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TS 41: Schach dem Unbekannten

TS 41: Schach dem Unbekannten

Titel: TS 41: Schach dem Unbekannten
Autoren: Poul Anderson
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HOOLIGAN auf einem Antigravstrahl niederließ. Eine Plastikröhre schob sich aus der Luftschleuse des Transporters und stellte die Verbindung mit der HOOLIGAN her.
    „Gehen wir“, seufzte Flandry und schritt voran. Chives folgte ihm, beladen mit Waffen und einigen Instrumenten. Die geringe Schwerkraft des Mondes störte sie für einen Augenblick, aber dann betraten sie den Transporter, in dem irdische Verhältnisse herrschten.
    Wie in der Kabine eines drittklassigen Passagierraumes sah es hier aus. Altmodische Möbelstücke standen umher; an den Wänden reihten sich die Bildschirme. Sie gaben einen natürlichen Blick auf die Umgebung des Schiffes frei.
    Chives überzeugte sich davon, daß die Luftschleuse geschlossen war, ehe er sich häuslich niederließ. Er fühlte sich in der HOOLIGAN sichtlich wohler.
    Der Klang einer künstlichen Stimme füllte die Kabine. Noch vor einem Jahrhundert wäre die Sprache modern gewesen, aber heute wirkte sie fast antik. Die Übersetzungsmaschine war nicht verbessert worden. Warum auch?
    „Ich grüße dich, Terraner. Mein Name ist Horx, soweit er sich übersetzen läßt. Während deines Aufenthaltes auf Jupiter werde ich als dein Führer und Dolmetscher fungieren.“
    Auf einem der Schirme zeichnete sich die Pilotenkabine ab. Flandry versuchte, den Ymir zu erkennen, aber es fiel ihm schwer. Obwohl auch hier ein elektronisches Übertragungssystem dazwischengeschaltet worden war, sah er nichts als farbige, durcheinanderwirbelnde Gase, in denen ein merkwürdiges Wesen schwebte. Es hatte mehrere Arme und Beine und einen mit Fühlern ausgestatteten Kopf.
    „Hallo, Horx“, sagte er. Seine Lippen waren trocken. „Ich schätze, es ist das erste Mal, daß du einen so seltsamen Auftrag erhalten hast, denn lange bereits ist es her, daß ein Mensch Jupiter besuchte.“
    „Ich muß dir widersprechen, Terraner“, kam die Antwort aus dem Lautsprecher. „Vor hundert und mehr Erdenjahren war die Verbindung noch reger.“ Ohne daß er sich rührte, fiel Ganymed schnell zurück und wurde zu einem felsigen Globus in der Unendlichkeit des Universums. „Seitdem gab es anderes zu tun. Aber wenn uns auch keine Terraner besuchten, so blieben wir doch nicht einsam. Jedenfalls kann ich mich nicht über Untätigkeit beklagen.“
    „Andere Besucher?“ fragte Flandry gleichgültig. „Wer?“
    Erst ein unmerkliches Zögern, dann kam die Antwort:
    „Merseier, natürlich. Aber das wird der Gouverneur dir sicherlich mitteilen, wenn du ihn danach fragst.“
    Danach sprach er während des ganzen Fluges kein Wort mehr.
    Jupiter nahm bald das gesamte Blickfeld ein. Gewaltige Stürme rasten durch die dichte Atmosphäre, Wirbel bildeten sich, in denen die Erde leicht Platz gehabt hätte. Dann tauchte das Schiff in die Gase ein, und die Sicht wurde schlechter. Wolken eisiger Ammoniakkristalle trieben vorbei, Hunderte von Kilometern lang und mit bunten Streifen durchsetzt. Über den purpurnen Himmel rasten Blitze, und in der Ferne war eine aufleuchtende Sodiumexplosion. Je tiefer sie kamen, desto deutlicher vernahm Flandry das Pfeifen der Atmosphäre und das Heulen der unvorstellbar heftigen Stürme.
    Sie glitten aus dem Nachtschatten heraus, und die Sicht wurde besser, je tiefer sie kamen. Flandry erblickte einen Ozean aus flüssigem Methan, dessen Wellen merkwürdig flach dahinkrochen, durch den ungeheuren Druck der Atmosphäre in ihren Bewegungen gehemmt. Er schaute auf eine weite Ebene, auf der Dinge krochen, die halb wie Bäume und halb wie Tiere aussahen. Mit dem Wind eilten bunte Kugeln dahin; sie schimmerten in allen möglichen Farben und gaben seltsame, klingende Töne von sich, die ohne jede Erklärung an sein Ohr drangen.
    In der Ferne kam eine Stadt in Sicht – wenn es überhaupt eine Stadt war. Jedenfalls erstreckte sich dort unten ein einziges riesenhaftes Gebäude, von künstlichen Schluchten hier und da unterbrochen. Von oben erinnerte es an einen gewaltigen Block aus bläulichem Material, wuchtig und doch schön. Grelles Aufblitzen verriet gelegentliche Energieentladungen, deren Sinn Flandry unbekannt blieb. Er mußte jedesmal die Augen fest schließen, um nicht geblendet zu werden.
    Auch Ymir sah er, eine ganze Anzahl von ihnen. Entweder flogen sie, scheinbar schwerelos, von ihren eigenen Schwingen getragen durch die dichte Atmosphäre, oder sie benutzten grazile Torpedogleiter. Flandry hatte sich niemals vorstellen können, daß jemand auf Jupiter fliegen könne, aber dann entsann er sich
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