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TS 22: Terminus, der letzte Planet

TS 22: Terminus, der letzte Planet

Titel: TS 22: Terminus, der letzte Planet
Autoren: Isaac Asimov
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Geschichte der Zukunft zu ahnen.
    Und das bedeutete – hm-m-m!

 
4.
     
    Lord Dorwin schnupfte. Er trug auch sein Haar lang und in wohlgeordneten Locken, die ganz offenbar künstlich waren. Außerdem hatte er zwei lange flaumige Koteletten, an denen er gerne mit seinen gepflegten Fingern spielte. Dann sprach er immer in sehr präzisen Sätzen, und „st“ klang bei ihm immer wie „s-t“.
    Im Augenblick fand Hardin keine anderen Gründe, weshalb er den edlen Kanzler nicht leiden konnte. Oder doch: die eleganten Gesten seiner Hände, mit denen er seine Worte zu unterstreichen pflegte und die wohleinstudierte Herablassung, mit der er eine einfache Bejahung betonte.
    Aber im Augenblick war das Problem, wie ihn wiederfinden. Er war mit Pirenne vor etwa einer halben Stunde verschwunden – einfach verschwunden!
    Hardin war sich klar darüber, daß seine Abwesenheit während der einleitenden Gespräche Pirenne nicht ungelegen kam.
    Aber Pirenne war in diesem Flügel und in diesem Stockwerk gesehen worden, er mußte also nur jede Tür aufmachen und nachsehen. Als er ungefähr die Hälfte hinter sich gebracht hatte, sagte er „Ah“ und trat in das verdunkelte Zimmer ein.
    Die Silhouette von Lord Dorwins komplizierter Frisur vor dem erleuchteten Schirm war nicht zu verkennen.
    Lord Dorwin sah auf und sagte: „Ah, Hardin. Zweifellos suchen Sie uns?“ Er hielt ihm seine Schnupftabakdose hin. Als Hardin ablehnte, nahm er dann selbst eine Prise.
    Pirenne funkelte Hardin böse an, und dieser lächelte gleichmütig zurück.
    Das einzige Geräusch, das das Schweigen durchbrach, war das Klicken von Lord Dorwins Schnupftabakdose. Dann steckte er sie ein und sagte:
    „Wirklich eine großartige Errungenschaft, diese Enzyklopädie, Pirenne. Eine Tat, die würdig an der Seite der majestätischsten Errungenschaften aller Zeiten steht.“
    „Wir alle denken so, Mylord. Es ist eine große Tat, nur halben wir sie noch nicht ganz vollbracht.“
    „Von dem wenigen zu schließen, das ich von der Tüchtigkeit und dem Fleiß Ihrer Stiftung bisher zu sehen Gelegenheit hatte, hege ich in dieser Hinsicht keinerlei Befürchtungen.“ Und er nickte Pirenne huldvoll zu, der ihm mit einer erfreuten Verbeugung dankte.
    Die beiden scheinen sich innig zu lieben, dachte sich Hardin. „Ich beklagte mich nicht über den Mangel an Tüchtigkeit, Mylord, sondern über den Überfluß an Tüchtigkeit, den die Anacreontier an den Tag legen, wenn auch leider in ganz anderer und eher destruktiver Richtung.“
    „Ah, ja, Anacreon.“ Eine flüchtige Bewegung seiner schmalen Hände. „Ich komme gerade von dort. Ein äußerst barbarischer Planet. Es ist unvorstellbar, wie hier in der Peripherie überhaupt Menschen existieren können. Ein eklatanter Mangel hinsichtlich der Erfüllung der elementarsten Bedürfnisse eines kultivierten Menschen, das Fehlen des fundamentalsten Komforts – sie alle sprechen dafür …“
    Hardin unterbrach ihn trocken: „Leider haben die Anacreontier aber alle elementaren Bedürfnisse für Kriegsführung und alle fundamentalen Dinge zur Zerstörung.“
    „Gewiß, gewiß.“ Lord Dorwin schien verärgert, vielleicht weil man ihn mitten in seinem Satz unterbrochen hatte. „Aber jetzt ist nicht die Zeit für Erörterungen dieser Art. Ich bin anderweitig beschäftigt. Doktor Pirenne, wollen Sie mir jetzt freundlicherweise den zweiten Band zeigen?“
    Die Lichter verloschen, und während der nächsten halben Stunde kam sich Hardin höchst überflüssig vor. Das Buch auf dem Sichtschirm war ihm ziemlich unverständlich und interessierte ihn auch nicht, und so bemühte er sich nicht, ihm zu folgen, aber Lord Dorwin war manchmal direkt erregt. Hardin stellte fest, daß während solcher Augenblicke der Erregung der Kanzler sein „st“ normal aussprach.
    Als es wieder hell wurde, sagte Lord Dorwin: „Ers-taunlich. Wirklich ers-taunlich. Sie interessieren sich nicht für Archäologie, Hardin, nicht wahr?“
    „Wie?“ Hardin löste sich nur schwer aus seinen Träumen. „Nein, aber dann für die Politik.“
    „Ah, das ist zweifellos auch ein interessantes Gebiet. Ich selbst, wissen Sie“ – er nahm eine riesige Prise Schnupftabak – „betreibe archäologische S-tudien.“
    „Tatsächlich?“
    „Seine Lordschaft“, unterbrach Pirenne, „ist mit der Materie sehr gründlich vertraut.“
    „Nun, mag sein, mag sein“, sagte Seine Lordschaft selbstgefällig, „ich habe mich jedenfalls s-tark mit dieser Wissenschaft befaßt.
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