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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit
Autoren: John Brunner
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Marktes glitten lautlos zurück. Gelassen, majestätisch schritt Ahmed Lyken mit seiner Leibgarde auf den wartenden Kreuzer zu.
    Nevada sah den Zorn in Lykens Gesichtszügen, und sein Mut sank. Dennoch schob er sich weiter vor und holte tief Luft, um einen Ruf auszustoßen. Eine große Hand packte seinen Arm mit schmerzhaftem Griff, und jemand sagte mit schwerer Stimme: »Mich willst du schubsen, Kerl? Was glaubst du wohl, wen du vor dir hast?«
    Nevada sah sich einem Mann gegenüber, der fast so groß war wie die Leibwächter Ahmed Lykens. Er trug einen scharlachroten Anzug und quer über der Brust die goldene Aufschrift: Breaker Bolden.
    Ein Schläger. Nevadas Gedanken wirbelten im Kreis. Er stammelte mechanisch eine Entschuldigung, während Lyken vermutlich bereits in seinen Kreuzer stieg. »Tut mir leid. Es war ein Versehen.«
    Der Schläger umklammerte Nevada mit eisenhartem Griff. Er war vermutlich nicht besonders klug; seine vielen Narben zeigten, daß er sich schon lange als Schläger betätigte. Und so sah er vielleicht nicht, was die meisten anderen auf den ersten Blick erkannten: daß Luis Nevada kein Slumbewohner war. Aber der Status war klar in Nevadas Aussprache zu erkennen.
    »Mich schubst keiner, auch du nicht, klar?«
    Eine gewaltige Faust tauchte unter Nevadas Nase auf. Er schloß die Augen und rief: »Lyken! Lyken! Denken Sie an Akkilmar!«
    Er hörte ein verwirrtes Knurren von dem Schläger; und dann explodierte etwas in seinem Gesicht. Selbst als er nach einiger Zeit die Augen öffnete, blendete ihn noch der Schmerz. Abrupt lockerte sich der Griff um seinen Arm. Er schwankte und fiel gegen seine Nachbarn.
    Allmählich kam er zu sich. Einer von Lykens hünenhaften Leibwächtern hatte seinem Gegner einen Schlagstock über den Schädel gezogen und stand nun, die Hände in die Hüften gestemmt, neben ihm. Ein zweiter Hüne packte Nevada an den Händen und zog ihn vorwärts.
    Nevada spürte, wie ihm das Blut aus der Nase lief. Dennoch bemühte er sich, aufrecht und würdevoll zu gehen. Er trat auf Lyken zu. Das Spiel hatte begonnen.
    Der Handelsfürst erwartete ihn; er wirkte überrascht. Die Gesichtslosen starrten entgeistert den Fremden an, dem es gelungen war, die Aufmerksamkeit des Fürsten zu erwecken. Was steckte dahinter?
    Nevada wurde jetzt wie eine Trophäe vor Lyken aufgestellt, und Lyken betrachtete das zerschlagene Gesicht. Die Sekunden verstrichen.
    Dann deutete Lyken auf seinen Leibwächter. »Bring ihn in den Kreuzer«, sagte er und drehte sich auf dem Absatz herum.
    Zuerst war Athlone so verwirrt, daß er nur fluchen konnte. Er begann zu überlegen, welche Untergebenen dafür büßen würden, daß sie den Einfluß Nevadas so unterschätzt hatten. Doch der Vorgeschmack auf dieses Vergnügen verging ihm rasch.
    Was würde Allyn zu dieser Nachricht sagen?
    Er schwitzte und zerrte nervös an seinen Fingern. Das war entsetzlich! Offiziell bedeutete es gar nichts, wenn sich jemand in den Schutz eines Handelsfürsten begab. In der Praxis aber – Athlone wußte das zu gut – war es mehr wert als eine Kampfrüstung.
    »Stimmt etwas nicht, Boß?« fragte Benny unbehaglich. Er besaß das Talent, immer genau das Falsche zu sagen. Athlone schoß ihm einen wütenden Blick zu, und er schwieg.
    Nein, das konnte nicht das Ende sein. Athlone ärgerte sich, weil er wie ein Feigling reagiert hatte. Lyken war ein Handelsfürst, und Nevada hatte es durch irgendeinen Trick geschafft, an Bord seines Kreuzers zu gelangen. Na, wenn schon! Vielleicht glaubte Nevada, daß er ihn dadurch abschütteln konnte, daß er ihn ängstigen konnte. Darin sollte er sich täuschen.
    Athlone spürte keine Angst, sondern Schüchternheit – eine dumme, kindliche Schüchternheit. Die Welt Des Marktes war nicht seine Welt. Er war nie in enge Berührung mit ihr gekommen. Sie hatte etwas Göttliches an sich. Fast jeder empfand das so. Und dennoch durfte er sich davon nicht abschrecken lassen.
    Er staunte selbst über seine Anmaßung. Langsam lehnte er sich zurück. Also gut! Wenn er Lyken nicht zurechtweisen konnte – und das war unmöglich – dann mußte er eben zu einem Mann gehen, der dazu in der Lage war.
    »Benny«, sagte er, »hast du schon mal was von Manuel Clostrides gehört?«
    »Also – äh …« Bennys Bestürzung vertiefte sich. »Ja, Boß. Der Mann, der das da leitet. Meinen Sie den?« Er deutete auf den großen weißen Wolkenkratzer.
    »Genau den. Wir werden ihm einen Besuch abstatten, Benny. Du und ich. Fahr
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