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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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sickerten, bis er sie mit einem Papiertuch abtupfte. Seine Berührung war sehr sanft dafür, daß seine Hände so kräftig aussahen.
    »Irgendwie – der Himmel weiß, wie – hast du es geschafft, mit Mandy aus dem brennenden Wrack zu kommen. Erinnerst du dich daran?«
    Sie blinzelte nicht.
    »Na ja, macht nichts. Aber auf jeden Fall hast du es geschafft und ihr das Leben gerettet. Natürlich ist sie jetzt sehr mitgenommen und ängstlich. Ich fürchte, ihre Verletzungen sind insgesamt eher seelischer als körperlicher Art und deswegen schwieriger zu behandeln. Ihr gebrochener Arm ist eingerichtet worden, sie hat keinen bleibenden Schaden erlitten. Sie wird für ihre Verbrennungen nicht einmal eine Hautverpflanzung brauchen. Weil du sie«, und bei diesen Worten sah er sie durchdringend an, »mit deinem Körper vor den Flammen geschützt hast.«
    Sie verstand diesen Blick nicht so recht, aber es hatte beinah den Anschein, als bezweifle er die Tatsachen, von denen er ihr gerade berichtete. Aber er wandte schließlich als erster den Blick ab und setzte seine Erklärung fort.
    »Die NTSB untersucht den Absturz. Sie haben den Flugschreiber gefunden. Alles schien völlig normal zu verlaufen, dann ist plötzlich eine der Turbinen explodiert. Das Flugzeug verwandelte sich in einen Feuerball. Du hast es geschafft, durch
einen Notausgang auf den Flügel hinauszukommen, mit Mandy auf dem Arm.
    Einer der anderen Überlebenden hat erzählt, er hätte gesehen, wie du erst vergeblich versucht hast, ihren Sicherheitsgurt aufzubekommen. Er sagte, drei Leute hätten den Weg durch den Rauch zum Notausgang gefunden. Er meinte auch, dein Gesicht sei dort schon blutüberströmt gewesen, das heißt, die Verletzungen mußt du durch den Aufprall bekommen haben.«
    Sie erinnerte sich an nichts derartiges. Sie erinnerte sich nur daran, daß sie glaubte, im Rauch ersticken zu müssen, wenn sie nicht zuerst verbrennen würde. Er würdigte ihr mutiges Handeln während der Katastrophe, dabei war sie doch einfach nur ihrem instinktiven Überlebenswillen gefolgt.
    Vielleicht würden die genaueren Erinnerungen an die Tragödie Stück für Stück wieder zurückkehren. Vielleicht auch nicht. Sie war nicht sicher, ob sie sich überhaupt daran erinnern wollte. Diese schrecklichen Augenblicke nach dem Absturz im Geiste noch einmal durchzuleben, erschien ihr, als müsse sie noch einmal in eine Hölle hinabsteigen.
    Wenn nur vierzehn Passagiere mit dem Leben davongekommen waren, mußte es unzählige Todesopfer gegeben haben. Und sie hatte unglaublicherweise überlebt. Durch eine Laune des Schicksals war sie am Leben geblieben, und sie würde niemals eine Erklärung dafür finden.
    Ihr Gesichtsfeld verzerrte sich, und ihr wurde klar, daß wieder Tränen der Grund waren. Wortlos tupfte er sie mit dem Papiertuch weg. »Sie haben dein Blut untersucht und daraufhin entschieden, daß du das Beatmungsgerät brauchst. Du hast eine Gehirnerschütterung, aber keine ernsthafte Schädelverletzung. Beim Sprung von dem Flügel hast du dir das rechte Schienbein gebrochen.
    Deine Hände sind wegen der Verbrennungen bandagiert und geschient. Gott sei Dank waren bis auf die Rauchvergiftung alle deine Verletzungen nur äußerlich.
    Ich weiß, daß du dir Sorgen um dein Gesicht machst«, sagte er etwas unbehaglich. »Ich will dir nichts vormachen, Carole, ich weiß, daß du das nicht willst.«
    Sie blinzelte. Er zögerte und sah sie unsicher an. »Dein Gesicht ist am stärksten betroffen. Ich habe den besten plastischen Chirurgen des Landes beauftragt. Er ist spezialisiert auf wiederherstellende Operationen bei Unfallopfern und Verletzten.«
    Ihr Auge blinzelte jetzt wie wild, nicht als Ausdruck ihres Verstehens, sondern ihrer Beunruhigung. Ihre weibliche Eitelkeit war also geblieben, obwohl sie unbeweglich in der Intensivstation eines Krankenhauses lag und von Glück sagen konnte, daß sie noch am Leben war.
    »Deine Nase und ein Wangenknochen sind gebrochen. Der andere ist völlig zertrümmert. Darum ist auch das Auge bandagiert, es gibt keine Stütze mehr darunter.«
    Sie machte ein kleines Geräusch, ein Ausdruck ihres Entsetzens. »Nein, du hast das Auge nicht verloren. Gott sei Dank. Der Oberkieferknochen ist auch gebrochen. Aber der Chirurg kann das wieder in Ordnung bringen – alles. Dein Haar wird wieder wachsen. Du wirst Zahnimplantationen bekommen.«
    Sie hatte keine Zähne und keine Haare mehr.
    »Wir haben ihm Fotos von dir gebracht, neuere Fotos, die dich aus
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