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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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waren. Das siebte Schiff war jetzt außer Sicht und mußte irgendwo im Nichts hängen und seine Chance abwarten. Wenn Temple das Geschütz verließ, dann würde das Schiff nahe genug herankommen, um den Geschützraum trotz seiner Schutzschirme zu treffen. Nun, es bedeutete Selbstmord, dort zu bleiben, besonders, wenn das Schiff noch nicht einmal in Sicht war.
    Temple sprang über die Lache geschmolzenen Metalls hinweg und verließ den Raum.
     
    *
     
    Sophia regte sich und richtete sich auf.
    „Was hat mich getroffen?“ sagte sie und lachte. „Irgend etwas scheint danebengegangen zu sein, Kit … was …?“
    „Es ist jetzt alles gut“, sagte er und log.
    „Du siehst blaß aus.“
    „Du hast eines erwischt, ich fünf. Ein Schiff bleibt noch.“
    „Worauf wartest du denn?“ Sophia sprang auf und lief auf die Waffenkammer zu.
    „Halt!“ schrie Temple entsetzt. „Geh nicht dort hinein!“
    „Weshalb nicht? Ich werde das letzte Schiff vernichten und – “
    „Geh nicht dort hinein!“ Temple packte sie am Arm und zog sie von der Tür zurück, deren irisartige Öffnung sich nicht mehr geschlossen hatte.
    „Was ist denn los, Kit?“
    „Ich – ich möchte auch noch das letzte selbst vernichten. Das ist alles.“
    Sophia machte sich frei, erreichte die kreisförmige Tür und spähte hinein. „Wie Dantes Inferno“, sagte sie. „Du hast mir nicht gesagt, was los war. Nun, wir können ja noch zum Geschützstand hinübergehen, Kit.“
    „Nein.“ Erneut hielt er sie auf. Er selbst hatte sein ganzes Leben in Freiheit gelebt und obwohl er noch jung war und nicht sterben wollte, so hatte doch Sophia erst jetzt die Freiheit kennengelernt, und es wäre nicht richtig, wenn sie jetzt umkommen würde, ohne je die Frucht dieser Freiheit genossen zu haben. Er hatte eine Liebe, die. schon seit fünfzig Jahrhunderten zu Staub zerfallen war. Er hatte seine Vergangenheit und seine Erinnerungen. Sophia hatte nur die Zukunft. Es war ganz klar, wenn irgend jemand sein Leben aufgeben mußte, dann war er das, Temple.
    „Es ist schlimmer, als es aussieht“, sagte er ruhig zu ihr und zog sie erneut von der Tür zurück. Er erklärte ihr, was geschehen war und sagte, daß die Radioaktivität noch nicht ganz den kritischen Punkt erreicht habe – was eine glatte Lüge war. „Deshalb“, schloß er, „verschwenden wir nur Zeit. Wenn ich schnell dort hineinlaufe, schieße und sofort wieder herauskomme, dann wird alles in Ordnung sein.“
    „Dann laß mich es tun, ich bin schneller als du.“
    „Nein. Ich – ich bin mit dem Geschütz vertrauter.“
    Der Tod würde nicht schlimm sein, wenn er mit der Gewißheit starb, daß er die Erde gerettet hatte. Kein Mensch von so großer Wichtigkeit ist je gestorben, dachte Temple kurz und spürte dann kalte Angst in sich aufsteigen, als er erkannte, daß dies dennoch den Tod bedeutete. Er bekämpfte die aufsteigende Angst und sagte: „Ich werde gleich zurückkommen.“
    Sophia blickte ihn an und lächelte schwach: „Du bestehst also darauf, daß du es selbst tust?“
    Als er nickte, sagte sie zu ihm: „Dann – küsse mich! Küsse mich jetzt, Kit – falls irgend etwas …“
    Nach langer Zeit machte sie sich von ihm frei. „Kit“, sagte sie und lächelte ernst. Sie nahm seine rechte Hand in ihre linke, hielt sie fest und drückte sie. Mit der Rechten fuhr sie plötzlich von der Hüfte aus schnell empor. Sie war zu einer Faust geballt und traf ihn heftig am Kinn.
    Temple ging von dam Schlag halb betäubt zu Boden. Einen Herzschlag lang sah er zu, wie sie langsam auf die runde Tür zuging, dann sprang er schnell auf und lief hinter ihr her. Er legte die Arme um ihre Schultern und riß sie zurück.
    Als sie sich umdrehte, sah er, daß sie weinte. „Es – es tut mir leid, Kit. Du konntest mich in der Sache mit Stephanie nicht betrügen. Du kannst es auch jetzt nicht.“ Ihr Schlag war diesmal noch heftiger. Sie trat zurück und riß die kleine, stahlharte Faust von den Knien aus hoch. Sie traf Temple direkt an der Kinnspitze, und es lag die ganze Kraft der auf dem Jupiter trainierten Muskeln dahinter. Temple verlor den Boden unter den Füßen und fiel mit dumpfem Krachen auf den Rücken. Sein letzter Gedanke an Sophia – oder an irgend etwas anderes – ließ ihn schwach lächeln, während er das Bewußtsein verlor. Für einen Kuß hatte sie ihm ein zweites Mal ein verrenktes Kinn versprochen, und sie hatte ihr Versprechen gehalten.
    Später – wieviel später wußte er nicht –
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