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TS 39: Bürger der Galaxis

TS 39: Bürger der Galaxis

Titel: TS 39: Bürger der Galaxis
Autoren: John Brunner
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der Herausforderer in eine wilde Attacke aus, ging jedoch einen Zoll zu weit. In diesem Augenblick, in dem er mit dem Oberkörper zu weit vorgebeugt stand, wechselte Horn blitzschnell sein Schwert von der Rechten in die Linke und stieß zu. Dann drehte er sich um und ging langsam aus der Halle.
    Das Rot des Blutes hatte noch kaum das Weiß und Gold des Kostüms verfärbt, als er sich noch einmal umwandte.
    Mit großen Augen stand der Inhaber jetzt hinter seinem Tisch und wollte wissen, wer die Gebühr bezahlen würde.
    „Er war der Herausforderer“, zuckte Horn die Achseln. „Nehmen Sie es von ihm, wer immer er auch ist –“
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er drehte sich auf dem Absatz um. Ja, wer war der andere überhaupt? Er ließ sich auf ein Knie nieder und nahm dem Toten die Maske ab.
    Kein Wunder, daß die Stimme des anderen eine Saite seines Gedächtnisses zum Schwingen gebracht hatte, obwohl er jetzt erkannte, daß sie verstellt worden war und durch die förmliche Ausdrucksweise und gewählte Aussprache fremd schien.
    Es war Polizeioffizier Coolin.
     
    Ruhelos warf Horn sich in seinem bequemen Bett hin und her. Er war körperlich erschöpft, aber es gelang ihm nicht, in die dunklen Gefilde des Schlafes zu entschlüpfen. Immer wieder, wenn er glaubte, jetzt würde ihn endlich der Schlaf überkommen, sah er Bilder vor seinem geistigen Auge aufsteigen, die ihn so erregten, daß er erneut hellwach wurde. Es waren meistens Gesichter, die ihn bedrängten. Das Gesicht des Androiden, den er sterbend im Korridor gefunden hatte, das Gesicht des rothaarigen Mannes, der an einem Messerstich gestorben war und Coolins Gesicht.
    Dann schwebte das kleine, graue Buch vor seinem geistigen Auge, und er sah, wie die Seiten umgeblättert wurden und Besuch um Besuch und Welt um Welt vor ihm enthüllt wurden. Beinahe jede Welt hatte später ihre Dankbarkeit in jener erstaunlichen Urkunde am Beginn des Dokuments bezeugt. Nun … zumindest beinahe die Hälfte all der besuchten Welten, und das war gewiß schon erstaunlich genug. Was mochte dieser Lars Talibrand nur getan haben? Es konnte bestimmt nichts Gewöhnliches sein. Dessen war er sicher.
    Er konnte sich zum Beispiel nicht vorstellen, daß seinem Großvater eine derartige Urkunde jemals verliehen würde! Er war der autokratische alte Mann, um den sich das Leben der Familie Horn drehte. Der alte Horn produzierte seit Jahren mehr Roboter als irgendeine andere Konkurrenzfirma. Es war ihm gelungen, einen Vorsprung auf dem Markt dadurch zu gewinnen, daß er radikale Verbesserungen einführte, die sämtliche Konkurrenten zwangen, ihren Maschinenpark zu erneuern. Als die anderen Gesellschaften sich schließlich gefangen und entschlossen hatten, den Kampf weiterzuführen, waren ihre Umsätze so weit gesunken, daß sie es sich nicht mehr leisten konnten, ihre Fabriken neu einzurichten.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er hatte es gehört, als er zehn Jahre oder vielleicht auch noch etwas jünger gewesen war. Sein Großvater hatte damals etwas davon gemurmelt, daß er die Absicht habe, auch in das Androidengeschäft einzusteigen. Er fragte sich jetzt, weshalb er nie mehr etwas über dieses Projekt gehört hatte.
    Wenn der alte Mann von den Ereignissen des vergangenen Tages erfuhr, dann würde er ihm zweifellos eine gewaltige Standpauke halten, wie einem Schuljungen, daß er einfältig genug gewesen war, sich in Dinge verwickeln zu lassen, die ihn nichts angingen.
    Und sein Vater? Wahrscheinlich würde er ihm ein Kompliment über seinen Duellsieg machen und dann in einem Anfall der Erregung über eventuell mögliche Komplikationen zu seinem Vater gehen. Seine Mutter würde sich vermutlich darüber aufregen, daß er sein Leben riskiert habe. Dann würde sie weggehen und ihren Freundinnen davon erzählen und mit ihm prahlen.
    Seine Schwester, die vier Jahre jünger war als er, würde ihn wahrscheinlich wieder mit weit aufgerissenen Augen als Helden verehren.
    Und die übrigen Familienmitglieder? Sie würden mißbilligend die Köpfe schütteln und sich über die Unmoral der heutigen Jugend auslassen.
    Er war ziemlich sicher, daß er auch in dieser Karnevalswoche kein Vergnügen finden würde. Wieder einmal. Wie gewöhnlich. Er war sogar sicher, daß ihm das ganze weitere Leben nicht gefallen würde.
    Nachdem er sich stundenlang ruhelos auf dem Bett hin- und hergeworfen hatte, während die Sonne am Himmel immer höher stieg, befahl er, die Fenster zu verdunkeln. Schließlich gelang
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