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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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erklang es in der Menge.
    Es sind immer die gleichen Stimmen, die aus der Menge herausschreien, aber dieses Mal dachten alle das gleiche. Schließlich erschien Schaeffer. Er sah in dem kleinen, halb zerstörten Turmfenster winzig und unscheinbar aus. Er sprach über die Lautsprecher.
    „Ich beabsichtige nicht, jemanden zu führen. Ich bin nicht dazu geboren. Die Geschichte hat gezeigt, daß es nicht gut ist, einem Anführer in allem zu folgen. Ich beabsichtige auch nicht, für jemanden zu denken. Und wenn es für uns ein großes Problemgibt, so kenne ich die Antwort nicht. Für einige Leute gibt es kein Problem mehr, weil sie sich für nichts mehr interessieren. Sie sollten für alle ein warnendes Beispiel sein.
    Das Leben hat sich in den letzten beiden Jahrhunderten verändert. Aber die Freude am Leben ist die gleiche geblieben. Liebe, Freundschaft, Schönheit, der Drang nach der Vollendung, die Freude zu lernen. Das meiste schließt Anstrengung und Mühe mit ein, etwas Fremdes in dieser Zeit der Bequemlichkeit. Anstrengungen und Mühe sind nicht nur in einen schlechten Ruf gekommen, sie sind vergessen worden, und doch ein wichtiger Bestandteil auf dem Wege zum Lebensziel. Laßt uns wieder aus Freude an der Arbeit schaffen! Laßt uns aufhören, eine Generation von Menschen zu sein, die nur Teile ihrer Technik, ja sogar ihr Werkzeug sind!
    Wir lieben das Leben. Wir halten es für wunderbar. Und in dieser Tatsache liegt ein Sinn, der niemals aufhören wird zu existieren. Wenn das Leben lobenswert ist, dann ist es auch wert, anderen geschenkt zu werden. Dann ist der alte Drang, sich immer weiter auszubreiten und die Sterne zu erreichen, kein trauriger Scherz oder makabre Sinnlosigkeit, sondern etwas ganz Großes.
    Es gibt ungeborene Generationen, die fast einer Unsterblichkeit entgegensehen können. Es gibt unermeßliche Weiten, in denen Menschen wohnen könnten. Es gibt tote Welten, die bewohnbar gemacht werden können. Wenn das ein Scherz für die Weltklugen unter Ihnen ist, wenn Ihnen das nichts sagt, dann hat es nie einen Sinn gegeben, seit das Leben begann.
    Dann war alles, war unsere Vorfahren für uns erreichen wollten, sinnlos. Dann gibt es keine Großmut und keine Dankbarkeit. Dann mag das schicksalhafte Gerücht eines Roboterstaates, einer Technik, die uns vollkommen beherrscht, eines Tages Wirklichkeit werden …“
    Als Schaeffer schwieg, verharrte die Menge atemlos, bis auf ein paar Schwachköpfe, die an seinen Worten etwas Lächerliches suchten. Schaeffer wurde jetzt rücksichtslos offen. In dem Fenster der Ruine sah er kleiner als jemals zuvor aus. Gar nicht wie ein allwissender legendärer Mann.
    „Warum sage ich das alles?“ fragte er zornig. „Das alles ist nichts Neues für Sie. Nichts, was Sie nicht selbst herausfinden könnten, wenn Sie nur Ihr Gehirn ein bißchen anstrengten. Wir hatten alle eine schwere Nacht und sind sehr müde. Vor mir liegen tausend Jahre schwerer Arbeit. Ihre Probleme sind und bleiben die Ihren. Besinnen Sie sich auf sich selbst! Ich wünsche Ihnen viel Glück. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen …“
    Die kleine Gestalt verschwand aus dem Fenster. Nord und seine Frau wußten, wie die Dinge standen. Schaeffer war groß, gewiß. Aber angesichts dieser Menge war er nur ein Mensch, der aus seinem Tätigkeitsfeld herausgerissen worden war. Er war ein Ausdruck dieser Zeit, genau wie der Schwächling Burris und der fanatische Mathais, der alles mit grausamen Methoden ändern wollte. Es schien keinen allwissenden Anführer für die Menschen zu geben. Und von Mathais schien im Augenblick keine Gefahr zu drohen. Was er wollte, war eingetreten: die Menschen hatten zur Wirklichkeit zurückgefunden.
    Ein paar Worte des bekannten Wissenschaftlers konnten sicherlich nicht alle Probleme einfach hinwegfegen.
    „Was sollen wir jetzt tun, Anson?“ fragte Margaret. „Vater suchen und nach Hause fahren? Die Heimkehr ist wunderbar nach all diesen Aufregungen. Unsere alten Freunde wieder sehen! Oder sollen wir lieber noch hierbleiben und beobachten, was geschieht? Ob die Menschen wirklich ein neues Zeitalter beginnen?“
    „Ich glaube, wir bleiben doch noch ein wenig hier, Marge“, sagte Nord sanft, obwohl er auch gern nach Hause wollte.
    Ellwynn Carpenter war optimistisch. „Ich werde weiter Medizin studieren“, grinste er. Sie wünschten ihm Glück.
    Bald sahen sie weitere Anzeichen in der wartenden, aufgeregten Menge. Sie beobachteten einen großen Mann, der mit grimmigem
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