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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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sich wieder hin, um die Kontrollschaltung des Rasenmähers in Ordnung zu bringen. Er bemerkte bald, wie die Ansammlung der Nachbarn sich langsam verlief.
    „Was ist Ihr Lieblingsprogramm?“ fragte jemand einen anderen.
    „Meines? Ich schwärme für die Harwells und die Reihe ,Auferstandene Geschichte’. In der letzten Folge war ich Imhotep, der Physiker und Ingenieur, der die erste ägyptische Pyramide baute. Das nächste Mal werde ich ein seefahrender Händler aus dem alten Kreta sein. Und übrigens – die haben auch den alten Tarzan wieder aufleben lassen. Seine Rolle hat Charley Roberts übernommen.“
    Auch die letzten gingen auseinander. Carpenter vielleicht mit ein paar guten Ideen, und Mrs. Kovis mit dem Wunsch, so schnell wie möglich wieder in einer Traumoper aufzutreten. Melton Harms schnippte spottend mit den Fingern und zog sich zu seinen illegalen Sensipsychbändern zurück. Dave Clinton sah aus, als ob man ihn erschreckt hätte.
    „So long“, murmelte er.

 
2. Kapitel
     
    Allein zurückgeblieben, beendete Nord die Reparatur der Mähers und beobachtete, wie er pflichtschuldig auf das Grundstück zufuhr, wo seine Besitzer unter einem seichten Zauber – weit weg von allen unerfreulichen Tatsachen – den Sensipsychtraum genossen. Nord fühlte sich wie ein Fremder unter Lotosessern. Es hatte keinen Zweck, sich hier noch länger aufzuhalten. So ging er zurück zu seinem eigenen netten Häuschen, das ihn mit einer Menge von dienstbarem Luxus erwartete.
    Als er eintrat, versuchte seine Frau Margaret gerade, eines der alten Bücher zu lesen. Der Nachteil lag auf der Hand. Bücher waren eine trockene Angelegenheit. Man mußte ihnen mit einer wahren Einbildungskraft Zeile für Zeile folgen. Und das war beschwerlich.
    Margaret war schön wie alle Frauen ihres Zeitalters. Sie war auch intelligent. Für Nord erschien sie als die einzige wahrhafte Wirklichkeit inmitten einer Welt der Träume.
    Als er das Wohnzimmer betrat, legte sie das Buch weg. Ihre großen, dunklen Augen sahen ihn an. Und in ihrem Blick spürte er die Sehnsucht nach etwas Neuem, das sie die Hohlheit ihrer Tage vergessen lassen konnte.
    „Ich habe euch vom Fenster aus zugesehen“, sagte sie. „Hat jemand etwas Besonderes erzählt?“
    „Es ist mehr oder weniger immer dasselbe“, antwortete Nord und wußte selbst nicht, ob er ihr nur auswich.
    „Eben kamen die Nachrichten“, sagte Margaret. „Die waren genauso langweilig.“
    Es gehörte der geschichtlichen Vergangenheit an, daß man in den Nachrichten erregende Tatsachen hörte. Heute waren sie dazu da, jedes Unglück zu verheimlichen und eine mögliche Unruhe im Volk zu verhindern. Nord hatte kaum beachtet, was Margaret gesagt hatte. Sie schaute ihn sanft an, als ob sie nach etwas suchte, was ihr seine Nähe glaubhaft machte.
    „Wir sind Idioten, daß wir soviel denken. Wir sollten uns einen neuen XD-10 anschaffen. Alle Leute werden bald einen haben.“
    „Und du auch, Marge?“ Er lachte. „Frauen sind Konformisten. Was die Masse tut, muß richtig sein.“
    „Dem einen recht, dem anderen billig“, antwortete sie. „Es ist Weltstaatstag, und wir haben ein dreitägiges Wochenende vor uns. Ich möchte die ganze Zeit nur träumen.“
    Sie sah ihn bittend an. „An! Ich werde dich sogar bei einem Harwell-Abenteuer begleiten, wenn wir zwischendurch auch mal an einer schicken Tanzserie teilnehmen.“
    Margaret drehte sich nach einem unhörbaren Takt und lachte. Seit die Experten Gefühl für Rhythmus und Bewegung im Sensipsych konserviert hatten, war ihr Tanzen fehlerlos. Marge konnte im Traum tagelang ohne Unterbrechung tanzen, und ihre Muskeln wurden nicht müde dabei. Nord spürte wieder die Verlockung des Sensipsych – die verführerische Möglichkeit der Flucht aus dem Alltag. Und ihm war mehr denn je klar, daß hinter allem Träumen eine unbekannte Gefahr lauerte.
    Er wollte widerstehen. Aber welche Aufgabe erwartete ihn hier zwischen seinen Nachbarn, die dieselben Probleme hatten? Er konnte seinen Garten pflegen und die Blumen begießen. Doch die Automatik konnte es noch besser als er. Vielleicht ließ sich Margaret überreden, mit nach Kalifornien zu fliegen. Aber auch Kalifornien war nichts Neues mehr für sie.
    „Okay, Marge!“ sagte er.
    Ihr alter XD-8 war ein herrliches Möbelstück. Dazu gehörten zwei weiche Liegen. Anson und Margaret Nord nahmen Platz, lehnten sich bequem zurück und legten die blitzenden Kopfbänder an. Die hohlen Nadeln stießen in den
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