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TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

Titel: TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes
Autoren: Jesco von Puttkamer
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Raums. Damit verglichen stellt der Gorson-Plan heute nur noch einProvisorium dar. Auf jeden Fall führt unsere Expedition in diesem Plan den ersten Schritt aus, und es bleibt zu sehen, wie unsere ersten Untersuchungen verlaufen.“ Er zögerte und fügte dann hinzu:
    „Äh … danke sehr, meine Herren.“
    Einige jüngere Wissenschaftler applaudierten impulsiv. Carlson trat einen Schritt vor und ergriff wieder das Wort.
    „Meine Herren“, sagte er, „auch unbeachtet der Größe und des Zieles unserer Expedition ist diese Reise ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Sie steht unter einem ganz besonderen Stern. Denn niemals zuvor hat ein interstellares Raumschiff eine solch kostbare Fracht an Bord mitgeführt, wie die TELLUS. Der wissenschaftliche Rat der Erdregierung hat es im Interesse der Sicherheit und des Gelingens unserer Expedition für richtig gehalten, uns einen der beiden schlafenden Götter mitzugeben.“
    Die Pause, die er hier einlegte, war nicht allein bewußt gewollt. Das Aufsehen, das seine Worte unter den Hunderten von Männern erregte, machte für einen Augenblick jedes weitere Wort unmöglich. Die atemlose Stille, in die seine einleitenden Sätze hineingeschlagen hatten, löste sich abrupt in ein wirres Durcheinander von Stimmen auf. Ernsthafte, nüchterne Wissenschaftler sprangen von ihren Plätzen auf und begannen laut mit entfernt sitzenden Kollagen zu debattieren.
    Oberstleutnant Henderson vom Marinekorps hob die Hände und bat mit befehlsgewohnter Stämme um Ruhe. Er mußte die Aufforderung noch zweimal wiederholen, bis sich die Erregung der Männer halbwegs legte. Carlson nickte ihm dankend zu und ergriff wieder das Wort:
    „Meine Herren, ich sehe, daß Sie sich über die Bedeutung unserer kostbaren Fracht völlig im klaren sind. Ich brauche deshalb wohl nicht sonderlich zu betonen, daß es während unserer Reise unser erstes Anliegen sein wird, die Sicherheit des schlafenden Mutanten zu gewährleisten. Ich erwarte von jedem einzelnen Expeditionsteilnehmer an Bord, daß er das Leben des schlafenden Gottes notfalls bis zum letzten Blutstropfen verteidigt. Hierbei nehme ich weder Kapitän Tchekhov, noch mich selbst aus. Dies gilt für jeden.“
    Er legte eine kurze Pause ein und blickte sich ernst um. Dann fiel sein Blick auf Matchett, und er sagte:
    „Von nun an wird die abgeriegelte Sektion im Kielraum das Schiffes, in der sich der Mutant befindet, bei Tag und Nacht von einem bewaffneten Kommando der Marinetruppen bewacht werden. Kommandant Henderson wird sofort nach Schluß dieser Generalversammlung die nötigen Befehle erteilen. Es ist niemandem an Bord gestattet, diese Abteilung zu betreten, es sei denn mit Sondergenehmigung des Kapitäns und mir. Eine Ausnahme bildet der Pfleger des schlafenden Mutanten. Auf Nichtbeachtung dieser strikten Anordnung steht die Todesstrafe.
    Angesichts des unermeßlichen Wertes, den der Mutant für uns und die Menschheit besitzt, werden Sie diese strengen Maßnahmen gewiß verstehen können. Aber nun …“ Er brach ab und nickte Matchett zu.
    „Meine Herren“, fuhr er dann fort, „an Bord weilt ein junger Mann, der keiner bestimmten Abteilung angehört. Er ist seit seiner Promotion nicht von der Seite der schlafenden Götter gewichen und kennt sich mit den beiden Mutanten seit dem Tod von Professor Vogel besser aus, als irgendein anderer lebender Mensch. Der wissenschaftliche Rat hat ihm die Pflege unseres kostbaren Passagiers übertragen, und er allein ist für den schlafenden Mutanten zuständig. Verantwortlich jedoch sind wir alle, bis hinunter zum jüngsten Schiffsjungen. Ich möchte nun Mr. Douglas Matchett bitten, für diejenigen von Ihnen, die mit dem Phänomen der Mutanten noch nicht ganz vertraut sind, einen kurzen Überblick über dieses Thema zu geben.“
    Matchett erhob sich und trat zwei Schritte vor. Neugierige Augen lagen auf ihm, und ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn, als er sich bewußt wurde, daß er im Gegensatz zur Mehrzahl der Wissenschaftler noch relativ jung war. Er zweifelte nicht daran, daß sich in manchen dieser Männer Neid und Mißgunst zu regen begann. Aber damit mußte er sich abfinden.
    Er sagte: „Meine Herren, tief unten im Kielraum des Schiffes, in einer hermetisch abgeriegelten und bleigepanzerten Abteilung, steht ein Tiefkühltank mit gewissen Spezialmechanismen. In ihm liegt Chester Clayton King, besser bekannt als der „schlafende Gott“, im Kälteschlaf, allseitig umgeben von einer
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