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Treibhaus der Träume

Treibhaus der Träume

Titel: Treibhaus der Träume
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überfragt –«
    Eine Wand des Schweigens.
    In Marianne regte sich Sorge und Angst. Was war in Hamburg geschehen? Warum ging Lorentzen nach Köln? Sah er nicht wie ein Auswanderer aus? – Warten. Warten. Warten.
    Schrieb er? Brachte der Briefträger eine Nachricht aus Köln? Nur ein paar Zeilen, eine Karte. »Was macht Ihr Fuß?« Mehr nicht, mein Gott! Mehr will ich gar nicht. Nur ein Zeichen von ihm. Einen Hauch von seinem Wesen.
    »Du bist richtig kindisch«, sagte die nüchterne Ilse und räkelte ihren nackten Katzenkörper in der Sonne. »Unseren Patientinnen predigen wir: Sorgen machen Falten. Aufregung schadet dem Teint. Viele Pickel auf der Haut sind seelischen Ursprungs. Und was machst du? Du schmachtest ein Idealbild an wie ein Kater den Vollmond.«
    »Du hast ihn nicht gesehen. Du wärest an meiner Stelle mit ihm in Köln ausgestiegen und ins nächste Hotel gegangen.«
    »Pfui!«
    Marianne beugte sich über die Balkonbrüstung. Vom Bach her knatterte das Moped des Briefträgers von St. Hubert. Nun waren drei Wochen herum, um den Knöchel, der noch immer leicht geschwollen war, trug Marianne eine elastische Binde.
    »Nun lauf ihm schon entgegen«, sagte Ilse gedehnt. »Und wein nicht gleich, wenn wieder nichts von deinem Supermann dabei ist.«
    Aber an diesem Tage schien wirklich eine herrliche Sonne. Ilse Patz schreckte hoch, als Marianne mit einem Juchzer auf den Balkon stürmte und einen Brief hoch in die Luft schwenkte. »Er hat geschrieben!« rief sie. »Er hat! Er hat! Aus Köln.«
    Mit einem Griff riß Ilse den Brief aus Mariannes Hand, las die Adresse und suchte den Absender. »Mit der Maschine geschrieben – schon unhöflich! Und kein Absender! Noch unhöflicher! Der Herr möchte trotz Lebenszeichen nicht belästigt werden …«
    »Du bist eine alte Unke.« Marianne nahm den Brief wieder an sich und schlitzte ihn auf. Unten ging über den breiten Weg der Hausmeister Adam Czschisczinski und brachte die sortierte Post zum Nebenhaus, um den jetzt noch schlafenden Ehefrauen nach dem Erwachen Heimatgrüße zu überreichen.
    Von Adam Czschisczinski werden wir noch hören; es lohnt sich.
    »Was schreibt er?« fragte Ilse. Sie beobachtete Marianne beim Lesen und sah, daß ihre Lippen zitterten und ihre Brust schneller atmete.
    »Er kommt …«, sagte Marianne leise.
    »Was?« Ilse setzte sich hoch. Ihre braune Nacktheit glänzte wie mit Öl eingerieben. »Hierher?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Am Neunzehnten.«
    »Das ist nächsten Sonntag.«
    »Ja.«
    »Du bist reichlich wortkarg für ein verliebtes Herzchen.«
    »Es kommt so plötzlich, Ilse.«
    »Plötzlich? Erlaube mal … darauf wartest du seit drei Wochen.«
    »Auf einen Brief. Aber nicht, daß er selbst kommt.«
    »Um so besser! Dann kann ich ihn mir ansehen und dir sagen, ob er es wert ist, dein Gehirn völlig zu vernebeln.«
    Marianne Steegert faltete den Brief zusammen und steckte ihn in den kurzen Bademantel, den sie über ihren Bikini gezogen hatte. Auch Briefträger soll man nicht provozieren. Sie erleben so schon genug.
    Mit etwas zusammengekniffenen Augen, als sehe sie schlecht, musterte sie Ilse. Der lange, schlanke, braune Körper mit den spitzen kleinen Brüsten und dem flachen Leib, der in sanft geschwungene Schenkel überging, war das Verführerischste, was die Natur an Weiblichkeit geschaffen hatte. Marianne wußte es: In ihrer Art ist sie hübscher als ich. Lockender. Abenteuerlicher. Es ist ein Wagnis sie zu lieben, und das reizt die Männer. Auch Dr. Lorentzen?
    »Du –«, sagte sie gedehnt.
    »Ja?« Ilse Patz zog eine knappe Bikinihose über ihre Nacktheit. Unter der braunen glänzenden Haut spielten die Muskeln.
    »Ich möchte etwas von dir, was ich noch nie von dir gefordert habe.«
    »Mach mir keine Angst, Marianne.« Ilse Patz sah auf die Uhr hinter ihr im Zimmer. »In einer Viertelstunde ist Gymnastik.«
    »Laß die Hände von Dr. Lorentzen, ja?«
    »Du mußt mich für eine Riesenschlange halten, was?«
    »Bitte!« Marianne sah ihre Freundin aus ihren großen blauen Kinderaugen an. Ilse band das Bikini-Oberteil um. Eine Strähne ihres schwarzen Haares fiel über ihre hohe Stirn.
    »Du tust, als ob ein Weltuntergang daran hängt. Der Mann, der uns beiden so gefällt, daß er als Nummer 3 in unserer Mitte bleiben darf, der muß erst noch geschaffen werden. Mit deinem Dr. Lorentzen wird das nicht anders sein. Er gefällt dir, dann wird er für mich langweilig sein. Keine Angst, Goldkind.«
    »Und wenn doch?« Marianne hielt die
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