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TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes

Titel: TS 25: Die Reise des schlafenden Gottes
Autoren: Jesco von Puttkamer
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erreichte, auf der sich der Podest mit dem Thronsessel des Piloten erhob, blieb er stehen und wandte sich dem Auditorium zu.
    „Meine Herren“, begann der Direktor ohne weitere Umschweife, „ich eröffne hiermit die erste Generalversammlung an Bord des Expeditionsschiffes TELLUS. Ich bin von Kapitän Tchekhov ermächtigt worden, Sie über unser Ziel und über die uns bevorstehenden Aufgaben zu unterrichten.“
    Er legte eine kurze Pause ein und blickte über die Reihen der Zuhörer hinweg. Dann zog der Anflug eines leichten Lächelns über sein hartgeschnittenes Gesicht, und er fuhr belustigt fort:
    „Es ist mir nicht entgangen, meine Herren, daß man in den Rängen der Mannschaften und in den wissenschaftlichen Abteilungen bereits besser über unser. Ziel informiert gewesen zu sein scheint, als die Schiffsleitung, die erst vor wenigen Minuten, nach einer Zurücklegung von 2000 Parsecs, auftragsgemäß die versiegelte Order des Schiffes geöffnet hat.“
    Vereinzeltes Lachen klang in den Reihen auf.
    Direktor Carlson fuhr ruhig fort:. „Ich kann Ihnen also nun bestätigen, meine Herren, daß das Ziel unserer Reise jener schwache Nebelfetzen dort auf den Sichtplatten ist.“
    Überall wandten sich Köpfe den Bildschirmen zu.
    „Es ist der sogenannte Andromeda-Nebel M-33, dessen Abstand von der Erde mit Hilfe der Cepheiden-Methode auf rund 680 000 Lichtjahre bestimmt wurde, und der an Größe nahezu unserer eigenen Galaxis gleichkommt. Es wird während der nächsten Jahre unsere Aufgabe sein, eine möglichst große Anzahl von Sonnensystemen dieses Spiralnebels zu erforschen, um uns mit Hilfe von statistischen Methoden ein Bild der Gesamtgalaxis, zu verschaffen. Man schätzt die Anzahl der Sterne im Andromeda-Nebel auf etwa 30 Milliarden, meine Herren, und Sie sehen, daß uns eine Menge Arbeit bevorsteht, wenn wir einen statistisch verwertbaren Durchschnitt erhalten wollen.“
    Der Direktor machte erneut eine Pause und blickte jetzt nachdenklich auf seine Zuhörer. Seine Stimme klang tief und dröhnend, als er fortfuhr:
    „Etwa 80 Prozent von Ihnen haben bereits an ähnlichen Expeditionen teilgenommen, die von früheren Jahrhunderten gestartet worden waren und ausnahmslos in die weitere Umgebung das irdischen Sonnensystems vordrangen, mit dem Ziel, den Mittelpunkt unserer Milchstraße zu erforschen, der von der Erde aus nicht sichtbar ist, da zwischen ihm und ihr schwere Wolken dunkler, interstellarer Materie liegen. Alle diese Expeditionen besaßen zwar den bisher üblichen Hypermotor, der das Problem der Massenträgheit damit umging, daß er das Schiff während seiner Funktion in einen außerkosmischen Pseudoraum warf. Bei der Rückkehr in den normalen Raum setzte die Trägheit jedoch stets wieder ein, und demzufolge benötigten diese Expeditionen verhältnismäßig lange Zeit, um ihre Aufgabe durchzuführen. Diejenigen Wissenschaftler von Ihnen, meine Herren, die am diesen Expeditionen teilgenommen haben, kennen deshalb ausnahmslos die Begleiterscheinungen der Zeitdilatation, die sich auf derartigen interstellaren Reisen einstellt. Ich selbst habe ebenfalls an einer Expedition zum Sternbild des Schützen teilgenommen, und wie besagte 80 Prozent unter Ihnen kann ich für mich in Anspruch nehmen, auf einer Erde geboren worden zu sein, die mehrere Jahrhunderte jünger war als bei unserem kürzlich erfolgten Start.
    Diesmal jedoch haben wir eine Reise vor uns, die sich über unermeßlich größere Entfernungen erstreckt, als alle vorherigen Expeditionen. Zwar steht uns nun der Null-Inertia-Antrieb zur Verfügung, der die Beschleunigungs- und Verzögerungsperioden auf ein Minimum herabmindert, aber nichtsdestoweniger werden auf der Erde während unserer Reise viele Jahrhunderte vergehen und einschneidende Veränderungen eintreten, so daß wir damit rechnen können, bei unserer Rückkehr eine völlig veränderte Erde vorzufinden. Der wissenschaftliche Rat der Erde, der diese Expedition vorbereitet und geplant hat, hat demzufolge eine gewisse Vorkehrung getroffen, mit deren Hilfe es uns möglich sein wird, einen gewissen Halt an die Erde zu bewahren. Aber darauf komme ich später zu sprechen.“
    Erregtes Raunen durchlief die Reihen der Zuhörer. Mehrere Gesichter wandten sich Matchett zu und betrachteten ihn nachdenklich. Matchett stellte bei sich fest, daß die Gerüchte um ihn zweifellos unter einer weitaus größeren Menge kursiert waren, als er bisher angenommen hatte. Er wandte sich um und sah Parkinson, der
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