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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition)
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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ganze Kraft in das eine Wort hinein: »Bombe!«
    Dann rannte sie weiter und hörte, wie die Männer vor dem Bunker ihr zuriefen. »Fünfzehn Sekunden bis zur Bombe! Schnell!«
    Aber sie meinten damit nicht die richtige Bombe. Selbst darüber erstaunt, dass sie über so viele Kräfte verfügte, warf Elizabeth sich nach vorn. Sie kannte die Offiziere nicht, die vor dem Bunker standen und ihr zuwinkten. Jetzt hatten sich alle umgedreht und blickten auf den Turm. Der Countdown verkündete die letzten paar Sekunden.
    »Raus aus dem Bunker! Bitte!«, schrie sie. »Raus!«
    Ein paar Leute hörten sie und kamen zur Tür. Die Offiziere duckten sich. »Holt sie raus! Da ist eine Bombe! Sabotage!«, rief Elizabeth erneut, aber ihre Stimme hat kaum mehr Kraft. »Sonst sterben alle!«
    Feynman kam an die Tür. Er trug eine schwarze Sonnenbrille, und sein Gesicht war mit Sonnencreme verschmiert. Er sah sie, runzelte die Stirn und begriff sofort, dass da irgendetwas nicht stimmte. Er drehte sich um und rief etwas in den Bunker hinein. Ein paar von den Leuten drinnen reagierten erschreckt, drängten sich zur Tür.
    Als Elizabeth an der letzten Böschung vor dem Bunker auf die Knie fiel, sah sie Oppenheimer und General Groves nebeneinandersitzen, als ginge sie die ganze Aufregung nichts an. Oppie drehte sich zu ihr herum, verblüfft, Elizabeth hier zu sehen. »Eine Bombe! Raus aus dem Bunker!«, sagte sie wieder, aber Oppenheimer zuckte zusammen und wandte sich wieder dem Fensterschlitz zu, starrte durch das Rauchglas mit ganzer Konzentration auf den Turm. Einer der Offiziere streckte die Hand aus, packte den General an der Schulter.
    »… eins … null!«
    Weit vor ihr in der Wüste ein Blitz, hell genug, um all ihre Sinne zu töten. Und dann wurde alles schwarz. Im gleichen Augenblick brach der Bunker aus, wie ein Vulkan. Sie hörte einen Augenblick lang ein Geräusch wie das Brüllen einer in Stücke gehenden Welt. Dann legte sich eine Decke des Schweigens über ihre Ohren.
    Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Elizabeth hob die andere Hand an die Augen. Sie sah nur purpurne Flecken, als würden tausend Blitzlichter gleichzeitig losgehen. Sie hatte Erde im Mund, als sie sich zur Seite rollte; der Geruch von Benzin drang an ihre Nase.
    Der Boden bebte von den beiden Explosionen. Erde, Felsbrocken, Metallsplitter regneten um sie herum nieder. Der Boden bäumte sich unter ihr auf und beruhigte sich dann in einer langen wiegenden Bewegung, eine Schockwelle der Atomexplosion, dasselbe Gefühl wie bei dem Erdbeben in San Francisco im Jahre 1989, das sie in Berkeley miterlebt hatte.
    Sie konnte keine andere Reaktion der versammelten Beobachter hören oder sehen. Jeder musste das für sich alleine erleben, auf seine Weise damit fertig werden.
    Und dann schlug der Wind zu. Ein heißes, klatschendes Geräusch, das immer stärker wurde, und überhaupt nicht mehr aufhören wollte. Der Wind heulte, trieb sie zurück, weg vom Turm, weg vom Bunker, weg von der Bombe …
    Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und versuchte zu sehen. Aber da waren immer noch die purpurgelben Flecken, die ihre Sicht behinderten. Sie kämpfte gegen den Wind an, der sie von den Leuten wegschieben wollte, die sie hatte retten wollen. Und dann, ebenso plötzlich, wie er aufgekommen war, wechselte der Wind seine Richtung. Es war ein flaches, quälendes Brüllen, das sie in die entgegengesetzte Richtung saugen wollte, wie eine Strömung im Meer, in die Vergangenheit, in die Zukunft.
    Aber sie konnte nie wieder zurück. Sie musste mit dem leben, was sie hier mitgeholfen hatte zu erschaffen.
    Sie richtete sich mühsam auf die Knie auf, spürte eine immer stärker werdende Hitze von der linken Seite. Sie drehte sich um, konnte immer noch nichts sehen. Aber als sie sich der Hitze zuwandte, hatte sie das Gefühl, sie könne das Wachsen des Feuerballs spüren – er sollte inzwischen bereits Tausende von Fuß hoch gestiegen sein, in die obere Atmosphäre hinein, und sich dort in einer gelborangen Pilzwolke ausgedehnt haben.
    Der Dschinn war aus seiner Flasche entkommen.
    »Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerschmetterer von Welten«, sagte Elizabeth.
    Oppenheimer hätte das sagen sollen. Aber er war nicht mehr da, konnte nicht mehr aus der Bhagavad Gita zitieren.

Epilog
     
    Santa Fe, New Mexico
    Mai 1952
     
»Eine Zeit lang hatten wir gewusst, dass wir im Begriff waren, einen Giganten zu entfesseln; trotzdem konnten wir uns eines unheimlichen Gefühls nicht
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