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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche
Autoren: Wilson Tucker
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bespitzeln. Sogar unter das Hauspersonal hatte Slater seine Spitzel eingeschleust.
    Und bei allen Spitzeln bestand der groteske Widerspruch, daß sie überwachen sollten, ohne daß sie wußten, wen und was sie überwachten.
    Sechs Männer waren es, auf die sich Paul als erste einstellte und die er äußerlich und innerlich so gut kennenlernte, wie er Palmer vom FBI und Carnell gekannt hatte. Tag und Nacht begleitete er sie mit seinen Gedanken, ob sie wachten oder schliefen. Sie wurden nach Washington und Miami geschickt, um Entfernungstests abzulegen, und erneut bestätigte sich, daß der räumliche Abstand bei der Gedankenübertragung keine Rolle spielte. Alle sechs bestanden die Prüfungen, ohne daß sie überhaupt ahnten, daß sie getestet wurden, und Paul meldete es dem Mann, der das Haus in Maryland unter sich hatte, einem Generalleutnant Boggs. Er wies Paul sofort eine neue Gruppe von Agenten zur Ausbildung zu.
    Generalleutnant Boggs war der Zwölfte, der in Pauls Geheimnis eingeweiht wurde – wenigstens nach Slaters Meinung. Slater wußte ja nichts von Karens Entdeckung und von Martha und ihrer fünfköpfigen Familie. Paul grinste im stillen. Die Sache wuchs sich langsam zum Zirkus aus. Jedenfalls wurde Boggs der offizielle Zwölfte, und es behagte ihm ganz und gar nicht. Er begegnete dem Monstrum Paul Breen mit nichts anderem als Argwohn und Mißtrauen.
    Bald nachdem die ersten sechs Agenten nach Übersee gesandt worden waren, begann das Trainingsprogramm Dividende abzuwerfen. Schneller und sicherer als durch Funk oder Kabel gelangte die Meldung über eine russische Wasserstoffbombe nach Washington, und die Nachrichtensperre, die Nasser über Ägypten verhängte, ließ Slater nur grimmig lächeln.
     
    *
     
    „Nun, wie läuft der Karren?“ fragte Martha eines Tages.
    „Wie auf Butter. Hast du gemerkt, worauf er aus ist?“
    „Wer? Slater? Klar. Er spinnt seine eigenen Fäden.“
    „Dave, dein Bruder? Ist er in London?“
    „Im Augenblick nicht. Er wird aber bald wieder hinkommen.“
    „Sag’ ihm, er soll dann nach Irland fahren und einen Mann namens Willis ausfindig machen, Walter Willis.“
    „Willis? Den Namen kenne ich.“
    „Tatsächlich? Woher?“
    „Er wurde im Büro in Washington erwähnt. Allerdings nur in Gedanken, nicht in Gesprächen. Er ist einer von Slaters Agenten, der ihm Informationen liefert, aber auch von ihm erhält.“
    „Was? Slater liefert Willis Informationen? Bist du sicher?“
    „Ja, Paul.“
    „Ist das alles, was du über Willis weißt?“
    „Das ist alles. Es ist einer von hundert oder mehr Namen, die ich irgendwann einmal aufgeschnappt habe. Warum fragst du, Paul? Hat er mit Slaters dunklen Machenschaften zu tun?“
    „Ich glaube ja. Seit Slater den Namen vor mir zu verbergen versuchte, bemühe ich mich, das herauszufinden.“ Er überlegte einen Augenblick. „Ich glaube, ich weiß den Grund, warum das nicht auch dir aufgefallen ist. Dir gegenüber verband Slater mit dem Namen Willis keine Schuldgefühle, weil er keine Ahnung hat, daß du seine Gedanken liest. Daher nahmst du Willis als den Namen irgendeines x-beliebigen Agenten hin.“
    „Es tut mir leid, Paul. Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich Slaters Gedanken natürlich weiter gefolgt.“
    „Dich trifft keine Schuld. Du hattest ja keinen Grund, Verdacht zu schöpfen, wie es bei mir der Fall war. Vielleicht kann dein Bruder in Irland mehr erfahren. Sag’ ihm aber, er soll vorsichtig sein. Willis ist gefährlich.“
    „Gewiß, Paul. Und jetzt sei nett und komm’ bald herauf. Ich habe dich den ganzen Tag nicht zu sehen bekommen.“
    „Wenn der Fahrstuhl besetzt ist, lauf ich die Treppen ‘rauf. Was gibt’s zum Abendessen?“
    „Was möchtest du denn gern haben?“
    „Als erstes einen Kuß. Warte an der Tür auf mich.“
    „Und nun, Mr. Breen“, sagte der Lehrgangsleiter, „wiederholen Sie bitte alles, was ich eben gesagt habe.“
     
    *
     
    Die Zahl der Männer, die sich zur Ausbildung einfanden, überraschte Paul. Offensichtlich hatte Slater seine ursprünglichen Pläne schnell erweitert, nachdem die ersten Erfolge sichtbar geworden waren. Schubweise trafen die Agenten ein, und schubweise wurden sie abgefertigt, in Gruppen zu sechs. Am Ende des Jahres konnte Paul kaum noch sagen, wie viele ihm durch die Hände gegangen waren, auf wie viele er sich gedanklich eingestellt hatte. Er schätzte die Zahl auf fünfzig. Sobald die Ausbildung abgeschlossen war, wurden die Agenten zu einem
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