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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition)
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Waffen ausgeht, wenn sie nicht richtig eingesetzt werden.«
    Elizabeth blickte zu ihr auf. »Nein, ich glaube, Sie brauchen mir nichts zu erklären.« Aber die Frau hatte bereits mit ihrer Rede begonnen.
    »Ich weiß, dass die Amerikaner jetzt über die Atombombenabwürfe auf Pyöngyang, Mukden und Fushun erregt sind. Der Kongress hat nicht lange debattiert, als General MacArthur um Genehmigung bat, die Waffen einzusetzen, und jetzt erklärt er, Nordkorea und die südliche Mandschurei seien besiegt. Präsident Lodge hat die Republik Nordvietnam formell aufgefordert, sich an die Indochina-Besatzungsverträge Frankreichs zu halten oder mit derselben Strafe zu rechnen. MacArthur nennt das seine »Pax Americana«, und alle scheinen mit der Situation zufrieden zu sein.«
    Elizabeth freilich war nicht glücklich gewesen. Als sie gelesen hatte, dass drei Bomben in Indochina eingesetzt werden sollten, war sie entsetzt gewesen.
    »Aber diese Waffen«, sagte die Atomkraftgegnerin, »waren exakte Kopien der Bomben vom Urantyp, die wir vor sechs Jahren auf Peenemünde und Hiroshima und letztes Jahr auf Moskau abgeworfen haben. In der ganzen Zeit hat man keinerlei Verbesserungen daran vorgenommen. Niemand war fähig, die Plutoniumbombe zu rekonstruieren, die sie in der Wüste erprobt haben.«
    Elizabeth räusperte sich, sie spürte, wie ihr der Schweiß über die Arme rann. »Wie ich gehört habe, sind die meisten Wissenschaftler bei jenem ersten Test ums Leben gekommen.«
    Sie selbst hatte eine Gehirnerschütterung, einen doppelten Rippenbruch und Verbrennungen zweiten Grades davongetragen – alles im Vergleich zu den anderen relativ geringfügig. Acht Menschen waren gestorben, darunter Oppenheimer und General Groves, Seite an Seite hinter der Sichtluke kauernd und nach einem Atomblitz Ausschau haltend, den sie nie sehen würden. Fermi hatte sich bei der Explosion beide Beine gebrochen, und Dick Feynman war so unglücklich gefallen, dass er sein Leben lang Krüppel bleiben würde. Nur Johnny von Neumann war irgendwie unversehrt davongekommen. »Wahrscheinlichkeiten«, hatte er mit seinem ausgeprägten ungarischen Akzent gesagt, »lediglich Wahrscheinlichkeiten.«
    Aus dem Augenwinkel blickte sie auf das gerahmte Schwarzweißfoto Feynmans in seinem Rollstuhl vor einer Tafel. Er hatte darunter geschrieben »Für Elizabeth, war doch ein mächtiger Knall!« Er hielt jetzt wieder Vorlesungen in Berkeley und arbeitete in der Freizeit an seinen theoretischen Studien. Er hielt immer noch Verbindung mit ihr und versuchte, sie dazu zu überreden, zu ihm nach Kalifornien zu kommen und als seine Assistentin zu arbeiten. Er behauptete, der Rollstuhl und die teilweise Lähmung seines linken Armes würde ihn überhaupt nicht behindern. »Ich bin Theoretiker, Elizabeth«, hatte er ihr erklärt. »Ich brauche schließlich nichts zu tun.« Die einzige andere Folge seines Rollstuhldaseins war, wie er sagte, dass die Frauen auf dem Campus ihn jetzt für ungefährlich hielten.
    Sie seufzte bei dem Gedanken. Wieder mit Feynman zusammenzuarbeiten, war wirklich ein verlockendes Angebot. Aber sie wollte mit dieser Arbeit einfach nichts mehr zu tun haben. Sie war schon einmal aus der Atomforschung ausgestiegen und hatte geschworen, für immer die Finger davon zu lassen. Aber diesmal meinte sie es ernst. Sie hatte erneut gesehen, was dabei passieren konnte.
    »Diese Sprengköpfe werden in Oak Ridge in Massen produziert. Äh, das ist in Tennessee.«
    »Ich weiß. Ich bin dort gewesen«, brauste sie auf und begann jetzt, sich darüber zu ärgern, dass die Frau glaubte, ihr alles erklären zu müssen.
    Die Augen der Atomkraftgegnerin weiteten sich. »Nun, wenn Sie das hier lesen, werden Sie sehen, worauf ich hinauswill. Einige Wissenschaftler haben Vorschläge entwickelt, wie man Atombomben für friedliche Zwecke einsetzen kann. Sozusagen Pflugscharen aus Schwertern schmieden.« Sie lachte gekünstelt.
    »Wir könnten Atomexplosionen dafür einsetzen, Kanäle aufzusprengen, neue Hafenbecken zu schaffen, Reservoire herzustellen. Ganz unten auf der Seite finden Sie auch die Beschreibung von etwas, was sich ›Donnergräben‹ nennt. Das sind tiefe Gruben, die mit Wasser gefüllt sind, und unter denen wir eine Atomexplosion zünden könnten – unsere Berechnungen zeigen, dass die Schockwelle ausreichen würde, um Gegenstände in den Orbit zu bringen. Dann wären die Amerikaner die Ersten, die etwas in den Weltraum schicken.«
    »Wunderbar«, sagte Elizabeth.
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