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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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allen Perspektiven zeigen. Er wird dein Gesicht perfekt wiederherstellen können. Die Verbrennungen haben nur die äußerste Hautschicht in Mitleidenschaft gezogen, daher wirst du keine Hauttransplantationen brauchen. Wenn sich die Haut erneuert hat, wird es wie nach einer Schälkur sein, du wirst zehn Jahre jünger wirken, hat der Arzt gesagt. Das sollte dich beruhigen.«
    Die sanften Andeutungen in seinen Erklärungen machten ihr einiges deutlich, auch wenn er sich nur auf die wesentlichsten Worte beschränkte. Die Erkenntnis, die laut und klar durch alles zu dringen schien, war, daß sie unter all den Verbänden aussah wie ein Monstrum.
    Panik überkam sie, und das mußte sich ihm mitgeteilt haben, denn er legte wieder seine Hand auf ihre Schulter.
    »Carole, ich habe dir nicht erklärt, wie es um dich steht, um dich zu erschrecken. Ich weiß, daß du Angst hast. Ich dachte nur, es wäre das beste, offen zu sein, damit du dich in Gedanken auf all das vorbereiten kannst, was dir bevorsteht.
    Es wird nicht leicht werden, aber die ganze Familie steht hundertprozentig
hinter dir.« Er hielt inne und senkte seine Stimme. »Im Moment werde ich meine persönlichen Überlegungen hintansetzen und mich ganz darauf konzentrieren, daß du wieder gesund wirst. Ich werde dich mit aller Kraft unterstützen, bis du mit dem Ergebnis der plastischen Chirurgie zufrieden bist. Das verspreche ich dir. Ich bin es dir schuldig, weil du Mandy das Leben gerettet hast.«
    Sie versuchte, den Kopf zu schütteln, um all dem etwas entgegenzusetzen, was er gesagt hatte, aber es war sinnlos. Sie konnte sich nicht rühren. Wenn sie versuchte, um das Rohr in ihrer Kehle herum zu sprechen, wurde der Schmerz in dem von Rauch angegriffenen Gewebe einfach zu groß.
    Ihre Verzweiflung steigerte sich weiter, bis eine Krankenschwester hereinkam und ihn bat zu gehen. Als er schließlich die Hand von ihrer Schulter nahm, fühlte sie sich verlassen und allein.
    Die Krankenschwester verabreichte ihr eine Dosis Beruhigungsmittel. Es breitete sich schleichend in ihren Adern aus, und sie widersetzte sich der betäubenden Wirkung. Doch das Medikament war stärker als sie, und schließlich mußte sie aufgeben.
     
    »Carole, kannst du mich hören?«
    Sie schreckte zusammen und stöhnte mitleiderregend. Durch das Medikament fühlte sie sich schwer und leblos, als wären die letzten lebenden Zellen in ihrem Gehirn tot.
    »Carole?« flüsterte die Stimme ganz dicht an ihrem verbundenen Ohr.
    Das war nicht der Mann, den sie Rutledge nannten, seine Stimme hätte sie wiedererkannt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ob er fortgegangen war, und wußte nicht, wer jetzt mit ihr sprach. Vor dieser Stimme hätte sie sich am liebsten verkrochen. Sie war nicht so wohltuend wie die von Mr. Rutledge.
    »Du bist nach wie vor in schlechtem Zustand, und sie wissen nicht, ob du durchkommst. Aber wenn du das Gefühl hast, daß du sterben wirst, dann mach bitte keine Bekenntnisse auf dem Totenbett, falls du das bis dorthin können solltest.«
    Sie fragte sich, ob sie träumte, und öffnete ängstlich das eine
Auge. Wie gewöhnlich war der Raum hell erleuchtet. Das Beatmungsgerät zischte rhythmisch. Derjenige, der gerade mit ihr gesprochen hatte, stand außerhalb ihres Gesichtsfeldes. Sie spürte seine Anwesenheit, konnte ihn aber nicht sehen.
    »Wir zwei haben immer noch mit dieser Sache zu tun. Und du steckst auf jeden Fall schon zu tief drin, um jetzt noch herauszukommen, also würde ich dir empfehlen, daran nicht mal nur zu denken.«
    Vergeblich versuchte sie ihre Verwirrung und die durch das Medikament bewirkte Mattigkeit niederzukämpfen. Der Sprecher blieb nicht mehr als ein vager Eindruck, ohne Form oder klare Bestimmtheit – eine körperlose, finstere Stimme.
    »Tate wird seinen Amtsantritt nicht erleben. Dieser Flugzeugabsturz kommt uns etwas ungelegen, aber das können wir zu unserem Vorteil nutzen, wenn du nicht in Panik gerätst. Hörst du? Wenn du alles hinter dir hast, werden wir dort weitermachen, wo wir stehengeblieben waren. Es wird niemals einen Senator Tate Rutledge geben. Er wird vorher sterben.«
    Sie drückte ihr Auge fest zu in dem Versuch, ihrer ständig wachsenden Panik Herr zu werden.
    »Ich weiß, daß du mich hören kannst, Carole. Tu nicht so, als könntest du’s nicht.«
    Nach wenigen Momenten öffnete sie das Auge wieder und drehte es so weit nach hinten, wie sie konnte. Sie sah niemanden, und sie spürte, daß ihr Besucher fort war.
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