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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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,Materie-Energie-Materie’. In dieser Richtung liegt unser Problem. Aber ob ich es schaffen werde, hängt noch von vielen anderen Fakten ab und von der Unterstützung durch viele andere Menschen.“
    Nord wußte nicht genau, worauf der Wissenschaftler eigentlich hinaus wollte.
    „Ich sprach mit Harwell“, fuhr Schaeffer fort. „Er war bei mir, bevor er zum Jupiter startete. Wir sprachen von den Funden auf Ganymed. Nord, es müssen Sensipsych-Aufnahmen vom Jupiter existieren. Egal, was sie im einzelnen enthalten, sie können uns vielleicht helfen. Wir müssen sie der Welt zeigen. Und wenn die Menschen dann das hier noch sehen …“
    Er schwieg und starrte auf die Überreste der Harwells.
    Nords Überlegungen führten keinen Schritt weiter. Mit dem reinen Verstand mußte er Schaeffer recht geben. Was dieser Mann soeben angedeutet hatte, schien überhaupt die einzige Möglichkeit zu sein, etwas Nützliches zu unternehmen. Trotzdem fragte er sich, ob er nicht auf eine gefährliche Demagogie hereinfiel.
    „Ich hoffe, Sie meinen es ehrlich“, knurrte er und holte beinahe gegen seinen Willen die Kassetten mit den Sensipsych-Aufnahmen aus der Tasche. „Bitte, nehmen Sie die, Doktor! Wie kann ich Ihnen helfen?“
    „Indem Sie mich jetzt ganz allein lassen“, antwortete der Wissenschaftler ziemlich brüsk. Seine demütige Haltung war plötzlich wie weggewischt. Er schien alles vergessen zu haben – bis auf seine Aufgabe. Er schien ein anderer Mensch geworden zu sein, ein Mensch, der sich nur mit Abstraktionen, mathematischen und medizinischen Problemen beschäftigte. Nord hatte ein ungutes Gefühl, als er daran dachte, daß von einem solchen Menschen das Schicksal einer Welt abhängen könnte.
     
    Es war Nacht. Sie waren wieder in Harwells Schiff. Carpenter sagte:
    „Verdammte Wartezeit. Schlimmer als ein Vater, der auf die Geburt eines altmodischen Babys wartet. Die Regen werden nicht vor zwei Uhr mittags beginnen. Wollen wir ein bißchen im unzerstörten Stadtteil Spazierengehen?“
    „Kannst du ja machen“, murmelte Nord müde, „ich schlafe und warte hier.“
    Aber sobald der Jüngling gegangen war, stand Nord auf und suchte ein Visiphon. Um ein Gespräch über eine weite Entfernung zu bekommen, brauchte er nur ein paar Knöpfe zu drücken. Er rief im Hause seines Schwiegervaters an. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht einer Frau – Margaret. Ein bißchen müde und erschöpft, aber schön. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich jetzt; er sah Überraschung, Schuld und Freude.
    „Anson!“ rief sie. „Du bist gesund und in Sicherheit?“
    „Sicher“, erwiderte er. „Wie sehe ich aus, Margaret?“
    „Furchtbar, du bist ja dünner geworden!“ lachte sie.
    „Was habt ihr gemacht, Marge?“
    „Wir haben hier Kinder versorgt, die ihre Eltern verloren haben. Dutzende von Kindern. Nun, genauer gesagt, sind es siebenunddreißig. Natürlich ist es sehr anstrengend, aber es macht Spaß. Ich hatte nicht einmal Zeit, mir einen Tanztraum anzusehen. Anson, es tut mir leid, daß ich weggelaufen bin. Ich habe einfach die Nerven verloren und mußte die ganze Zeit daran denken. Ich habe mich verändert. Ich würde es jetzt nicht wieder tun.“
    Sie war wirklich anders geworden. Sie sah so müde und abgespannt aus, weil ihr der Schlaf und die Ruhe fehlten. Aber ihre Augen leuchteten und verschönten ihr Gesicht auf eine ganz besondere Weise. Man sah ihr an, daß sie ihre Arbeit wirklich befriedigte.
    „Anson“, bat sie, „kannst du nicht sofort herkommen? Wir könnten so vieles tun, uns alles erzählen und …“
    „Ich weiß, Marge“, antwortete er. „Liebling, ich würde gern kommen. Aber ich habe hier noch etwas zu erledigen. Es brennt mir unter den Nägeln. Vielleicht morgen. Auf Wiedersehen!“
    Er hatte ein wunderbares Gefühl. Nur ganz am Rande dachte er daran, daß dies vielleicht nur die Wiedersehensfreude war, und daß das alte Lied eines Tages wieder beginnen würde …
    „Um Himmels willen, was hast du denn zu tun?“ fragte Margaret. „Was machst du überhaupt?“
    „Vor zehn Minuten habe ich mit George Schaeffer in seinem Laboratorium gesprochen.“
    „Mach keine Witze!“
    „Wer macht Witze? Davor war ich mit Ellwynn Carpenter auf Jupiter.“
    „Hör auf, Liebling!“
    „Ehrlich, Darling!“ sagte Nord, und seine Stimme ließ jetzt keinen Zweifel mehr zu. „Es sind viele verrückte Dinge inzwischen passiert. Mathais und Corliss sind ein, und derselbe Mann, und er ist immer noch frei.
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