Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treibgut

Treibgut

Titel: Treibgut
Autoren: Maren Schwarz
Vom Netzwerk:
Leonas Freundin, dieser Krankenschwester, danach zu erkundigen. Doch dann verwarf er den Gedanken. Es gab nur einen Menschen, der ihm jetzt weiterhelfen konnte.
    Voller Ungeduld sah Henning dem Ende der Vernehmung entgegen. Kaum war Danko abgeführt worden, stürmte er aus dem Zimmer.
    Auf dem Gang traf er auf Peer. »Ich muss dich sprechen.« Seine Stimme hörte sich ganz rau an. Ohne eine Antwort abzuwarten, packte er seinen Freund am Arm und zog ihn hinter sich her. Sobald sich die Tür zum Beobachtungsraum hinter ihnen geschlossen hatte, unterrichtete er ihn in knappen Worten von seinem Verdacht. »Es geht um Leonora Marks. Möglicherweise hat Suzette Steinhagen etwas mit ihrem Tod zu tun«, fasste er seine Ausführungen zusammen. »Ich muss unbedingt wissen, wer den Totenschein ausgestellt hat. Kannst du dich darum kümmern?«
    »Sicher kann ich das. Die Frage ist nur, inwieweit sich dein Verdacht damit beweisen lässt. Das Einzige, was in diesem Fall gegen Suzette Steinhagen sprechen würde, wäre ihre Unterschrift auf dem Totenschein. Doch was besagt das schon? Weder dass sie mit Danko gemeinsame Sache gemacht hat noch dass Leonora Marks Opfer eines Mordes wurde. Um das zu beweisen, bräuchtest du ihre Leiche. Womit wir schon beim nächsten Problem angelangt sein dürften«, gab Peer zu bedenken. »Was ist, wenn sie eingeäschert wurde?«
    »Dann müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen. Und ich hab schon eine Idee«, beharrte Henning, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sein Plan noch vor der Ausführung zum Scheitern verurteilt sein könnte.

39
     
     
    Als sie am nächsten Morgen auf dem Polizeirevier eintrafen, wurden sie mit der Nachricht empfangen, Danko habe sich in seiner Zelle das Leben genommen. Er hatte sich in der Nacht mit seiner Kleidung am Heizkörper stranguliert. Sein Tod war erst beim morgendlichen Rundgang bemerkt worden.
    Während Henning in diesem Moment schon all seine Felle davonschwimmen sah, kam ihnen ein Beamter mit einem Fax entgegengeeilt. Es enthielt eine Kopie des von Peer angeforderten Totenscheines und trug Suzette Steinhagens Unterschrift.
    Der daraufhin gegen sie erlassene Haftbefehl wurde mit sofortiger Wirkung vollstreckt. Eine Überprüfung ihrer Personalien hatte ergeben, dass sie nach der Scheidung nach New York gezogen war, wo sie als Ärztin arbeitete.
    Suzette war beim Verlassen des Kindergartens festgenommen worden. Um Lea kümmerte sich eine Psychologin. Sie sollte das Kind nach Deutschland begleiten und auf ein Zusammentreffen mit seiner leiblichen Mutter vorbereiten.
     
    Inzwischen war Suzette Steinhagen nach Las Vegas überstellt und dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Man hatte sich darauf geeinigt, sie von Henning vernehmen zu lassen. Schließlich gab es niemanden, der besser über den Fall und dessen Hintergründe Bescheid wusste. Und damit auch niemanden, dem man größere Erfolgschancen einräumte.
    Kurz nachdem er sich mit Peer in den Vernehmungsraum begeben hatten, wurde Suzette Steinhagen hereingeführt. Sie war groß und schlank mit einem kantigen Gesicht und einer kleinen runden Nase, die wie ein Knopf aussah. Eine in die Jahre gekommene Frau mit eng stehenden grauen Augen, die sie voller Argwohn musterten.
    Verwundert fragte sich Henning, was Danko Dierks an einer derart nichtssagenden und farblosen Erscheinung gefunden haben mochte. Als hätte Suzette seine Gedanken erraten, warf sie ihren Kopf mit einer trotzigen Geste in den Nacken, die bestens dazu geeignet war, ihm klar zu machen, dass es ihr egal war, was er von ihr dachte.
    Überhaupt schien sie kein bisschen verunsichert zu sein, allenfalls verärgert über ihre Festnahme. Kaum hatte sie Platz genommen und einer Aufzeichnung des Gesprächs zugestimmt, verlangte sie nach ihrer Tochter. »Kann mir mal jemand erklären, was das ganze Theater soll?« Sie klang ungehalten.
    »Sie haben hier gar nichts zu verlangen«, bemerkte Henning ungerührt. »Schon gar nicht, wenn es dabei um die Tochter einer anderen Frau geht.«
    Für einen Augenblick weichte Suzettes kühle Fassade ein wenig auf. Doch dann straffte sich ihr Körper und sie sah Henning herausfordernd an. »Ich habe nie behaupte, die leibliche Mutter zu sein. Dafür bin ich im Besitz von Dokumenten, die mich als ihre Adoptivmutter ausweisen. Wasserdichte Dokumente«, unterstrich sie ihre Worte in einem an Arroganz kaum noch zu überbietenden Tonfall.
    »So wasserdicht wie die Ausweisdokumente von Danko
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher