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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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dem Flughafen. Dann kann sie vor allen anderen da sein. Wenn sie es schafft, in die Abflughalle von AireAmerica zu kommen, kann sie die Story aus der menschlichen Perspektive aufziehen. Falls sie anruft, will ich sofort informiert werden.«
    In der Hoffnung auf neueste Informationen wandte er sich wieder den Funkgeräten zu. Eine Portion Adrenalin schoß durch seinen Kreislauf. Also kein Wochenende. Sondern Überstunden und Kopfschmerzen, kaltes Essen und abgestandener Kaffee, aber Irish war in seinem Element. Es gab doch nichts Besseres am Ende einer Nachrichtenwoche als so ein richtiger Flugzeugabsturz.
     
    Tate Rutledge parkte das Auto vor dem Haus. Er winkte dem Vorarbeiter der Ranch zu, der gerade mit seinem Pick-up die Ausfahrt hinunterfuhr. Eine Promenadenmischung, im wesentlichen Collie, sprang auf und rieb sich an seinen Knien, so daß er stehenbleiben mußte.
    »Hi, Shep.« Tate bückte sich und strich über den zotteligen Kopf des Tieres. Der Hund sah mit uneingeschränkter Heldenverehrung zu ihm auf.
    Zehntausende von Menschen verehrten Tate Rutledge auf ähnliche Art. Und es gab auch eine Menge an ihm zu bewundern. Von seinem Schopf zerzausten braunen Haars bis hinunter zu den Spitzen seiner abgenutzten Stiefel war er der Inbegriff eines Mannes, den sich Frauen erträumen.
    Aber er hatte ebenso viele Feinde wie Bewunderer.
    Er machte Shep klar, daß er vor der Tür bleiben solle, betrat die weite Eingangshalle des Hauses und nahm die Sonnenbrille ab. Seine Stiefelabsätze hallten auf dem Fliesenboden, als er sich auf den Weg in die Küche machte, aus der Kaffeeduft drang. Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, daß er vor seiner Fahrt nach San Antonio nicht gefrühstückt hatte. Er stellte sich ein zartes Frühstückssteak vor, perfekt gegrillt, eine große Portion lokkeres Rührei und ein paar Scheiben heißen, gebutterten Toast. Sein Magen knurrte noch lauter.
    Seine Eltern saßen in der Küche an dem runden Eichentisch, den es schon gab, solange Tate denken konnte. Als er hereinkam, drehte sich seine Mutter mit betroffener Miene zu ihm um. Sie war beunruhigend bleich. Nelson Rutledge, sein Vater, stand sofort auf und kam mit ausgestreckten Armen auf ihn zu.
    »Tate.«
    »Was ist los?« fragte er verwirrt. »Wenn man euch beide so sieht, könnte man meinen, eben wäre jemand gestorben.«
    Nelson zuckte zurück. »Hast du denn im Auto nicht Radio gehört?«
    »Nein. Kassette. Warum?« Der erste Anflug von Panik umklammerte sein Herz. »Was, zum Teufel, ist los?« Sein Blick wanderte zu dem tragbaren Fernsehgerät auf dem gefliesten Küchenschrank. Seine Eltern hatten gebannt darauf gestarrt, bevor er hereingekommen war.
    »Tate, Kanal zwei hat gerade mitten im Programm aktuelle Nachrichten gebracht. Vor ein paar Minuten ist auf dem Flughafen ein Flugzeug kurz nach dem Start abgestürzt.« Tates Brust hob und senkte sich, als er schnell und lautlos einatmete.
    »Es ist immer noch ungewiß, welche Flugnummer es genau war, aber sie nehmen an –« Nelson schwieg und schüttelte kummervoll den Kopf. Zee, die noch am Tisch saß, drückte sich ein zerknülltes Papiertaschentuch auf die Lippen.
    »Caroles Maschine?« fragte Tate heiser.
    Nelson nickte.

KAPITEL 1
    Sie schob sich mühsam durch den grauen Nebel.
    Dahinter mußte es eine Öffnung geben, auch wenn sie sie noch nicht sehen konnte. Einen Augenblick hatte sie gedacht, daß es gar nicht der Mühe Wert sein würde, sie zu erreichen, aber irgend etwas hinter ihr war so grauenhaft, daß es sie immer weiter vorantrieb.
    Sie war erfüllt von Schmerzen. Immer häufiger tauchte sie aus einem segensreichen Vergessen wieder auf in grelles Bewußtsein, das von so durchdringendem, so umfassendem Schmerz erfüllt war, daß sie nicht wußte, woher er kam. Er war überall – in ihrem Innern, auf ihrer Haut. Mehr wäre nicht möglich gewesen. Und dann wieder, wenn sie dachte, sie könne den Schmerz keinen Augenblick länger ertragen, wurde sie von einer warmen Welle von Gefühllosigkeit überströmt, als flösse ein Zaubertrank durch ihre Adern. Und kurz darauf versank sie wieder in das ersehnte Vergessen.
    Doch die Momente, in denen sie bei Bewußtsein war, wurden länger. Trotz ihrer verschwommenen Wahrnehmung drangen gedämpfte Laute bis zu ihr durch. Sie konzentrierte sich, so sehr sie konnte, und allmählich erkannte sie das unaufhörliche Schnaufen eines Beatmungsgeräts, das ständige Piepsen elektronischer Instrumente, Gummisohlen, die auf
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