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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einer Linie, wenn sie stand.
    Kurz vor dem leuchtenden Weihnachtsbaum ließ sie die Stöcke fallen. So still war es im Saal, daß es laut krachte, als die Stöcke auf den Boden schlugen.
    Sie streckte die Arme aus, in ihren großen Augen sah man den Widerschein der Kerzen und das helle Leuchten der Freude … und sie ging … drei Schritte … vier … fünf … sie stand vor Lorentzen, schluchzte und fiel ihm um den Hals.
    »Brav, mein Mädchen«, sagte er leise. »In drei Monaten kannst du tanzen. Fröhliche Weihnachten.«
    Er gab ihr einen langen Kuß. Und alle im Saal klatschten Beifall und hatten Tränen in den Augen und schämten sich nicht.
    Der Frühling kam wie jedes Jahr nicht nur mit frischem Grün und bunten Blumen, Sonne und Sehnsucht, sondern auch die Schönheitsfarm war ausverkauft für Wochen, und in der Almfried-Klinik raufte man sich fast um die freien Betten.
    Adam Czschisczinski, genannt ›Dicki‹, hatte einen großen Schritt getan: Er wollte Schwester Frieda heiraten. Frieda hatte zwar schon zugesagt, aber Dicki rang noch um ein Privileg, das er als Mann für sich beanspruchte: Er wollte nicht ›die Katze im Sack‹ kaufen. Schwester Frieda blieb standhaft: Erst nach der Hochzeit.
    So standen die Dinge, als auch Dr. Lorentzen und Marianne, Ilse Patz und Dr. Thorlacht ihre Doppelhochzeit besprachen.
    »Wer hätte das gedacht«, lachte Lorentzen. »Kommt da ein junger Arzt als Spion von Heberach, läßt sich seine Nase operieren, wird dann dem Alten in Hamburg abtrünnig, wird mein Oberarzt – und jetzt ist er dabei, auch noch mein Partner zu werden. Mein Junge, wenn das keine Karriere ist!«
    Im Kur-Hotel von St. Hubert saßen der alte Patz und der alte Steegert zusammen und brüteten ihr Hochzeitsgeschenk aus.
    »Wir schenken ihnen unsere Klinikanteile«, sagte der alte Steegert. »Marianne und Ilse sollen Alleinbesitzer werden.«
    »Und ihre Männer?«
    »Die werden es automatisch mit.«
    »Und dann fällt es meiner wilden Biene ein, einen anderen Mann zu lieben und schmeißt meinen Schwiegersohn hinaus. Nichts da! Das wird notariell verankert! Wir schenken unseren Töchtern die Klinik mit der Verpflichtung, ihre Männer immer zu lieben, bis daß der Tod sie scheidet, wie's so schön heißt. Einverstanden, Steegert?«
    »Einverstanden, Patz.«
    »Auf denn … trinken wir einen!« Der alte Patz winkte der hübschen, drallen Kellnerin. »Luiserl, zwei vom Roten!« Dann schlug er ihr aufs Gesäß, und Luiserl quietschte. Der alte Steegert schüttelte den Kopf. »Du kannst's nicht sein lassen!«
    »Warum auch?« rief der alte Patz. »Sonst ist das ganze Witwerdasein ja ein Schmarren.«
    Am Nachmittag klopfte Dicki ans Chefzimmer der Klinik und kam verstört herein zu Dr. Lorentzen.
    »Sie ist wieder da, Chef«, stotterte er völlig verwirrt. »Sie will wieder operiert werden …«
    Dr. Lorentzen sah Dicki an wie einen Betrunkenen.
    »Wer denn?« fragte er.
    »Das verrückte Luder, die Amerikanerin.«
    »Joan Bridge?« Lorentzen sprang auf. »Das ist doch nicht möglich!«
    »Doch. Sie sitzt im Sprechzimmer. Das blonde Gift aus Amerika … Hat mir zehn Dollar zur Begrüßung gegeben …«
    Dicki zeigte den Dollarschein. Das war ein untrüglicher Beweis … Joan Bridge war wiedergekommen.
    Und wirklich, da saß sie auf dem Stuhl, als Lorentzen in sein Sprechzimmer kam, den Rock bis über die Knie, ein enges Kleid, die weißblonden Haare aufgetürmt, mit grellrotem Mündchen, die blauen Augen kullernd wie ein Schaukelpferd, in der straffen Bluse die zierliche, jugendliche, neue Brust …
    »Doktorchen!« rief sie, als Lorentzen die Tür schloß. Sie sprang auf und fiel ihm um den Hals. »O, liebes Doktorchen! Da bin ich wieder. Ach Gott!« Sie machte ganz traurige Augen und verzog das grelle Mündchen. »Ich bin so unglücklich, Doktorchen. Ich bin am Ende meiner Nerven. Ich nehme noch zwanzig Schlaftabletten, nein – hundert! Sie müssen mir helfen! Liebes, liebes Doktorchen …«
    »Worum geht es, Miß Bridge?« Lorentzen hielt sie von sich weg und musterte sie. »Speck weg von den Hüften?«
    »O nein, nein, bloß nicht.« Sie blinzelte, als sähe sie in grelles Licht. »Mein kleiner Italiener ist auf und davon. Mit vierzigtausend Dollar. Ein kleiner, schmieriger Lump. Eine Ratte. Aber nun liebe ich wieder. Oh, wie ich liebe, Doktorchen! Wir wollen heiraten. Er ist Libanese.«
    »Wie bitte?«
    »Ein Bankier aus Beirut. Ein süßer, schicker Mohammedaner. Ein Frauenkenner. Aber meine Brüste …
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