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TS 39: Bürger der Galaxis

TS 39: Bürger der Galaxis

Titel: TS 39: Bürger der Galaxis
Autoren: John Brunner
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wurden die Fenster undurchsichtig, dieTüren des Kleiderschrankes glitten zurück und zeigten dem Blick des Beschauers eine Auswahl von Kostümen, die er für Karneval bestellt hatte. Als er prüfend mit den Fingern über die Seide und die Pailetten fuhr, kam er sich seltsam verloren vor.
    Irritiert nahm er wahllos eines der Kostüme heraus und warf es über einen Stuhl. Er schlüpfte aus seiner Alltagskleidung und ging zum Badezimmer, das sich an sein Appartement anschloß, um sich zu erfrischen.
    Als er unter der Dusche hervortrat, ging er in den Trockenraum hinüber und trat vor den mannshohen Spiegel. Nachdenklich betrachtete er sich. Das bist du also, sagte er zu sich. Das ist Derry Horn, zweiundzwanzig Jahre alt.
    Er sah einen dunkelhaarigen jungen Mann mit bleicher Haut und dunkelblauen Augen; um denvollen Mund lag ein deutlich sichtbarer Zug der Verweichlichung. Die Blässe seiner Haut und sein dunkles Haar ließen seine Wangen und das Kinn beinahe blau erscheinen. Er bemerkte einige Bartstoppeln, die selbst dem besten Haarentferner getrotzt hatten.
    Er legte eine Hand auf die linke Wange und überlegte, welch atavistischer Zwang die Männer sich noch immer unmännlich vorkommen ließ, wenn ihnen kein Bart wuchs, obwohl sie doch soviel Zeit darauf verwandten, diesen am Wachsen zu hindern.
    Vielleicht war es nur deshalb, weil sie irgend etwas haben mußten, was sich ihrem Willen nicht beugte. Auf dieser disziplinierten Welt gab es, weiß Gott, wenig genug, was den Launen der Menschen trotzte.
    Als er merkte, daß er trocken war, verließ er die Kabine. Sobald sein Gewicht nicht mehr auf dem Boden lastete, hörte das leise Zischen der Heißluftdüsen auf.
    Bei seiner Rückkehr ins Zimmer kam ihm das Kostüm, das er ausgewählt hatte, nur noch lächerlicher vor. Als er sich jedoch nach dem noch immer offenen Kleiderschrank umblickte, sah er nichts, was ihm mehr zugesagt hätte. Er ließ sich in einen Sessel sinken und zündete eine Zigarette an. Er war, weiß Gott, nicht in der besten Laune und das auch noch in der ersten Nacht der Karnevalswoche!
    Der Gedanke kam ihm, daß Alkohol das vielleicht ändern würde, und rasch rief er nach einem Kellner, der auch sofort erschien. Der Kellner trat vor seinen Sessel und blieb mit fragendem Gesichtsausdruck stehen, von Horns Nacktheit völlig unbeeindruckt. Sein schlanker Plastikkörper war ebenfalls unbekleidet.
    „Ich mochte etwas, was mich aus meiner niedergeschlagenen Laune herausreißt“, sagte Horn scharf. „Was schlägst du vor?“
    Der Kellner zögerte. „Ich bin nicht ermächtigt, Mittel gegen Krankheiten vorzuschreiben, Sir“, antwortete er in bedauerndem Tonfall. „Vielleicht –“
     „Ich bin nicht krank!“ schnitt Horn ihm das Wort ab. „Ich möchte irgendein anregendes Getränk, das beste, das ihr hier habt.“
    „Ich könnte Ihnen das teuerste bringen“, schlug der Kellner mit zweifelndem Tonfall vor. „Das würde wohl das beste sein. Um jedoch ehrlich zu sein, muß ich Ihnen sagen, daß ich von verschiedenen Gästen gehört habe, daß preisgünstigere Getränke ihrem Geschmack mehr lagen.“
    „Es wäre hier vielleicht einfacher, wenn die Hotelleitung Androiden als Kellner beschäftigen würde statt Roboter“, rief Horn verärgert. „Zumindest hätten diese annähernd eine Ahnung davon, wie die Getränke schmecken.“
    Mit leisem Protest antwortete der Kellner: „Wenn Sie gestatten, dann möchte ich Sie berichtigen. Auch das würde nichts nützen. Wie Sie wissen, ist es den Androiden verboten, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen.“
    „Das könnte man schon umgehen“, sagte Horn mit der Miene eines Mannes, der schon viele Vorschriften umgangen hat, und das war bei ihm auch der Fall. Er war ein wohlhabender Mann, selbst wenn man berücksichtigte, daß man sich in einem Zeitalter der allgemeinen Wohlhabenheit befand. „Aber das hätte ja nicht viel Sinn, denn nach einem Schuß Alkohol wären deine ganzen Stromkreise beim Teufel.“
    Plötzlich kam ihm die Lächerlichkeit der Situation zum Bewußtsein, sich mit einem Roboter in einen Disput einzulassen. Er begann laut zu kichern. Der Kellner kam zuvorkommend auf ihn zu, doch er winkte ab.
    „Sie haben mir nicht gesagt, welches Getränk Sie wünschen“, sagte der Kellner.
    „Spielt keine Rolle“, antwortete Horn und stand auf. „Vergiß es!“
    „Es ist mir körperlich nicht möglich, etwas zu vergessen“, sagte der Kellner stolz. „Es ist so, daß man ziemlich lange Zeit
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