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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde
Autoren: David Lender
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der Flucht helfen, und dann läuft die Sache so aus dem Ruder. Aber wer weiß, vielleicht war es letzten Endes sogar besser so für sie. Gebärmutterhalskrebs im Endstadium, Metastasen im ganzen Körper. Wäre ein noch grässlicherer Tod geworden.«
    »Tja«, fuhr er dann, nachdem sie eine ganze Weile geschwiegen hatten, in wieder geschäftsmäßigem Ton fort. Er zögerte kurz, aber er musste es einfach aussprechen: »Was mir allerdings echt auf den Sack geht, mehr als alles andere, ist die Tatsache, dass Bin Abdur sich wahrscheinlich ins Fäustchen gelacht hat, als er hörte, dass sie … Sasha … getötet haben.« Er probierte die Worte aus.
Wenn ich sie nur oft genug ausspreche, vielleicht komme ich dann darüber weg.
    Er bemerkte, dass Nigel ihn aufmerksam betrachtete. »Diesmal haben wir unsere Chance verpasst, was Bin Abdur betrifft«, sagte Nigel. »Beim letzten Mal haben wir’s erst gar nicht versucht. Wie heißt es doch? Aller guten Dinge sind drei.«

    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . E IN U NTERSCHLUPF HUNDERT K ILOMETER VOR K ARTHUM , S UDAN
. Als Habib aus seinem Jeep stieg, schauderte er kurz zusammen in der nächtlichen Kälte der Wüste. Dann jedoch ging er mit federnden Schritten auf das baufällige Haus zu, das Scheich bin Abdur als Versteck diente. So ein kleiner Ruhetag tat einem stark beanspruchten Söldner wahrhaftig gut.
    Er klopfte an die Tür. Ein kleiner Mann im schwarzen Gewand öffnete ihm. Habib war nicht zum ersten Mal hier, er kannte sich aus. Er schritt direkt auf die Innentür zu und stieß sie auf. Scheich bin Abdur saß in einer Ecke des Zimmers, seine Augen funkelten in der Dunkelheit, als würden sie von einer Lichtquelle im Innern seines Kopfes gespeist.
Diese verdammten Augen. Habe so etwas noch nie gesehen
, dachte Habib.
    Er ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen, fühlte die Erregung angesichts der Kühnheit dessen, was er im Begriff war zu tun. Mit der linken Hand öffnete er den Reißverschluss seiner Windjacke, während seine Rechte geschmeidig nach der Beretta mit dem bereits aufgeschraubten, zehn Zentimeter langen Schalldämpfer griff. Mit einer geübten Bewegung schickte er eine einzelne Kugel genau zwischen die beiden funkelnden Punkte in Bin Abdurs Kopf. Bevor sich die anderen vier Anwesenden, die im Schneidersitz auf dem Lehmboden saßen, auch nur rühren konnten, schoss er jedem von ihnen nacheinander eine Kugel in die Brust.
    Habib begutachtete kurz sein Werk, dann verließ er das Zimmer und anschließend das Haus, ohne sich um den kleinen Mann im Vorraum zu kümmern.
    Das letzte Mal, dass ich Geschäfte mit dir mache, alter Mann.

    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Prinz Jassar saß am Schreibtisch seines Hotelzimmers und arbeitete am Computer. Eingeloggt über eine sichere Verbindung, die die saudische Geheimpolizei schon vor einem Jahr eingerichtet hatte, tippte er eine E-Mail-Nachricht an die Adresse [email protected].
    BESTE GRÜßE. UND LEBEWOHL. SECHS MILLIONEN DOLLAR ERWARTEN SIE GEMÄß IHREN ANWEISUNGEN AN IHREN KARIBISCHEN UND KONTINENTALEN STANDORTEN. IHRE ARBEIT WAR MAKELLOS. AUF IHR WORT IST VERLASS, WIR WERDEN DAS IN ERINNERUNG BEHALTEN.
    J
    Er loggte aus und seufzte.
Kenne deine Feinde
. Er lächelte.
Aber kenne auch deine Freunde. Und wisse, wie du deine Freunde und deine Feinde zur Läuterung der muslimischen Welt einsetzt.
Er war mit sich im Reinen, obwohl er nicht umhinkonnte, seine Racheauszukosten. Vielleicht würde er lange genug leben, um Buße zu tun für den Makel auf seiner Seele. Er blickte zur Uhr. Zeit fürs Gebet. Und anschließend ins Bett. Morgen in aller Frühe ging sein Flug.

KAPITEL 52
    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Daniel wurde erneut von einer dieser seltsamen Gefühlsabwesenheiten befallen, die er in den vergangenen Tagen wiederholt erlebt hatte. Er hielt den Kopf starr erhoben, als würde er irgendeinen Gegenstand auf der Nase balancieren.
    Er fragte sich, ob der Kosmos ihn zum Besten hielt. Genau so hatte er auch schon zu Beginn des Sommers dagesessen, kurz vor seiner Begegnung mit Sasha.
    Halb zwölf.
Er nahm sich vor, bald mal aufzustehen, sich wenigstens ein bisschen im Büro zu zeigen. Ein Schatten näherte sich ihm. Cindy, seine Assistentin.
    »Daniel, Sie haben Besuch im Konferenzraum zwei …« Sie verstummte und sah ihn besorgt an.
    Er stand auf und ging zu dem bezeichneten Konferenzraum.
    Als er den Raum betrat, wurde ihm bewusst, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten
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