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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde
Autoren: David Lender
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läuternden Seufzer aus, dann wischte sie sich die Augen trocken, putzte sich die Nase und riss sich wieder zusammen.
Okay, so viel dazu. Jetzt volle Konzentration. Du gehst da rein, holst ihn raus, und dann macht ihr beiden, dass ihr ganz schnell und ganz weit wegkommt. Kein Leben mehr auf der Flucht. Kein Leben mehr ohne Liebe.
    Sie fuhr zurück in den Ort, bog auf den Parkplatz des Grand Union im vollen Bewusstsein des Risikos, das sie einging. Sie wusste genau, dass es sicherer wäre, sich oben auf die Anhöhe zu stellen, von wo aus sie den Parkplatz bequem beobachten und warten konnte, bis Daniel in sein Auto stieg.
    Wenn er aber beschattet wird? Dann sehen sie, wie ich ihm folge, und erwischen uns beide.
Sie stellte den Motor ab. Nein, am erfolgversprechendsten war es, möglichst ungesehen in den Supermarkt zu gelangen und ihn dort zu treffen.
    Sie atmete tief durch, murmelte einige Worte auf Sanskrit, stieg aus dem Auto und betrat mit forschen Schritten den Grand Union. Durch den ersten Gang marschierend, unterdrückte sie die Furcht, die ihr die Fassung zu rauben drohte. Schließlich konnte Gott weiß wer ihr in irgendeinem dieser Gänge auflauern.
    Plötzlich stieß sie mit einem bärtigen Mann zusammen, der eine Ray-Ban und eine tief in die Stirn gezogene New-York-Yankees-Mütze trug.
Jassar!
Vor Schreck blieb ihr fast die Luft weg.
    »Hallo, Sasha«, sagte er.

    »Sie hat gerade den Supermarkt betreten!«, rief Tom Daniel im Lärm des Hubschraubers zu, während er sein Handy zuklappte.
    »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Zwei der FBI-Agenten sind ihr nach und …«
    »Wir sind fast da!«, schrie Daniel. Sie waren nur noch knapp zwei Kilometer von Milford entfernt, er konnte bereits den Delaware River sehen, und dann tauchten auch die ersten Häuser vor ihnen auf.
Halt nur noch ein bisschen durch, Sasha
.
    »Gucken Sie, ob Sie uns auf dem Parkplatz absetzen können!«, rief Tom in die Sprechanlage. Wenige Sekunden später schienen sie schon beinahe die Baumspitzen zu streifen. Daniel schätzte jedoch, dass sie sich noch in etwa sechzig Meter Höhe befanden. In den Straßen sah er Leute stehen und auf den Hubschrauber zeigen, der über ihre Köpfe hinwegdröhnte. Als sie die Broad Street überquerten, drehte der Pilot direkt über der Ampel ein und richtete die Maschine schwungvoll gleich wieder auf, sodass Daniel sich in seinen Sitz gedrückt sah.
    Keine fünf Sekunden darauf setzte der Hubschrauber auf dem Parkplatz des Grand Union auf.

    Jassar spürte die von den Rotorblättern ausgelösten Schwingungen fast noch, bevor er den Hubschrauber selbst hörte.
Allah, lass nicht zu, dass dies fehlschlägt
. Die beiden Männer in Jassars Begleitung packten Sasha und hielten sie fest. Schuldgefühle und Selbstekel erfassten ihn bei dem Anblick. Sie liefen los, auf den Ausgang zu, vorbei an erschrockenen Kunden, die wie erstarrt dastanden. Jassar schob alle Gefühle beiseite.
Es muss sein.
    Sasha versuchte zu schreien. Für einen kurzen Moment begegnete sie Jassars Blick, verwirrt, dann entsetzt, aller Hoffnung beraubt angesichts dieses schlimmsten Verrats, der sich nur denken ließ. Die beiden Männer ließen nicht locker, schleiften sie zum Ausgang des Supermarkts. Sie versuchte den Mann zu schlagen,der sie unter den Achseln gepackt hielt, schlug ihre Fingernägel in seine Hand, die über ihren Mund geschraubt war, aber sein Griff lockerte sich nicht. Sie versuchte den Mund aufzureißen, um ihm in die Finger zu beißen, aber der Mann war zu stark. Draußen sah sie einen Ford Aerostar mit offener Seitentür stehen, und schon hatten die beiden Männer sie hineingepfercht. Jassar sprang hinterher und die Tür glitt zu. Mit quietschenden Reifen preschte der Van davon.

    Daniel stürmte durch den Seiteneingang, angetrieben gleichermaßen von Panik, Zorn und Entschlossenheit. Wo waren die Agenten, die sich angeblich in dem Laden befanden?
    »Daniel! Dort, da hinten!« Die Leute aus dem Ort, seine Nachbarn, zeigten zum Vordereingang. »Sie ist draußen. Sie haben sie rausgezerrt!«
    Als Daniel durch die Vordertür nach draußen stürzte, sah er gerade noch den Ford über den Parkplatz fegen. Sich umdrehend, erblickte er Tom drei Meter hinter sich, dazu drei FBI-Agenten mit halb automatischen Waffen. Ein Fröstelgefühl zog sich durch seinen Körper, als würde der kalte Stahl der Gewehre sich in sein Fleisch bohren.
    »Das Auto! Zu dem Auto dort!«, rief Daniel, auf den
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