Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
bot er seine Dienste der ganzen Welt an. Dem, der ihn am besten bezahlte. Leute wie Sie, Slater, waren seine Marionetten. Ihm hatten Sie sich mit Leib und Seele verschrieben – wie gesagt, sofern Sie eine haben.
    Willis war Ihrer aller Meister. Sie alle mußten nach seiner Pfeife tanzen.“ Paul zog sich die Jacke an. „Willis hat heute zum letztenmal gepfiffen, und Sie haben zum letztenmal getanzt. Stecken Sie die Pistole weg.“
    Vergeblich versuchte Slater, sich gegen den Befehl aufzulehnen. Steif und unbeholfen steckte er die Pistole ins Halfter zurück und strich seine Jacke glatt.
    „Jetzt hören Sie gut zu und machen Sie keinen Fehler. Falls Sie doch einen machen, wenn Sie Zeichen zu geben oder zu schreien versuchen, wird Ihnen die Zunge im Hals steckenbleiben und Sie ersticken.
    Wir werden jetzt hinuntergehen. Sie werden einen Wagen kommen lassen. Sie werden dem Chauffeur befehlen, zu Hause zu bleiben. Sie selbst werden fahren. An den beiden Kontrollstellen werden wir unsere Ausweise vorzeigen, wie sonst auch. Wir werden zum Washingtoner Flughafen fahren. Wenn wir dort sind, werden Sie Flugkarten für die alte Fluchtroute kaufen. Erinnern Sie sich noch? Washington – Miami – New Orleans – Mexico City. Dann werden wir an Bord des Flugzeugs gehen.“
    „Was geschieht mit …?“ keuchte Slater.
    „Ach so!“ spöttelte Paul. „Sie werden natürlich nie nach Mexico City kommen. Unterwegs wird Ihnen etwas zustoßen.“
    „Ich gehe nicht!“ versuchte Slater zu schreien. Es wurde nur ein heiseres Gurgeln. „Ich gehe nicht mit!“
    „Aber selbstverständlich kommen Sie mit“, widersprach Paul. „Oder aber …“
    Einen Augenblick lang schweigende Spannung. Dann schrie Slater laut auf und krallte die Hand in die Herzgegend.
    „Sie werden also doch gehen“, wiederholte Paul mit falscher Freundlichkeit. Er sandte einen suchenden Gedanken nach Martha aus. „Hast du zugehört;“
    „Ich habe alles gehört, Paul.“ Er spürte, daß sie vor Angst zitterte.
    „Wo bist du? Wirst du überwacht?“
    „Ich gehe unten im Hof herum. Nur ein Mann ist in der Nähe.“
    „Versuch’ ihn loszuwerden. Geh’ langsam zur Auffahrt oder zur Sperre an der Mauer vor. Wenn wir nur ein bißchen Glück haben, können wir dich mit in den Wagen hineinnehmen.“
    „Bring’ meine Papiere mit. Vorn rechts in der Schreibtischschublade.“
    „In Ordnung. Los, geh’ jetzt!“
    Er wandte sich zu Slater um. „Noch mehr davon? Oder wollen Sie jetzt doch mitkommen?“ Langsam gingen sie durch Marthas Zimmer hindurch zum Lift.
     
    *
     
    Der wolkenverhangene Mond stand hoch über dem Golf von Mexico und ließ nur von Zeit zu Zeit sein bleiches Licht auf das warme, träge Wasser fallen. Die Nacht war still, nahezu verlassen.
    Martha hatte sich auf den Sand niedergekauert. Sie beobachtete den Strand und die fernen Lichter der Stadt. Hinter ihr im Dunkel klangen leise, barsche Worte auf, wie bei einem erbitterten Ringen. Martha zwang sich, nicht hinzuschauen.
    „Gehen Sie!“ forderte Paul in leisem, befehlendem Ton.
    „Verflucht – nein.“
    Slater stand bis zu den Knöcheln im leise schlagenden Wasser des Golfes. Krampfhaft hielt er das Gesicht von der Küste abgewandt. Irgendwo draußen zogen die schwachen Lichter eines einsamen Frachters vorbei.
    „Gehen Sie!“ flüsterte Paul.
    Widerstrebend setzte Slater einen Fuß vor sich in die Brandung, suchte nach einem Halt und zog den anderen Fuß nach. „NEIN!“ Die Füße bewegten sich wider seinen Willen. „NEIN!“ Er versuchte, den Kopf zu drehen und zurückzuschauen, und konnte es nicht. „Hören Sie auf!“
    „Ich höre nicht auf! Das ist für Conklin und Carnell und Karen und Emily. Los, gehen Sie, Slater!“
    Und der Mann watete ins Meer hinein mit seltsam hölzernen Bewegungen – wie eine Marionette.
     
    *
     
    Martha hörte im Sand ein leises Knirschen.
    „Paul?“
    „Ja, mein Engel.“
    „Ist er …?“
    „Er ist fort.“
    Sie zitterte wieder. „Ich habe kein Mitleid mit ihm.“
    Er streckte ihr die Hand hin und half ihr auf die Beine. „Du sollst jetzt nicht mehr an ihn denken“, flüsterte er. „Wo ist dein Bruder? Wo ist das Boot, das er versprochen hat?“
    Martha zeigte auf den Golf hinaus. „Dort draußen ist es, Paul. Kannst du es nicht sehen?“
    Er strengte seine Augen an, versuchte, mit seinen Gedanken das Dunkel zu durchdringen. „Nein, ich kann nichts erkennen.“
    Sie lachte leise und streichelte seinen Arm. „Ich sehe schon, ich muß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher