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TS 22: Terminus, der letzte Planet

TS 22: Terminus, der letzte Planet

Titel: TS 22: Terminus, der letzte Planet
Autoren: Isaac Asimov
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fragte Fulham.
    „Nun, ich habe es angewendet – unter anderem auch auf dieses Dokument. Um es selbst zu verstehen, wäre das gar nicht nötig gewesen, denn ich wußte, worum es ging; aber ich glaube, ich kann es fünf Naturwissenschaftlern leichter mit Symbolen als mit Worten klarmachen.“
    Hardin nahm ein paar Blätter aus der Mappe unter seinem Arm und breitete sie aus. „Ich habe das übrigens nicht selbst gemacht“, sagte er, „Muller Holk von der Logikabteilung hat die Analysen unterschrieben, wie Sie sehen.“
    Pirenne beugte sich über den Tisch, um besser zu sehen, und Hardin fuhr fort: „Die Botschaft von Anacreon war natürlich ein einfaches Problem, denn die Männer, die sie verfaßten, waren eher Männer der Tat als Männer des Wortes. Kurz gesagt, ist ihre Bedeutung in Symbolen, was Sie hier sehen, und in Worten, grob übersetzt, folgendes: Entweder gebt ihr uns, was wir wollen, innerhalb einer Woche, oder wir verhauen euch und nehmen es dann trotzdem.“
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen im Raum, während die fünf Aufsichtsratsmitglieder die Symbole studierten. Dann setzte sich Pirenne wieder und hüstelte.
    Hardin sagte: „Sie haben auch nichts anderes gefunden, Dr. Pirenne, wie?“
    „Nein.“
    „Nun gut.“ Hardin sammelte die Blätter wieder ein und legte andere auf den Tisch. „Hier sehen Sie eine Abschrift des Vertrages zwischen dem Imperium und Anacreon – ein Vertrag übrigens, der im Auftrag des Kaisers von dem gleichen Lord Dorwin unterzeichnet wurde, der letzte Woche hier war – und außerdem eine Analyse in Logik-Kalkül.“
    Der Vertrag umfaßte fünf Seiten in kleiner Schrift und die Analyse war auf einer halben Seite daruntergekritzelt.
    „Wie Sie sehen, meine Herren, sind etwa neunzig Prozent des Vertrages bedeutungslos, der Rest ist im folgenden sehr interessant zusammengefaßt:
    Verpflichtungen Anacreons gegenüber dem Imperium: Keine!
    Macht des Imperiums über Anacreon: Keine!“
    Wieder überprüften die fünf die Analyse sorgfältig, und als sie damit fertig waren, sagte Pirenne kleinlaut: „Das scheint zu stimmen.“
    „Sie geben also zu, daß dieser Vertrag nichts anderes ist als eine Anerkennung der Unabhängigkeit Anacreons durch das Imperium?“
    „So scheint es.“
    „Und glauben Sie nicht auch, daß Anacreon das genau weiß und auch nach außen hin auf seine Unabhängigkeit pochen wird – daß es also jeden Schein einer Drohung seitens des Imperiums empört zurückweisen wird? Insbesondere dann, wenn ganz offensichtlich ist, daß das Imperium irgendwelche Drohungen gar nicht wahrmachen kann, da es sonst die Unabhängigkeit Anacreons gar nicht erst hätte zu genehmigen brauchen?“
    „Aber wie möchte Bürgermeister Hardin dann erklären, daß uns Lord Dorwin die Unterstützung des Imperiums zugesichert hat?“ warf Sutt ein. „Das schien doch zufriedenstellend zu sein oder nicht?“
    Hardin ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. „Ja, wissen Sie, das ist das Interessanteste an der ganzen Angelegenheit. Ich gebe zu, ich hielt Seine Lordschaft zuerst für einen ausgesprochenen Esel – aber es hat sich herausgestellt, daß er in Wirklichkeit ein äußerst fähiger Diplomat und ein sehr kluger Mann ist. Ich habe mir erlaubt, alles auf Band aufzunehmen, was er gesagt hat. Ich habe Holk auch hiervon eine Analyse anfertigen lassen.“
    „Und wo ist diese Analyse?“ fragte Lundin Crast.
    „Das“, antwortete Hardin, „ist ja das Interessanteste an der ganzen Angelegenheit. Diese Analyse war von allen dreien die weitaus schwierigste. Als Holk schließlich nach zwei Tagen angestrengter Arbeit alle bedeutungslosen Aussagen, alles vage Gerede eliminiert hatte, stellte er fest, daß nichts mehr übrig war. Alles kürzte sich weg.
    Lord Dorwin, meine Herren, hat in den Besprechungen von fünf Tagen überhaupt nichts gesagt, und er hat das so geschickt getan, daß keiner von Ihnen etwas bemerkt hat. Da haben Sie die Unterstützung des Imperiums!“
    Hardin hätte in diesem Augenblick eine Stinkbombe auf den Konferenztisch legen und damit nicht mehr Verwirrung erzielen können als mit diesen Worten. Er wartete geduldig, bis sich die Wellen der Erregung wieder etwas geglättet hatten.
    „Also“, fuhr er fort, „als Sie Drohungen – und das war Ihre Note – nach Anacreon sandten und mit einem Vorgehen des Imperiums drohten, ärgerten Sie lediglich einen Monarchen, der es besser wußte. Natürlich vertrug sein Stolz das nicht, und der Erfolg ist sein
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