Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 39: Bürger der Galaxis

TS 39: Bürger der Galaxis

Titel: TS 39: Bürger der Galaxis
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
es ihm, einzuschlafen.
    Als er erwachte, hatte sich etwas im Zimmer geändert. Zunächst konnte er nicht feststellen, worin die Änderung bestand und schrieb es der Tatsache zu, daß er daran gewöhnt war, während der Karnevalszeit in seinem eigenen Zimmer oder bei Freunden aufzuwachen, während er jetzt zum erstenmal in einem Hotel in einer fremden Stadt die Augen öffnete.
    Aber das war es nicht. Er fühlte sich durch die nagende Ungewißheit so beunruhigt, daß er sich im Bett aufrichtete und um sich starrte. Schließlich stellte er fest, was die Ursache seiner Beunruhigung war. Sie war nur winzig, aber bedeutungsvoll.
    Während er geschlafen hatte, war jemand in seinem Zimmer gewesen – wahrscheinlich Dordy –, denn auf dem kleinen Tisch am Kopfende des Bettes, auf dem er nichts außer einer Packung Zigaretten und einem Taschentuch hatte liegen lassen, lag die graue Brieftasche aus Metallgewebe, die Lars Talibrand gehört hatte.
    Er öffnete die Fenster, nahm eine Zigarette, zog das kleine Buch aus der Umhüllung und durchblätterte dessen Seiten. Die Namen der fremden Welten, auf denen Talibrand ein willkommener Gast gewesen war, lösten beim Lesen einen seltsamen erregenden Klang aus.
    Wie mochten sie aussehen? Als Student war es ihm in kurzen, oberflächlichen Worten erzählt worden. Er runzelte die Stirn und versuchte angestrengt, Tatsachen mit Namen zu verbinden. Creew’n Dith. Etwas an diesem Namen ließ ihn an warmen Regen oder kalte Windstöße denken, die über Bergketten fauchten. Arthworld. Hier wiederum sah man Wellen vor dem geistigen Auge auftauchen, die sich an langen Ufern brachen und ihren weißen Gischt auf weißen Sandstrand schleuderten.
    All das lag dort draußen – Lebewesen mit ihrem eigenen Lebensrhythmus, mit ihren eigenen Sitten und Gebräuchen, mit Liebe, Haß und allem anderen, was Menschen taten, jedoch nicht so, wie er selbst, denn sie lebten weit entfernt in einem anderen Kosmos.
    Er fühlte eine beinahe schmerzhafte Wandlung in seiner geistigen Einstellung, als bemächtige sich jemand seines Bewußtseins und risse es gewaltsam aus den gewohnten Bahnen. Er konnte sich die Erde vorstellen, Mutter Erde, wie eine Witwe, die sich damit zufriedengab, sich zu erholen, mit ihrem Schoßhund zu spielen und ihre ganze Beschäftigung in kleinen Dingen zu suchen, während ihre Söhne hinausgingen und anderswo Eroberungen machten.
    Dieser Mann namens Talibrand …
    Horn blätterte zu der Seite am Anfang des Buches zurück, auf der das Plastibild zu sehen war. Es war jetzt vollkommen zu grauer Farbe verblaßt. Lars Talibrand war nicht mehr. Dennoch hatte er sich zu einem so bedeutenden Mann gemacht, daß Feinde ihn von Welt zu Welt und sogar bis zur Erde jagten, wo sein Begleitbrief galaktischer Bürgerschaft ihn nicht mehr schützen konnte! Aber wenn dieser Mann so bedeutend war, dann mußte er auch Freunde besitzen – Freunde, die ihm über den Tod hinaus die Treue bewahrten …
    Ein Entschluß begann sich in ihm zu formen. Er blätterte zurück zur letzten abgestempelten Seite in dem Büchlein, und seine Augen nahmen einen verlorenen Blick an, als er über den Namen hinweg in die Wirklichkeit blickte, die er symbolisierte.
    Newholme. Das war ein gutklingender Name. Ihm haftete nicht der exotische und romantische Klang von Creew’n Dith, Arthworld oder Lygos an, aber dennoch war er anders als der schale Klang des Namens Erde.
    Sein Entschluß nahm festere Formen an, und einen Augenblick fragte er sich verwundert, ob es aus einer Vorahnung heraus geschehen war, daß Dordy gestern so seltsam gesprochen hatte.
    Vielleicht, aber das spielt ja gar keine Rolle. Er würde jedenfalls nach Newholme gehen.

 
6. Kapitel
     
    Eine fieberhafte Erregung erfaßte ihn, die nur durch das kühle Erstaunen über seinen eigenen Wagemut etwas gedämpft wurde. Er sprang aus dem Bett und rief nach einem Dienstroboter, dem er befahl, Dordy zu suchen und auf sein Zimmer zu schicken.
    Er hatte bereits geduscht, sich angezogen und seine Halsbinde am Ausschnitt seiner Jacke zurechtgezupft, als der blauhäutige stellvertretende Geschäftsführer an die Tür klopfte und kurz darauf eintrat.
    „Sie ließen mich rufen, Mr. Horn?“
    „Jawohl.“ Horn wandte sich vom Spiegel ab. „Ich reise ab.“
    Dordy nickte. „Haben Sie für die restlichen Tage des Karnevals eine bessere Unterkunft gefunden?“
    „Der ganze Karneval ist mir über.“ Horn verlieh den Worten abgemessenen Nachdruck. „Ich bin die Leute über,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher