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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Knochenformen der Füße und Beine. Nord sah scharf hin und bemerkte, wie das Bild der Zehennägel feste Substanz wurde.
    Margaret ging näher an Claras Kabine heran. Das Häutchen hatte die halbzerstörte Gesichtshälfte nachgezeichnet, und das feine Gewebe wurde immer dichter. Es sah aus, als wenn ihr langsam ein Teil des Kopfes nachwüchse. Auf einem Tisch, der gleich neben der Kabine stand, war ein Bild Claras. Es sah aus, als wenn Schaeffer es als Muster für die Wiedergeburt verwendete.
    Es gab Science Fiction-Geschichten über Leute, die auf ihren überlichtschnellen Flügeln zwischen den Sternen ihre Körper in Energie verwandelten. Hatten sie ihr Ziel erreicht, nahmen sie eine Rückverwandlung vor.
    Hier wurde das gleiche Prinzip nur für einen anderen Zweck angewandt. Margaret kleidete ihre Gedanken in Worte:
    „Als wir durch jenes Rohr gingen, nahm uns irgendeine Kraft vielleicht ein Zehntausendstel der Substanz unserer Arme, Beine und lebenswichtigen Körperteile – und leitete sie zu den verwundeten Körperteilen der Harwells. Es wurde so wenig von jedem Menschen genommen, daß niemand gesundheitlich geschädigt wurde. Wir fühlten uns nur ein wenig müde und abgespannt. Die in Energie umgewandelte Materie floß durch die Kabel hierher in diese Kabinen. Und hier wird sie zurückverwandelt in Materie, nämlich in menschliches Fleisch, Knochen, Muskeln und Blut. Der Vorgang ähnelt einer Bluttransfusion. Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich kann mir vorstellen, daß es so ist.“
    Nord nickte. Schließlich sprach Schaeffer: „Ja, das ist es, woran ich so lange gearbeitet habe. Die fleischliche Unsterblichkeit, die durch einen Gewaltakt zerstört werden kann, läßt den Menschen den Tod mehr fürchten als jemals zuvor. Diese Angst treibt die Vorsicht bis zur Feigheit und Verweichlichung. Wenn das, was ich jetzt vorhabe, gelingt, kann ich den Körper eines jeden Menschen bis zur kleinsten Zelle wieder herstellen. Sogar die individuellsten Teile des Gehirns, von denen man sagt, daß ihnen die Persönlichkeit innewohnt. Daher wird nach einem gelungenen Experiment die Angst vor dem Tode abnehmen und mit ihr die übertriebene Vorsicht, Feigheit, Verweichlichung – und Flucht aus der Wirklichkeit. Wenn das hier gelingt, haben wir die Antwort auf all unsere Schwierigkeiten.“
    Schaeffers Stimme klang sehr ernst. Seine Absichten schienen den Anwesenden jetzt nicht mehr unklar und verschwommen. Er zeigte sich einer Legende würdig. Aber er wirkte sehr menschlich.
    Die Besucher warteten, bis der Wiederherstellungsprozeß abgeschlossen war. Aber das bedeutete noch nicht den Erfolg. Die Körper waren wieder vollständig, aber ob sie wieder leben würden …
    „Bitte, gehen Sie jetzt“, sagte Schaeffer. „Wir müssen jetzt abwarten.“ Seine Stimme klang plötzlich müde und erschöpft.

 
17. Kapitel
     
    Nord, Marge und Carpenter warteten draußen mit der Menge. Im Morgengrauen wurde die Nachricht von einem der Wächter über das Mikrofon verkündet: „Die Patienten sind wohlauf.“
    Die Dämmerung, die den neuen Tag einleitete, war anders als sonst. Alle waren froh. Eine neue, glückliche Zukunft brach an. Das Leben einer berühmten und beliebten Familie war gerettet worden. Der übertriebene Gebrauch des Sensipsych zum Vergnügen wurde als trügerisch und gefährlich erkannt. Nach der Unruhe regierte wieder der Frieden. Das Volk hatte zur Wirklichkeit, zum Leben zurückgefunden. Sogar der mysteriöse Mathais mußte mit dieser Entwicklung einverstanden sein.
    George Schaeffer hatte den Tod besiegt. Aber wohin führte dieser Fortschritt? Würde die Ungewißheit der Zukunft – mit den Massen der Armen und einer Minderzahl an wohlhabenden Ausbeutern – wieder den geschäftlichen Konkurrenzkampf aus alten Zeiten heraufbeschwören?
    Nord und seine Freunde – und bestimmt jeder erwachsene Mensch in der Menge blickte in die zarte Morgenröte und –dachte an das gleiche Problem. Sie alle waren von einer Gelassenheit erfüllt, die niemals zu Ende zu gehen schien. Das Leben würde weitergehen, vorwärtsstreben, aufbauen und zerstören. Auch der uralte mathai’sche Geist der Zerstörung würde weiterleben. Würde es gelingen, die Menschheit zu beschäftigen und zufriedenzustellen und diesen Hang zum Bösen auszuschalten?
    Die Menge wartete vor den Ruinen des Ajax-Turmes.
    George Schaeffer hatte gerade einen überwältigenden Sieg errungen. Er war der Mann dieser Stunde.
    „Wir wollen Schaeffer sehen!“
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