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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche
Autoren: Wilson Tucker
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auf eine günstige Gelegenheit gewartet, und die war gekommen, als sie von dem Haus in Maryland erfahren hatte und von Slaters Absicht, Paul mit weiblicher Gesellschaft zu versorgen. All das hatte sie in Slaters Gedanken gelesen. Da der ClC-Chef nichts von ihren besonderen Fähigkeiten wußte, war er vor ihr nicht auf der Hut gewesen. So hatte sie es einrichten können, daß sie Slater gerade in dem Augenblick über den Weg gelaufen war, als er nach einer passenden Gesellschafterin gesucht hatte. Er hatte sie mit in sein Büro genommen und ihr die Situation erklärt und die Notwendigkeit, in das leerstehende Appartement eine Geheimagentin zu setzen. Nachdem sie sich zunächst zum Schein ein wenig gesträubt hatte, war sie dann doch sehr bald auf die Forderungen eingegangen.
    Hoffentlich nach Slaters Empfinden nicht zu bald.
    „Nach meinem Empfinden nicht früh genug“, lachte Paul und schaute sich schuldbewußt um. Aber auch Martha lachte.
    „Was ist mit Ihren Brüdern?“ sandte er ihr zu.
    Dave, der ältere, war Auslandskorrespondent für die Londoner Times; ein besserer Vorwand, die Welt zu durchstreifen, hätte sich kaum finden lassen. Marty, der jüngere, arbeitete für die American Express Agency und führte Reisegesellschaften in alle Teile des Globus.
    Ob sie sich noch an den Tag erinnerte, an dem er sie zum erstenmal gesehen und sich nach ihr erkundigt hatte?
    Gewiß.
    Sie war auf Umwegen sofort nach Hause gefahren, um ihren Eltern ihre Entdeckung mitzuteilen. Später bedauerte sie, daß sie nicht wenigstens einen Tag länger geblieben war und an Karens Stelle die Party besucht hatte. Viele Jahre, allzu viele Jahre waren vergangen, bis sich jetzt eine zweite Möglichkeit bot.
    Paul wollte gerade etwas sagen, als an der Tür ein leises Klopfen zu hören war.
    Singer brachte das Abendessen.

 
14. Kapitel
     
    Er ließ das Mädchen, das ihm am Tisch gegenübersaß, nicht aus den Augen.
    „Sie sind hübsch“, sagte er offenherzig. „Ich dachte das, als ich Sie zum erstenmal sah, und denke heute noch genauso.“
    „Danke, Paul.“
    Er sah ihr in die Augen. „Bitte sagen Sie, warum habe ich Sie nicht gesehen und erkannt, als Sie hinter der Tür warteten?“ Erschrie es geradezu in seinen Gedanken über den Tisch hinweg.
    Sie schnitt ihm ein Gesicht: „Weil ich etwas habe, was Sie nicht haben, Paul, wie auch Sie über gewisse Fähigkeiten verfügen, die ich wieder nicht besitze.“
    „Welche?“ wollte er wissen.
    „Ich habe keine telekinetischen Fertigkeiten; ich kann nicht die Mikrophone abschalten, so wie Sie es taten. Und mir fehlt die parabolische Empfangsfähigkeit, über die Sie zu verfügen scheinen. Ich hätte weder die Mikrophone finden können noch den Mann mit den Kopfhörern.“ Dann fügte sie hinzu: „Ich bin nicht imstande, die verschiedenen Räume hier im Haus zu durchsuchen, kann aber Ihren Gedanken folgen, wenn Sie es tun.“
    „Und was ist es, was Sie haben und ich nicht?“
    „Ich habe eine gedankliche Sperre, eine Art Schirm, der mich dagegen sichert, daß andere in meine Gedanken schauen.“
    „Das können Sie?“ fragte er verblüfft.
    Martha nickte. „Los, versuchen Sie es einmal – jetzt.“
    Und Paul versuchte es. Aber so sehr er sie auch anstarrte, sie mit seinen Blicken zu durchdringen schien, er fand nicht die kleinste Lücke, durch die er nach ihren Gedanken greifen konnte. Nichts. Sie schien geistig verstummt zu sein. Kein Wunder, daß er sich vergeblich bemüht hatte, die Frau zu finden, die in jener Nacht geschrien hatte!
    Verwundert sagte er laut: „Wie machen Sie das?“
    „Ich bin gern bereit, es Sie zu lehren, als Gegenleistung für das, was Sie mich lehren können.“ Sie streckte ihm die Hand hin. „Abgemacht?“
    „Abgemacht!“ sagte er und schlug ein.
    Der Mann, der geduldig an den Kopfhörern lauschte, mochte sich wundern, was eigentlich vor sich ging, da er nur den mit den Lippen ausgesprochenen Teil der Unterhaltung vernahm.
     
    *
     
    Die erste Gruppe von Spionage-Agenten traf ein, und Pauls eigentliche Arbeit begann. Er hatte sich auf all die fremden Gedankenkreise einzustellen, sich all die neuen Gesichter und Namen einzuprägen. Bis dahin war es in dem großen Haus verhältnismäßig ruhig gewesen, jetzt brodelte es vor Aktivität. Paul merkte jedoch sehr bald, daß längst nicht alle Agenten für den Außendienst vorgesehen waren. Ein Teil von ihnen unterzog sich der Ausbildung nur zum Schein und war ausschließlich dazu da, die anderen zu
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