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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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gefliesten Böden quietschten, Telefone.
    Einmal, als sie aus ihrer Bewußtlosigkeit an die Oberfläche kam, hörte sie eine geflüsterte Unterhaltung in ihrer Nähe.
    »... unwahrscheinliches Glück gehabt. Ihr Körper war voller Kerosin. Verbrennungen, aber im wesentlichen oberflächlicher Art.«
    »Wie lange dauert’s noch, bis sie reagiert?«
    »Geduld. Ein derartiges Trauma betrifft mehr als nur den Körper.«
    »Wie wird sie aussehen, wenn alles verheilt ist?«
    »Der Chirurg wird Sie informieren.«
    »Wann?«
    »Wenn die Gefahr einer Infektion gebannt ist.«
    »Haben die Verletzungen Auswirkungen auf den Fötus?«
    »Fötus? Ihre Frau ist nicht schwanger.«
    Die Worte waren bedeutungslos und flogen wie Meteoriten aus der dunklen Tiefe auf sie zu. Sie wollte ihnen ausweichen, weil sie in ihr friedliches Nichts eindrangen. Sie sehnte sich danach, absolut nichts zu spüren, also blendete sie die Stimmen aus und sank wieder in die weichen Kissen des Vergessens hinab.
     
    »Mrs. Rutledge, können Sie mich hören?«
    Sie reagierte instinktiv, und ein tiefes Ächzen formte sich in ihrer schmerzenden Brust. Sie versuchte, die Augenlider zu heben, schaffte es aber nicht. Das eine wurde von einer Hand aufgezogen, und ein Lichtstrahl durchdrang grell ihren Schädel. Schließlich verlosch das schreckliche Licht.
    »Sie kommt langsam zu sich. Rufen Sie gleich ihren Mann an«, sagte die körperlose Stimme. Sie versuchte, den Kopf zu drehen, stellte aber fest, daß sie unfähig war, sich zu bewegen. »Haben Sie die Nummer seines Hotels?«
    »Ja, Herr Doktor. Mr. Rutledge hat sie uns gegeben, für den Fall, daß sie zu sich kommen sollte, wenn er nicht hier ist.«
    Die letzten Fetzen des grauen Nebels lösten sich auf. Worte, die sie vorher nicht verstanden hatte, bekamen jetzt wieder eine Verbindung zu erkennbaren Begriffen in ihrem Gehirn. Sie verstand die Worte, und doch erschienen sie ihr irgendwie sinnlos.
    »Ich weiß, daß Sie sich sehr unwohl fühlen, Mrs. Rutledge. Wir tun unser möglichstes, um das zu ändern. Sie können nicht sprechen, also sollten Sie es am besten auch nicht versuchen. Entspannen Sie sich. Ihre Familie wird bald hier sein.«
    Der schnelle Pulsschlag dröhnte in ihren Ohren. Sie wollte atmen, konnte aber nicht. Eine Maschine atmete für sie. Durch einen Schlauch in ihrem Mund wurde die Luft direkt in ihre Lungen gepumpt.
    Sie versuchte noch einmal vorsichtig die Augen zu öffnen. Auf
der einen Seite gelang es ihr schließlich zumindest teilweise. Durch den Spalt sah sie Licht. Es tat weh, den Blick auf etwas zu richten, aber sie strengte sich weiter an, bis sie schließlich undeutliche Formen wahrnehmen konnte.
    Ja, sie war tatsächlich in einem Krankenhaus. Das hatte sie schon begriffen.
    Aber wie war es dazu gekommen? Warum? Es hatte sicher etwas mit diesem Alptraum zu tun, den sie im Nebel hinter sich zurückgelassen hatte. Sie wollte sich jetzt aber nicht daran erinnern und beschränkte sich auf die Gegenwart.
    Sie konnte sich nicht rühren, so sehr sie sich auch bemühte. Auch den Kopf konnte sie nicht bewegen. Sie fühlte sich, als wäre sie in einem steifen Kokon eingesponnen. Diese Lähmung jagte ihr Angst ein. War sie bleibend?
    Ihr Herz schlug noch wilder. Fast im selben Augenblick tauchte neben ihr etwas oder jemand auf. »Mrs. Rutledge, Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie werden wieder völlig in Ordnung kommen.«
    »Ihr Puls ist zu schnell«, bemerkte jemand, der auf der anderen Seite ihres Bettes stand.
    »Ich glaube, sie ist desorientiert und weiß nicht, was sie von alldem hier halten soll.«
    Eine weißgekleidete Gestalt beugte sich über sie. »Es wird alles wieder gut. Wir haben Mr. Rutledge angerufen, und er ist schon unterwegs. Sie sind doch bestimmt froh, ihn zu sehen, oder? Er ist so erleichtert, daß Sie wieder bei Bewußtsein sind.«
    »Die Arme. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man plötzlich in einem Krankenhaus zu sich kommt?«
    »Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, einen Flugzeugabsturz zu überleben.«
    Ein tonloser Schrei hallte lautlos durch ihr Hirn.
    Sie erinnerte sich wieder!
    Schrill knirschendes Metall. Kreischende Menschen. Rauch, dicht und schwarz. Flammen und furchtbare Angst.
    Sie hatte automatisch die Sicherheitsanweisungen befolgt, die ihr auf Hunderten von Flügen von unzähligen Flugbegleitern eingeschärft worden waren.
    Als sie erst einmal dem brennenden Treibstoff entkommen war, rannte sie wie blind durch eine blutige Welt und
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