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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jetzt, wer Sie sind, Dr. Lorentzen. Ich weiß auch, daß Sie mich für übergeschnappt halten. Aber ich möchte Sie allen Ernstes fragen: Haben Sie Zeit, können Sie es, wollen Sie es … diese Klinik hier aufbauen? Von mir aus, wenn es Ihnen lieber ist, sehen Sie es als Gegenleistung für meinen verknacksten Fuß an.«
    »Das ist eine teure Distorsion.« Dr. Lorentzen blickte wieder zurück zum Waldrand. Er kam sich wie entkleidet vor. Er war ratlos. Er war überwältigt von den neuen Aussichten. Eine eigene Klinik. Kosmetische Chirurgie. Wieder ein Skalpell in den Fingern halten. Menschen helfen, schöner zu sein. Fehler der Natur korrigieren. Ihre Seele mit dem Messer retten. O Gott im Himmel, welche Aufgabe!
    »In einem Jahr kann die Klinik betriebsfertig stehen«, sagte Ilse plötzlich. Der Kopf Mariannes fuhr herum. Ilse sah an ihr vorbei zu Dr. Lorentzen. »Mein Vater ist Inhaber einer der größten Baufirmen Oberbayerns. Er würde sofort alle Maschinen und Handwerker einsetzen. Es ist gar kein Problem … wenn ich ihn bitte.«
    »Das kommt alles sehr unerwartet.« Dr. Lorentzen strich über sein Gesicht. Er hat wunderbare Hände, dachte Ilse. Am Hals pulste deutlich ihr Blut. Wie müssen diese Hände streicheln können … »Man sollte sich das überlegen, meine Damen. So einfach ist das nicht. Eine Klinik, das sind tausend Details.«
    »Wir würden Ihnen alle Vollmachten geben, Dr. Lorentzen«, sagte Marianne, bevor Ilse sprechen konnte. »Ich … habe volles Vertrauen zu Ihnen –«
    In der Nacht standen Ilse und Marianne auf dem Balkon ihrer Zimmer, die nebeneinander lagen, und sahen hinüber zum Haus 2. Im Zimmer 19 brannte noch Licht. Ein Schatten wanderte langsam immer wieder am Fenster vorbei. Dr. Lorentzen rang um eine Entscheidung.
    »Denk daran, was du mir versprochen hast, Ilse«, sagte Marianne. »Ich liebe Dr. Lorentzen.«
    »Ich muß das umändern.« Die Stimme Ilses war härter als sonst. »Schließen wir einen Pakt. Wir haben gemeinsam studiert, wir sind Freundinnen, wir haben gemeinsam die Schönheitsfarm aufgebaut, wir haben bisher immer alles gemeinsam gemacht, und immer war es gut so. Auch wenn uns die gleichen Männer gefielen … wir waren uns einig. So soll es auch jetzt sein.«
    »Du hast dich auch in Dr. Lorentzen verliebt? Gesteh es, Ilse.« Der Atem Mariannes flog. Ich habe es geahnt, dachte sie. Es mußte so kommen. Er ist genau der Mann, an dem Ilses Widerstand zerbricht.
    »Noch nicht. Aber es kann werden. Und deshalb, Marianne – schlag ein.« Sie reichte ihre Hand hinüber zu Mariannes Balkon. »Wir versprechen uns, uns nicht um Dr. Lorentzen zu bemühen. Keine von uns soll mit ihm flirten, soll ihm Hoffnungen machen, soll den Kopf verlieren. Er allein soll einmal entscheiden. Das wird er bestimmt. Aber keine von uns soll ihm die Entscheidung abnehmen.«
    »Einverstanden.«
    Sie gaben sich die Hand. Es war wie ein Schwur.
    Aber kann ein Frauenherz einen solchen Schwur aushalten?
    »Wenn er Ja sagt, fahre ich morgen gleich zu Paps.« Ilse Patz nickte Marianne zu.
    »Und ich spreche auch mit Paps. Er wird begeistert sein.«
    »Gute Nacht, Marianne.«
    »Gute Nacht, Ilse.«
    Die Balkontüren klappten zu. Die Lichter gingen aus.
    Aber das Licht auf Zimmer 19 brannte noch lange, und der Schatten wanderte unentwegt hin und her.
    Ein Jahr verfliegt wie ein Sommerwind, wenn Tag und Nacht ineinandergleiten und die Gedanken keine Ruhe bekommen.
    Tag und Nacht wurde gebaut auf dem Hügel bei St. Hubert. Dr. Lorentzen kümmerte sich um alles, vom Keller bis zum Kippfenster. Mit den Vätern Patz und Steegert besprach er die Inneneinrichtung, die das meiste Geld kostete, wenn man modern und konkurrenzlos sein wollte. »Holen Sie, was Sie brauchen«, sagte der alte Steegert. »Ich habe meine Millionen mit der Herstellung von sinnlosen Nippartikeln verdient. Wenn dieses Geld nun Menschen helfen kann, die ihre Nase auf dem Rücken haben … gut so. Dann hat alles einen Sinn gehabt.«
    Der Bau wuchs. Die Ausstattung wurde eingebaut. Zwei moderne OPs. Die modernsten Geräte. Die neuesten Anästhesie-Einrichtungen. Zwei Spezialzimmer für Zwischenfälle wie Kollaps oder Sepsis. Sauerstoffzelte. Krankenzimmer mit einem neuartigen Signalsystem und einer Sprechanlage zur zentralen Schwestern-Wachstation. Eine Blutbank.
    Dr. Lorentzen fuhr herum und suchte sich seinen Mitarbeiterstab zusammen. Aus Hamburg, aus der Klinik seines ehemaligen Schwiegervaters, holte er seinen I. Assistenten. Der Alte
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