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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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aus fruchtbaren Landstrichen im Nu eine Hölle machen konnte. Damals hatten Menschen gearbeitet und die Sorgen des Lebens und des Krieges ertragen. Und auch sie hatten ihre Freundschaften und ihr Vergnügen gehabt. Vielleicht hatte die Hölle von damals die Menschen sogar weit mehr gegen Unrecht und Bedrückung immun gemacht, als es heute im Zeitalter der Hysterie und Übersättigung der Fall war.
    Nord glaubte zu erkennen, daß die gegenwärtige menschliche Gesellschaft auf der Erde und den kolonisierten Planeten komplizierter denn je geworden war. Und die größte Unbekannte dieser ruhelosen Zeit war gewiß Dr. George Schaeffer, der Erfinder des Sensipsych.
    Nach den Fotos zu urteilen – mit kantig spitzem Gesicht, klaren, leuchtenden Augen und spärlichem Haar – wirkte er einerseits gütig wie der Messias und dennoch wie von Dämonen gehetzt. Vielleicht hielt er sich für einen Herrscher. Vielleicht war er bei all seinem Genius ein unpraktischer Trottel, der die Menschheit verwöhnte, wie ein übernachsichtiger Vater seine Kinder verwöhnt. Vielleicht aber war er alles andere als trottelhaft. Bei einem Genie muß man immer auf das Unerwartete gefaßt sein.
    Margaret stapfte neben Nord durch das Moos. Sie war begeistert von dem nie endenden Sonnenuntergang.
    „Wer kann sich etwas noch Schöneres vorstellen als das?“ sagte sie. Aber es war nicht die wirkliche Margaret, an der Anson diesen Enthusiasmus überhaupt nicht kannte.
    Wie es die im voraus aufgezeichnete Folge des Traumbandes vorschrieb, fühlte Nord, daß sich seine Hand nach einer schmächtigen, gepanzerten Schulter ausstreckte. Er beneidete Joey Harwell – und bemitleidete ihn zugleich. Andere Kinder in diesem Alter spielten Murmeln und Baseball, gingen zur Schule und jagten nicht durch das Sonnensystem, riskierten nicht ihr junges Leben und eine halbe Ewigkeit der Wiederverjüngung. Sie lebten in Sicherheit und Luxus. Oder stimmte es etwa nicht?
    Nord spürte wieder die alten Vorwürfe. Er wußte sogar, daß in den Domstädten des Merkur, die man immerhin als vorderste Front der Menschheit ansehen konnte, sich schon viele dem Sensipsych hingaben. Es war die logische Begleiterscheinung des wissenschaftlichen Fortschritts, daß die Menschen zweck- und nutzlos wurden. Vielleicht sogar überholt und veraltet wie Maschinen.
    Hatte unter diesen Umständen nicht vielleicht gar Ellwynn Carpenter recht, der sich die Anarchie herbeiwünschte?
    Nords Gedanken arbeiteten weiter, während er mit dem Sensipsych traumwanderte und verschiedene Ruhepausen in den Camps einlegte. In einem Lager wechselte die Szene plötzlich für eine Zeit. Marge und er tanzten zu sanfter Musik, wie sie es liebte.
    Dann wieder stiegen sie mit Joey in die Eisberge und kletterten über gefährliche Abgründe. Schließlich erreichten sie die Station auf der Dunkelseite, wo sie sich dem Genuß eines perfekten pantomimischen Mittagessens leisteten. Und Nord vergaß wieder einmal seine sorgenvollen Gedanken über soviel gastronomischem Vergnügen.
    Doch seine Zufriedenheit wurde jäh unterbrochen. Plötzlich fühlte er eine Beklemmung in der Brust, die nicht zur Vision des Traumes gehören konnte. Es wurde ein Schmerz daraus. Mehr noch! Die Bildprojektion in seinem Gehirn nahm eine rötliche Farbe an, und sie wurde trübe. Panik ergriff Anson Nord …

 
3. Kapitel
     
    Ein Blick in die jüngste Vergangenheit würde genügen, um die Kette der Ereignisse zu erklären. Es war am Morgen desselben Tages, an dem Nord sein Erlebnis mit dem Rasenmäher hatte.
    Im Zentrum der City – etwa hundert Meilen entfernt – machte Bob Harwell seinen Morgenspaziergang. Bob Harwell, der populäre Traumheld.
    Er war allein mit seinen beiden Leibwachen, so allein, wie die Ajax-Gesellschaft es ihm während seines Aufenthaltes auf der Erde erlaubte.
    Er war besorgt.
    Er wußte, daß Millionen von Fans für ihn schwärmten. Er war nicht übertrieben eitel und nicht übertrieben bescheiden. Es gab eigentlich auch wenig Ungewöhnliches an ihm, wenn man davon absah, daß er durch die Art seines Lebenswandels eher in eine Zeit paßte, die seit Jahrhunderten vorbei war.
    Er dachte daran, wie er auf seine Umwelt wirkte. Ein schlanker, mittelgroßer Mann, mit kurzen schwarzen Haaren, mit schnellen Bewegungen und mit dem Charakter eines Draufgängers.
    Aber für jeden Menschen, der einen bewundert, gibt es einen anderen, der einen haßt. Besonders, wenn man erfolgreich ist. Das war klar und einleuchtend. Trotzdem
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