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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde
Autoren: David Lender
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hatte, jetzt strömte sie zurück in seine Lunge. »Wo ist sie?«, fragte er.
    »An einem sicheren Ort«, sagte Jassar. »Eine Flugreise entfernt.«
    »Meinen Sie, es hat funktioniert?«
    »Wenn Tom Goddard es glaubt, dann wird es auch die al-Mujari glauben.«
    Schuldgefühle überkamen Daniel. »Es tut mir leid, dass wir ihm das nicht ersparen konnten, aber es musste überzeugend sein.«
Sie ist ihnen endgültig entwischt.
Er begann zu lachen und musste seine Tränen zurückhalten. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Nafta hat mir erzählt, sie hätte, nachdem klar war, dass sie den Krebs nicht überleben würde, schon drei oder vier Mal versucht,Sasha zu dem Plan zu überreden.« Seine Augen brannten, sein Hals war rau.
    Jassar beobachtete ihn stumm.
    Nach einer Weile sagte Daniel: »Ich muss sie sehen.«
    »Wenn Sie sich dafür entscheiden.«
    Was, ist er verrückt geworden?
»Dafür entscheiden? Wo ist sie?«
    »Wie ich schon sagte, an einem sicheren Ort.«
    »Was soll die Geheimniskrämerei?«
    »Keine Geheimniskrämerei, Daniel. Ich beschütze sie nur. Sie haben zwei Optionen, jede mit schwerwiegenden Konsequenzen.«
    Daniel winkte ab, als würde er mit einem seiner Untergebenen sprechen.
    Jassar fuhr fort: »Sie können entweder hierbleiben, als Berater für uns arbeiten – wir könnten einen Mann mit Ihren Talenten gut gebrauchen – und eine sehr großzügige Vergütung entgegennehmen.«
    Daniel war allmählich etwas irritiert über Jassars Begriffsstutzigkeit. »Jassar …«
    Jassar hob die Hand. »Oder Sie gehen zu Sasha, leben im Verborgenen, lassen Ihr ganzes Leben hier zurück. Alles. Für immer.«
    »Okay, sind Sie jetzt fertig? Wann kann ich sie sehen?«
    »Sie müssen sich sicher sein. Es gibt kein Zurück.«
    »Jassar, hören Sie endlich auf, bitte!« Daniel hatte ein Lächeln im Herzen. Es gehörte ihr, für immer.

    Daniel marschierte geradewegs zum Büro des Seniorpartners Jean-Claude Dieudonne. Miss Chuckings, die Sekretärin, saß an ihrem Schreibtisch vor der geschlossenen Tür und hielt mit der ganzen Gewichtigkeit ihrer zweiundvierzig Kilo die Stellung. »Morgen, Miss Chuckings, ist er da drin?« Er rauschte ohne Umstände durch die Tür.
    »Mr Youngblood, Sie können nicht …«
    Zwei Gäste saßen an Dieudonnes Kaffeetisch. Dieudonne hielt also wieder mal sein »gemütliches Beisammensein« ab.
Einen Deal in trockene Tücher bringen, Jean-Claude?
»Guten Morgen, verzeihen Sie die Störung, meine Herren. Jean-Claude, ich kündige, mit sofortiger Wirkung. Die Vereinbarung mit den Saudis übertrage ich Michael Smits, einschließlich aller noch laufenden Angelegenheiten. Viel Spaß noch mit Ihrem Fiskaljahr.«
    Er pflückte sich eine Cohiba Esplendido aus dem Humidor auf dem Buffet und verschwand durch die Tür.

KAPITEL 53
    S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . G ENF , S CHWEIZ .
Weihrauch und gemurmelte Gebete waberten durch das Hinterzimmer des gemieteten Chalets, das ihnen als erste Zwischenstation ihrer Reise dienen sollte. Sasha kniete vor dem behelfsmäßigen Puja-Schrein, den sie mithilfe eines Beistelltisches errichtet hatte. Sie betete auf Sanskrit, wobei sie von Zeit zu Zeit die Augen öffnete, um das Foto von Swami Kripananda und die Ganesha-Statue anzusehen. In der Mitte des Schreins stand ein von einem Blumenkreis umgebenes Porträtfoto von Nafta.
    Sie dankte Nafta aus tiefsten Herzen, sprach Gebete für sie. Ehrte ihr Andenken mit einem Gefühl eigener Unwürdigkeit. Zum Abschluss sagte sie Nafta ein letztes Lebewohl und verließ das Zimmer, die Tür leise schließend, wie um den Schlaf der Freundin nicht zu stören. Jassar saß in seinem Sessel im großen Salon des Chalets und blickte Sasha entgegen. Sie küsste ihn sanft auf die Stirn, bevor sie neben ihm Platz nahm.
Lieber, teurer Jassar.
    Sie saßen schweigend da. »Nafta hat uns erzählt, dass du nicht gewillt warst, es zu tun«, ergriff Jassar schließlich das Wort, »aber als wir dann von dem Mordplan erfuhren …« Sasha hielt den Kopf gesenkt, spürte aber Jassars forschenden Blick. »Daniel und ich haben es zuerst abgelehnt. Aber sie gab zu bedenken, dass es die einzige Möglichkeit sei, dich von allem zu befreien. Sie wollte nicht, dass du für den Rest deines Lebens vor al-Mujari Angst haben musst.« Er machte eine Pause. »Und sie hat sich gewünscht, dass du ein bisschen Glück erfährst, jetzt wo du endlich jemanden gefunden hattest.« Wieder hielt er inne, dann murmelte er: »Ein wahrhaft großes Geschenk,
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