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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche
Autoren: Wilson Tucker
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abschließenden telepathischen Test in entfernte Städte geschickt und dann in Übersee zum Einsatz gebracht. Zwar gelang es Paul, mit allen Verbindung zu halten, doch konnte er mit seinen Gedanken jeweils nur noch minutenlang bei jedem einzelnen verweilen. Er schaltete sich in der Regel nur dann ein, wenn ein Agent eine Beobachtung von besonderer Bedeutung zu machen schien.
    Um einer Überbelastung vorzubeugen, täuschte Paul im darauffolgenden Jahr einen gesundheitlichen Rückfall vor, eine zweite Periode des Schweigens, in der er keinen Gedanken lesen und nichts berichten konnte. Über eine Woche ließ Paul das vorgetäuschteSchweigen andauern und erschreckte damit Boggs und Slater, daß sich ihr sorgfältig gesponnenes Spionagenetz in ein Nichts auflösen könnte. In seiner Ratlosigkeit wandte Slater sich erneut an Dr. Roy und erhielt eine glatte Abfuhr. Dank Slaters Taktik, Paul von ihm fernzuhalten, wies Roy darauf hin, wisse er weniger über den Patienten als sonst jemand von den Eingeweihten. Warum kam man dann ausgerechnet zu ihm, wenn Pauls Fähigkeiten plötzlich zu versagen schienen.
    Paul und Martha wollten sich über die ganze Aufregung halb krank lachen. Dann endlich erlaubte Paul seinen Fähigkeiten, sich wieder einzustellen, und sagte prompt voraus, was sich wieder einmal im Nahen Osten zusammenbraute.
     
    *
     
    Ein neuer Sommer kam, und Martha und Paul verbrachten so viel Zeit wie irgend möglich im Freien. Täglich tollten sie ein oder zwei Stunden im Schwimmbassin herum. Spaziergänge bis in die entferntesten Winkel des von der Mauer abgegrenzten Bereichs; ebenfalls allein, jedoch erst, nachdem Paul einem der Wächter, der ihnen zu folgen versuchte, klar und deutlich gesagt hatte, daß sie seiner Begleitung nicht bedürften.
    „Er überlegt sich gerade“, sagte Paul, als sie außer Hörweite waren, „ob er uns nicht trotzdem folgen soll. Unser leisester Wunsch ist ihm zwar Befehl, aber nur solange, als dem Wunsch nicht Slaters Anweisungen entgegenstehen.“
    „Das Ganze hier ist wie ein Gefängnis. Sogar die Mauer paßt dazu. Ich würde gern wissen, was auf der anderen Seite ist.“
    „Uns gegenüber stehen zwei Posten. Sie haben dich vorhin lachen hören und haben verächtlich die Nase gerümpft.“
    „Ich kann sie nicht …“ Sie zögerte und versuchte, die beiden Posten in ihr Gedankenfeld zu zwingen. „Oh, ja. Jetzt sehe ich sie. Merken Sie, daß ich Fortschritte mache, Herr Lehrer?“
    „Sei ja vorsichtig“, warnte Paul sofort. „Laß sie niemals entdecken, was du bist. Das würde dein Schicksal besiegeln.“
    „Ich werde mich nicht erwischen lassen, Paul. Aber sag, warum rümpfen sie die Nase, wenn ich lache?“
    „Weil Gerüchte auf diesem Boden hier besonders gut gedeihen, und weil dich diese Gerüchte zu einem verkommenen Mädchen gemacht haben. Vielleicht liegt es auch daran, daß sie hier keine anderen Frauen haben, mit denen sie ihre Gedanken beschäftigen können.“
    „Dann ist es nicht Verachtung“, lachte sie. „Dann ist es Neid.“
    Er nickte. „Das auch.“ Als sie weitergingen, sah er in einem fernen Baum einen Mann kauern. „Siehst du ihn?“ fragte er.
    Sie starrte herum, suchte nach dem bestimmten Baum, den sie in seinen Gedanken las. „Nein. Wo?“
    „Warte einen Augenblick. Ich werde machen, daß er sich bewegt.“
    Der verborgene Scharfschütze fummelte an seinem Gewehr herum, ließ es beinahe fallen und mußte mit einer hastigen Bewegung zugreifen, um es aufzufangen.
    „Ja, jetzt habe ich ihn ebenfalls bemerkt. Aber da sind noch mehr Männer.“
    „Ja, überall um uns herum. Sie brauchen dich nur zu sehen, und schon geht das Gerede los.“ Paul grinste. „Unser Bursche da schaut sich im Augenblick gerade deine Beine an.“
    „Alle schauen“, schmollte sie. „Nur du nicht. Ich habe noch nie gesehen, daß du mich richtig angeschaut hast.“
    Er lachte schallend. Statt einer Antwort drängte er ihren Gedanken ein Bild aus seinen jüngsten Erinnerungen auf, bei dem sie nicht einmal Shorts anhatte. Er hielt das Bild so lange vor sie hin, bis sie über und über rot wurde.
    „Hör auf, Paul. Das ist nicht fair.“
    „Jedenfalls habe ich damit bewiesen, daß ich dich doch schon mal richtig angeschaut habe.“
    Sie gingen weiter. An einer kleinen Senke, die sich zur Mauer hin neigte, setzten sie sich ins Gras. Sengend brannte die Julisonne herab. Paul zog sich das Hemd aus. Martha streifte die Schuhe ab und spielte mit den Zehen.
    „Hast du neulich
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