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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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bei vielen anderen. Trugen nicht die harmlosen Durchschnittsbürger alle diesen verborgenen Fanatismus mit sich herum?
    Anson Nord beobachtete die Gesichter ringsum. Die meisten seiner Nachbarn kannte er als grundsätzlich aufrichtige Leute. Er wußte, daß seine Sorgen die ihren waren, und daß auch sie nach einer besseren Lösung suchten – auch wenn sie kaum zu finden war. Sie waren Gefangene ihrer Unvollkommenheit im Zeitalter der Vollkommenheit. Und ihre Ohnmacht erschreckte sie.
    „Vielleicht sollte ich noch einmal mit allem Nachdruck vorschlagen“, sagte Nord, „daß alle Sensipsychs vernichtet werden, genau wie die Fabriken und Radiostationen.“
    Melton Harms, der auffallend engstehende Augen hatte, grinste zynisch.
    „Ich meine gehört zu haben, Nord, daß einige Leute kürzlich versucht hätten, eine gemeinsame Aktion in dieser Richtung zu starten. Aber solange die Menschheit lebt, ist es niemals möglich, sie unter einen Hut zu bringen.“
    „Mag schon sein, daß die Beseitigung des Sensipsych nicht gerade die Ideallösung ist“, antwortete Nord. „Kürzlich fand ich ein Flugblatt, das von einer Gruppe herausgegeben wurde, die sich selbst ,Gesunder Menschenverstand’ nennt. Die sind zum Beispiel der Meinung, der Sensipsych sei sehr brauchbar in der Therapie und allgemein lehrreich. Besonders habe er einen außerordentlichen Wert für die Unterhaltung, wenn er mit einer gewissen Mäßigung benutzt wird. Hören Sie zu, was man wörtlich schreibt: Jegliche Absicht, auch nur den geringsten Beitrag des Fortschritts zu beseitigen, hat niemals eine Rechtfertigung zu beanspruchen. Vielmehr muß es einem jeden angelegen sein, daß der technische Fortschritt jederzeit gesichert bleibt.“
    Der ,Gesunde Menschenverstand’ lehnt also eine Radikallösung hinsichtlich der gegenwärtigen Ausschweifungen und Probleme ab und appelliert statt dessen an unsere Vernunft, Maß zu halten.“
     
    *
     
    Keineswegs hatte Nord seinen Sinn für Humor verloren. Mag sein, daß er unrecht tat, aber es war die einzige Möglichkeit, den Nachbarn die Zuversicht zu erhalten, wenn er die unentschiedenen Zukunftsprobleme zunächst etwas verwischte.
    „Früher waren es Krankheit, Machtgelüste und Ungerechtigkeit, gegen die es zu kämpfen galt“, lachte er. „Aber das ist jetzt alles erledigt. Mit dem Sensipsych sind wir im Nirwana, dessen einziger Fehler es vielleicht ist, daß die vielen schönen Dinge dort zu schön sind. Aber wir sind ja noch Menschen, wir haben noch Energie. Wir wollen noch etwas tun und auch noch um etwas kämpfen. Wir können einen Haufen Dreck in einen großen Hügel verwandeln. Wenn er zweihundert Meter hoch ist, treten wir ein Stück zurück und bewundern ihn. Und wir haben unseren Stolz, wenn wir sehen, was für einen hübschen netten Hügel wir gemacht haben.“
    „Großartig!“ bemerkte Melton Harms zynisch. „Sogar die Kolonisierung der Planeten aller Sterne und Milchstraßen würde kaum mehr kosten als der Haufen Dreck, den wir ohne Sinn und Verstand aufschütten. Keins von beiden brauchen wir wirklich. Aber jetzt habe ich mich genug geärgert. Ich sehne mich nach einem Stückchen Natur und werde Florida besuchen. Es ist schon ulkig, wenn ich mir Florida mit meinem alten XD-8 ins Haus hole, ohne die Unbequemlichkeiten der langen Reise. Übrigens, Nord, ich habe neulich ein paar verbotene Traumbänder ergattert. Kommen Sie mal bei Gelegenheit herüber, daß wir sie zusammen durchgehen.“
    Anson Nord lächelte nachsichtig.
    Als Mensch einer alten Zivilisation war Nord tolerant, anständig und in gewisser Weise auch klug. Es war schwer, ihn zornig zu machen. Er wußte, daß er weit davon entfernt war, so zu sein wie Bob Harwell von der Harwell-Familie, jener verwegenen raumreisenden Gemeinschaft, deren Abenteuer auf Traumbändern zur Erde geschickt wurden, wo der Sensypsych-Sender für die Verbreitung sorgte. Es gab Millionen Harwell-Fans. Nord war einer von ihnen.
    „Nun, Leute“, grunzte Nord. „Man könnte vielleicht sagen, wen die Dekadenz stört, der sollte mit den Harwells zusammen in den kochenden Wüsten des Merkur arbeiten. Hmm?“
    Harms lachte rauh. „Natürlich“, entgegnete er. „Ich brauchte mir dann nur ein Pferd und einen antiken Cowboy-Anzug zu besorgen, und schon wäre ich so gut wie der alte Ein-Schuß-Dixon.“
    Nord bezweifelte stark, daß er den Mut und die Energie zu den Taten hatte, die die Harwells vollbrachten. Und deshalb bewunderte er sie um so mehr. Er hockte
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