zog sich quer über den nachtschwarzen Himmel. Die glasklaren Wände des Palastes erinnerten an das Wasser reiner Gebirgsbäche. Gravitationsfelder schlossen das einmalig schöne Gebäude ein, dessen Zinnen mit Diamanten und reinsten Juwelen geschmückt waren. Dicht dabei schwebte eine durchsichtige Kugel, mit Wasser angefüllt. Grüne Pflanzen schlossen sie ein, und die Schwerkraft wurde durch entsprechende Kraftfelder hier völlig aufgehoben.
    „Der Satellit wurde vor einem Jahrhundert für Lord Tsung-Tse erbaut“, klärte Flandry sie auf. „Sein Sohn jedoch verkaufte ihn, um seine Spielschulden bezahlen zu können, an den merseiischen Botschafter, der ihn in eine Kreisbahn um Jupiter schaffen ließ – ein symbolischer Akt, finden Sie nicht auch, Mylady?“
    Er sah ihre fragend in die Höhe gezogenen Augenbrauen, hielt es aber dann für besser, keine weiteren Erklärungen dazu abzugeben. Dafür blieb ihm selbst Zeit, über das Problem nachzudenken.
    Es war das übliche Problem der Dekadenz. Terra war für eine zu lange Zeit zu reich und zu mächtig gewesen. Wir sind einfach zu alt und zu bequem geworden, sah Flandry ein. Dagegen ist das merseiische Empire jung und frisch; es ist weiter diszipliniert, kampflustig und wagemutig. Rein persönlich gefällt mir unser bequemes Leben, aber ich weiß, daß es unser Verderben sein wird. Jemand muß etwas unternehmen, und es sieht wieder einmal so aus, als sei ich das Opfer.
    Sie näherten sich dem Portal, und es war Ruethen selbst, der ihnen zur Begrüßung entgegenschritt. Er machte sogar eine leichte Verbeugung und berührte mit seinen hornigen Lippen die gereichte Hand der Lady.
    „Ein seltenes Vergnügen“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die dem akzentreichen Terranisch einen völlig unirdischen Klang gab.
    Lady Diana betrachtete ihn und versuchte, ihn in die Reihe ihrer Verehrer einzustufen. Die Merseier waren ebenfalls Säugetiere, aber sie zeigten rein äußerlich mehr Verwandtschaft mit ihren reptilischen Vorfahren, als die Menschen es je taten. Die Haut leuchtete in fahlem Grün, war haarlos und mit feinen Schuppen bedeckt. Ein Hautkamm begann am Kopf, lief den Rücken herab und endete in einem dicken, grünen Schwanz. Aufrecht stehend würde Ruethen gute zwei Meter groß sein, aber seine etwas nach vorn gebeugte Gestalt ließ ihn kleiner erscheinen. Abgesehen von seiner Kahlheit und den verborgenen Ohren besaß sein Gesicht trotzdem entfernt menschliche Züge. Man konnte es sogar schön nennen, wenn man den Umgang mit extraterrestrischen Wesen gewohnt war. Die Augen waren nichts als winzige, schwarze Punkte.
    Ruethen trug die Uniform seines Standes, pechschwarz mit silbernen Streifen. An seiner Hüfte saß die klobige Stahlpistole.
    Lady Dianas Mund zwang sich zu einem Lächeln.
    „Wollen Sie damit behaupten, daß Sie meinen Namen schon einmal gehört haben?“
    „Ehrlich gesagt, nein“, gab Ruethen unhöflich zurück. Jeder Edelmann von Terra hätte seine Ignoranz nicht so offen gezeigt. „Aber das macht nichts. Solange das Licht auf
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