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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu vernähen und Bornemanns Leben damit zu retten.
    Als er nach einer Stunde vom Tisch zurücktrat und Dr. Thorlacht die Operationswunde schloß, stellte sich Lorentzen hinter Schwester Emilie. »Zufrieden mit mir?« fragte er leise.
    Schwester Emilie wurde rot. »Aber Chef …«, stotterte sie.
    »Ich glaube, Sie haben gedacht, ich könne nur große Brüste kleiner machen, was?«
    »Nein.« Schwester Emilie reichte Thorlacht Nadel und Faden. Vom Kopf kam die nüchterne Meldung: »Puls klein, aber regelmäßig. Atmung flach. Herz leicht unruhig.«
    »Ich habe eine solche Lungenoperation noch nicht gesehen«, sagte Schwester Emilie ehrlich. »Sie haben traumhafte Hände, Herr Doktor.«
    »Jetzt reden Sie dumm wie ein Teenager.« Lorentzen wandte sich ab und ging aus dem OP. Schwester Emilie sah ihm lächelnd nach. Sie wußte, daß sie Lorentzen einen großen Teil seines unterdrückten Selbstbewußtseins wiedergegeben hatte, auch wenn er so grob reagierte.
    Im Flur kamen die Polizisten auf ihn zu. Vor allem der Schütze stand da, die Mütze in der Hand, als habe er sie vor einem Toten abgenommen.
    »Wie steht's?« fragte er. »Hoffnung?«
    »Die Lungenarterie ist getroffen. Er verblutete nach innen.«
    »Also tot?«
    »Nein. Er lebt. Und wenn er eine starke Natur hat, kommt er auch wieder auf die Beine.«
    Eine Viertelstunde später trafen die Beamten aus München ein. Ihre erste Frage war: »Wann ist der Kerl transportfähig?«
    Und Dr. Lorentzen antwortete ebenso hart: »Der Kerl bleibt in meiner Klinik, so lange ich es verantworten kann. Ich garantiere, daß kein Fluchtversuch unternommen wird.«
    Die Beamten sahen sich an. Sie waren sich einig. Immer diese arroganten Chefärzte.
    »Wann ist er vernehmungsfähig?« fragten sie stur.
    »In frühestens vier Tagen.«
    »Das ist aber spät.«
    »Ein Lungenschuß ist eben auch für einen Verbrecher eine fatale Sache. Auch diese haben normale Lungen, meine Herren, so leid es mir tut.«
    Man verzichtete auf weitere Gespräche mit Dr. Lorentzen. Beamte und Ärzte sind sich nie grün. Es sei denn, ein Arzt wird Beamter. Aber auch bei denen weiß man nie …
    Die Sonderkommission zog nach St. Hubert in das Hotel ›Alpenglühen‹. In der Klinik ließen sie einen Polizisten zurück, der sich auf einen Stuhl vor dem Zimmer Bornemanns setzte.
    Alle zwei Stunden wurde er abgelöst.
    »Unser privates Ehrenmal!« sagte Dicki zu Zimmer 20, wo Bornemann lag. Wenn er auf dem Flur an dem wachhabenden Polizisten vorbeiging – und er tat es oft –, kommandierte er sich selbst laut: »Augen rechts!«, marschierte in strammer Haltung vorbei und grüßte zackig.
    Der Polizist ärgerte sich blau.
    In seinem Bett rang Bornemann mit dem Tod. Sein Herz versagte. Die ganze Nacht über saßen Thorlacht und Lorentzen bei ihm und gaben ihm starke Injektionen, zuletzt intrakardial, mit einer langen, dünnen Nadel direkt ins Herz.
    »Sehen Sie, so ist das, Thorlacht«, sagte Lorentzen, als er um 5 Uhr früh abgelöst wurde. »Das war nun Ihre Verlobungsfeier. Wir haben einen Mistberuf.«
    »Den schönsten, den es gibt, Chef.« Thorlacht setzte sich auf den Stuhl neben Bornemann. »Ich könnte gar nichts anderes sein.«
    »Armer Kerl.« Lorentzen legte dem jungen Arzt die Hand auf das Haar. »Auch Sie werden es einmal schwer haben. Idealisten gelten heute als Idioten oder Störenfriede … Wenn Sie mich brauchen – ich komme sofort herüber.«
    »Sie sollten jetzt schlafen, Chef.«
    »Das sagen Sie? Marianne ist drüben und hält mich mit starkem Kaffee munter. Wenn wir die Nacht gewonnen haben, ist die Schlacht unser. Was sagt eigentlich Ilse über die schöne Verlobung?«
    Thorlacht senkte fast verschämt den Blick. »Sie ist drüben bei mir und kocht mir auch Kaffee …«
    Lorentzen lachte. »Sehen Sie, das sind geborene Arztfrauen. Wir sollten beide Gott danken, daß wir so etwas gefunden haben.«
    Drei Tage später schneite es.
    Der erste Schnee. Dick und watteweich. St. Hubert wurde ein Märchendorf. Das Gelände der Schönheitsfarm und der Almfried-Klinik glich einem weißen Paradies. Ilse Patz machte jetzt mit den Damen Skigymnastik. Auf der Wiese am Bergwald rutschten sie den Hang hinunter und vollführten allerlei Freiübungen auf den glatten Brettern. In der Farm war wie immer Hochbetrieb. Nach den Sommergästen, die freizügigen Urlaub mit Aufpolieren von Schönheit verbanden, die Träume mitbrachten und sie in dieses Treibhaus von Eitelkeit und Liebessehnsucht einpflanzten, kamen

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