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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean
Autoren: Subina Giuletti
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gemacht hatte. Und trotzdem bei mir geblieben war. Weil er mir geholfen hätte, hätte nicht WOM schon für Auflösung gesorgt. Mit einem Lächeln legte ich ihm den Finger auf die Lippen. „Aber“, flüsterte ich und knöpfte seine Jeans auf. „Das ist jetzt vorbei... endgültig. Soll ich’s dir beweisen?“
     
    Gepackte Schachteln und kahle Wände umgaben uns, als wir uns ein letztes Mal in unserem alten Büro trafen. Alle warteten mit Spannung auf mich. Ich war zu Wiedemann gefahren, hatte ihm unsere Situation erklärt und ihm gesagt, dass ich verstehen könne, wenn er den Auftrag doch an jemand anderen vergeben wollte. Aber Wiedemann hatte davon nichts wissen wollen. Er hatte darauf bestanden, dass wir sein Firmenporträt filmten und sich mit eventuellen Mehrkosten, die durch das Ausleihen benötigter Technik entstanden, einverstanden erklärt.
    Auffordernd hatte er mir den Vertrag hingeschoben, den ich freudestrahlend unterschrieben hatte. Auf der Rückfahrt hatte ich mich vor Glück kaum bremsen können, hatte alle Lieder im Radio lauthals mitgesungen und mich tierisch darauf gefreut, den anderen die frohe Botschaft zu vermitteln.
    Der Jubel war groß, wir beschlossen zusammenzulegen und aus der Konkursmasse zu kaufen, was ging. Alle waren bereit, für weniger Geld zu arbeiten. Rob spann Ideen für ein Logo und ich für einen neuen Namen.
    Wir öffneten gerade eine Flasche Schampus, als wir unten am Eingang Geräusche hörten. Alarmiert schauten wir auf. Wir hörten Schritte, anhaltendes Keuchen und verärgertes Schimpfen.
    „So viele Stufen“, murrte eine nörgelige Stimme. „Warum gibt es hier keinen Aufzug?“
    Dann trampelte sie in unser Besprechungszimmer, mit strahlenden Augen, einem nahezu aufgelösten Dutt und dem unvermeidlichen Smartphone in der Hand.
    „Bin ich da richtig bei JC?“ rief sie triumphierend und schwenkte einen Block.
    „Nein, Sie sind bei der Firma: „Ich such grad einen Namen“, grinste Elisha.
    „Also, wenn das nicht mehr JC ist, hab ich ein Problem“, sagte Frau Witt. „Ich hab hier nämlich vier Aufträge für JC – zufälligerweise hab ich in dem einen Studio... ratet mal – ihr kommt da nie drauf! – diesen Politiker getroffen, der sagte, er will unbedingt ein Porträt von euch... und als ich ihm sagte, dass ich Beziehungen habe, wurde der ganz aufgeregt... und dann kam da noch die Schauspielerin von dieser neuen Serie dazu, die, die bald heiratet... und die will auch einen Film... und! Haltet euch fest... ihre Hochzeit sollt ihr filmen und ihre Freundin will sich das dann anschauen, weil... die will nächstes Jahr heiraten... aber der Clou ist: Ich hab E!Liza getroffen! Und die möchte, dass ihr die eine oder andere Dokumentation über gute Menschen für sie filmt! Na? Na? Wieso sagt ihr denn nichts?“ 
    Sieben offene Münder und kreisrunde Augen glotzten sie an, während sie uns freudig plappernd die Telefonnummern auf den Schreibtisch legte.
    „Ihr macht das doch, oder?“ fragte sie, unsicher geworden. „Hört mal, ich hab mich echt aus dem Fenster gehängt... ihr könnt mich jetzt nicht im Stich lassen! Wie steh ich sonst da!? Sagen Sie mal...“ wandte sie sich dann an mich. „Haben Sie wirklich keinen Job für mich?“
     

Frühling
     
    Die Tür... sie knarrte inzwischen in den Angeln. Der Pfad...  Unkraut hatte ihn unwegsamer gemacht. Die Bank... Sonne zauberte das wunderbare Grün des Mooses hervor, gab ihm seinen smaragdenen Glanz für den nächsten Sommer. Kein Zelt, kein Wohnmobil. Kein weiser, alter Mann.
    Wehmütig setzte ich mich auf das feuchte Holz. Sah in das leichte Blau des Frühlingshimmels, dachte an so vieles. Als ich die Bäume ansah, fiel mir ein, dass ich mir ein Haus im Grünen gewünscht hatte. Aber mein Geld war erst mal für die Firmeninvestition draufgegangen.
    Automatisch glitten meine Gedanken zu dem Haus des Millionärs, das J sich hatte kaufen wollen. Das Tor kam mir in den Sinn, die Engel, das Gold, der Spruch, mit dem alles begonnen hatte: Hab keine Angst vor dem Morgen. Gott ist schon dort. Und mit einem Mal schoss mir wie ein Blitz ein Gedanke durch den Kopf. Er war einfach da und er hatte Gewicht. Ich stand auf und fuhr die zehn Kilometer bis ans andere Ende der Stadt.
    Und diesmal war das Tor offen.
     
    ***
     
    Zum ersten Mal war es, in den knapp 30 Jahren, seit ich es kannte, nicht verschlossen. Mehrere Schubkarren standen auf dem Weg und machten klar, dass Gärtner an der Arbeit waren. War es nun doch verkauft
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