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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Oberarm. Die daran befestigten Behälter und Apparate versorgten sie intravenös mit Nahrung und übernahmen gleichzeitig die Überwachung des Stoffwechsels sowie die oxydasische Versorgung des Blutes. Der Schlaf kam einer Überwinterung gleich. Der Körper arbeitete auf einer metabolisch stark verminderten Stufe.
    Anson Nord schaltete ein. Margaret griff nach seiner Hand, als die Wirklichkeit um sie verblaßte. Dann hörten sie Bob Harwells Stimme. Sie war voll Wohlklang.
    „Meine sehr verehrten Damen und Herren“, erklärte er. „Liebe Freunde und Fans!“ Seine Stimme klang theatralisch. „Bevor wir mit unserem Intermezzo auf Merkur fortfahren, lassen Sie mich bitte kurz über das nächste Harwell-Abenteuer sprechen. Es wird uns tief in die giftige Atmosphäre des Giganten Jupiter führen, den bis heute keines Menschen Fuß betreten hat. Selbst die Harwells sind noch nicht dort gewesen. Aber ich bin sicher, es wird unser größtes Abenteuer werden. Aus den Ruinen der eingefrorenen Jupitermonde Ganymed und Kallisto haben wir gewisse Hinweise erhalten, so daß unsere Reise nach Jupiter eine Suche nach unbeschreiblichen Wundern sein wird. – Bevor wir nun unser Merkur-Abenteuer fortsetzen, lassen Sie mich daran erinnern, daß Ajax-Robot-Apparate von bester Qualität und unentbehrlich für Ihren Komfort, Ihre Sicherheit und Ihren Frieden sind. Merken Sie sich: Ajax! Kaufen Sie Ajax! Ajax-Sensipsych-Geräte sind von unerreichter Anschaulichkeit. Mit Ajax sind Sie sicher! So erregend Ihre Erlebnisse auch sein mögen, es ist nicht die geringste Gefahr damit verbunden …“
    Der Kommentar endete mit dieser notwendigen Versicherung an jenes Publikum, das trotz seiner Begierde nach Spannung möglichst immer noch in Watte verpackt werden wollte.
     
    *
     
    Und dann fühlten sich Nords auf dem Merkur. In der Zwielichtzone zwischen ewiger Nacht und der glühend heißen Hälfte des Planeten, wo die Strahlen der nahen Sonne stark genug waren, um Blei zu zerschmelzen.
    Anson Nord war Bob Harwell, erfahren und furchtlos. Margaret war Clara, Bob Harwells Frau. Ihre Gesichter jedoch, die sie gegenseitig durch die Blickfenster ihrer Raumanzüge erkennen konnten, waren die eigenen geblieben. Dieser Widerspruch kam durch eine Art psychischer Resonanz ihrer Gehirne zustande. Und da sie selbst keinen Jungen hatten, blieb der zwölfjährige Junge in ihrer Begleitung das, was er war. Nämlich der sommersprossige, freche und gewitzte Joey Harwell.
    Links von ihnen lag der ewige Sonnenuntergang, der auf Grund der 88-tägigen Libration des Merkur nur einen schwachen Wechsel zwischen Dämmerung und Dunkelheit verursachte. Der ständige Staub in der dünnen Atmosphäre verlieh der Sonne am Horizont eine unvergleichliche Pracht.
    Rechts von ihnen lagen die Berge in ewigem Eis, deren höchste Spitzen von Sonnenstrahlen vergoldet wurden. Und vor ihnen der moosige Grund der Zwielichtzone, die sich als schmaler Streifen zwischen zwei schaurigen Höllen rings um den Planeten hinzog. Links die Hitze eines Hochofens, rechts die Kälte des Weltraums.
    Jenseits einer weiten Fläche, auf der es von Felsblöcken und kaktusartigen Pflanzen wimmelte, ragte der transparente Dom von Merkur-City in den Himmel.
    Nord hörte, daß Joey Harwell ihn durchs Helmradio ansprach.
    „Los geht’s! Wir wollen nach Korolow, der alten Hauptstadt der ausgestorbenen Lubas. Laut Fahrplan eine Stunde. Wir können dort eine Rast einlegen und dann auf den Berg steigen – bis zur Station der Dunkelseite.“
    Wenn sie einen XD-9 oder 10 benutzt hätten, würde Margarets Gesicht nicht dieses schwache Flimmern gezeigt haben. Im übrigen wirkte die Sendung durchaus glaubhaft, wenn auch im Unterbewußtsein noch der Gedanke mitspielte, daß es sich um einen Schwindel handelte.
    Nord wußte von diesem Schwindel. Ein Gefühl der Unzufriedenheit schlich sich in sein Gehirn. Die Faszination, die die Harwells auf ihn ausübten, drang tiefer, als es dieses stellvertretende Raumabenteuer vermochte. Der Genuß der Unterhaltung verblaßte hinter den eigentlichen Tatsachen. Seine Bewunderung galt jener modernen Familie Harwell, die das alles als eine gefahrvolle Realität erlebte. über ihm spiegelte sich der Sonnenuntergang auf den Flanken eines Raumschiffes. Aus seinem Bug schoß ein blau-weißer Feuerstrahl, der es nach und nach bis zur Landegeschwindigkeit abbremste.
    Das Feuer erinnerte Nord daran, daß vor mehr als zwei Jahrhunderten die A-Bombe erfunden worden war, mit der man
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