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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
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auf einem klebrigen Resopaltisch in einem billigen Schnellrestaurant lag.
    Lebend war Franz kleiner als Reacher, aber größer als die meisten Leute gewesen. Schätzungsweise einen Meter neunzig groß, fünfundneunzig Kilo schwer. Kräftiger Oberkörper, tiefe Taille, kurze Beine. In gewisser Weise primitiv. Wie ein Höhlenmensch. Trotzdem hatte er insgesamt nicht schlecht ausgesehen. Er war ruhig, energisch, tatkräftig und lässig unverkrampft gewesen. Seine ganze Art hatte andere Leute Vertrauen zu ihm fassen lassen.
    Auf dem Autopsiefoto sah er grässlich aus. Er lag nackt in einem Edelstahltrog, und seine Haut wirkte durch den Kamerablitz blassgrün.
    Scheußlich.
    Aber tote Menschen sahen oft ziemlich schlimm aus.
    Reacher fragte: »Wo hast du das her?«
    Neagley antwortete: »Ich kann ziemlich alles beschaffen.«
    Reacher äußerte sich nicht dazu und blätterte um. Machte sich daran, den Wust von technischen Informationen zu lesen. Der Leichnam war 1,91 Meter groß und 84 Kilo schwer gewesen. Als Todesursache war multiples Organversagen als Folge eines massiven Aufschlagtraumas angegeben. Beide Beine waren gebrochen, die Rippen eingedrückt. Im Blut hatte man Unmengen freier Histamine entdeckt. Der Körper war schwer dehydriert gewesen; der Magen hatte nichts als Schleim enthalten. Alles deutete auf eine rapide Gewichtsabnahme kurz vor dem Tod hin, während andererseits nichts auf kürzliche Nahrungsaufnahme hinwies. Die an der Kleidung gefundenen Spuren waren nicht weiter ungewöhnlich – bis auf unerklärliche Eisenoxidablagerungen in beiden Hosenbeinen, ziemlich tief im Gewebe, vor den Schienbeinen, unterhalb der Knie und oberhalb der Knöchel.
    Reacher fragte: »Wo ist er aufgefunden worden?«
    Neagley erwiderte: »Ungefähr fünfzig Meilen nordöstlich von hier in der Wüste. Harter Sand, kleine Steine, hundert Meter von der nächsten Straße entfernt. Keine hin- oder wegführenden Spuren.«
    Die Bedienung brachte das Essen. Reacher machte eine Pause, während sie ihr Tablett ablud, und fing dann an, sein Sandwich mit der linken Hand zu essen, um mit der Rechten weiter umblättern zu können.
    Neagley sagte: »Zwei Deputies in einem Streifenwagen haben Geier kreisen sehen. Haben angehalten und sind hingefahren, um nachzusehen. Sie gaben zu Protokoll, er habe ausgesehen wie vom Himmel gefallen. Das findet der Pathologe auch.«
    Reacher nickte. Er las eben die Schlussfolgerung des Gerichtsmediziners, die festgestellten inneren Verletzungen seien mit einem freien Fall aus ungefähr tausend Metern Höhe auf harten Sand vereinbar, wenn Franz flach auf dem Rücken aufgeschlagen sei, was aerodynamisch möglich war, wenn er bei diesem Sturz noch gelebt und mit den Armen gerudert hatte. Ein lebloser Körper wäre auf den Kopf gefallen.
    Neagley sagte: »Identifiziert haben sie ihn anhand seiner Fingerabdrücke.«
    Reacher fragte: »Wie hast du davon erfahren?«
    »Seine Frau hat mich angerufen. Vor drei Tagen. Offenbar haben wir alle in seinem Telefonbuch gestanden. Auf einer Extraseite. Seine alten Kameraden von früher. Ich war die Einzige, die sie erreichen konnte.«
    »Ich wusste gar nicht, dass er verheiratet war.«
    »Noch nicht sehr lange. Sie haben einen Jungen, vier Jahre alt.«
    »Hat er gearbeitet?«
    Neagley nickte. »Er war Privatdetektiv. Eine Einmannshow. Anfangs Sicherheitsberatung für Unternehmen. In letzter Zeit vor allem Personalüberprüfungen. Zeug aus Datenbanken. Du weißt, wie gründlich er immer war.«
    »Wo?«
    »Hier in L.A. «
    »Seid ihr alle Privatdetektive geworden?«
    »Die meisten von uns, glaube ich.«
    »Bis auf mich.«
    »Das war unser einziges verwertbares Talent.«
    »Was hat Franz’ Frau von dir gewollt?«
    »Nichts. Sie hat’s mir nur erzählt.«
    »Sie will keine Antworten?«
    »Die Polizei bearbeitet den Fall. L.A. County Sheriffs, um genau zu sein. Der Fundort liegt im L.A. County. Dort ist das LAPD nicht mehr zuständig, deshalb sind ein paar Deputies mit den Ermittlungen betraut. Sie ermitteln wegen dieser Flugzeugsache. Ihrer Ansicht nach ist die Maschine vielleicht aus Vegas nach Westen geflogen. Einen ähnlichen Fall hatten sie schon mal.«
    Reacher sagte: »Das war kein Flugzeug.«
    Neagley schwieg.
    Reacher sagte: »Ein Flugzeug hat eine Überziehgeschwindigkeit von wie viel? Hundertfünfzig Stundenkilometer? Hundertdreißig? Er wäre aus der Tür kommend in den waagrechten Schraubenstrahl geraten und gegen die Tragfläche oder das Leitwerk geknallt. Dabei
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