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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit
Autoren: John Brunner
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beabsichtige, das Territorium neu zu besetzen.«
    »Wegen eines Pilzes, der eine Getreidesendung befallen hat?«
    »Wegen der öffentlichen Meinung, die sich erhitzen wird, sobald etwas von dem Pilz bekannt wird. Die halbe Welt erinnert sich noch an den Weißen Tod, Ahmed.«
    »Und ich sage Ihnen, daß es sich um eine Ausrede handelt.« Lykens Stimme war kalt. »Um eine Erfindung, die den Raub rechtfertigen soll.«
    Clostrides reagierte nicht auf die Anschuldigung. »Manchmal glaubt die Öffentlichkeit die Lüge eher als die Wahrheit. Wenn ich allein wäre, Ahmed, könnte ich die Vorschriften etwas dehnen – und ich würde es gern tun. Aber wir sind nicht in der Lage, der Welt unseren Willen zu diktieren – auch wenn das oft so angenommen wird.«
    »Wir diktieren Hunderten von Welten unseren Willen.«
    »Die Tacket-Welten gehen uns nichts an – wir haben nur die Verantwortung für unsere Welt.«
    Natürlich war es zu Ende; aber Lyken mußte noch einiges sagen. Wenn die Vorsichtsmaßnahmen, die er gegen dieses Ereignis getroffen hatte, richtig wirken sollten, mußte er die anderen bis zum letzten Augenblick in die Irre führen.
    »Weiter«, sagte er unwirsch zu Clostrides.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich bin eigentlich schon am Ende. Die Direktoren haben sich versammelt und den Befehl unterzeichnet. Die Ihnen zugewiesenen Tacket-Planeten gehen heute um Mitternacht wieder in öffentlichen Besitz über. Werden Sie den Spruch Ihrer Kollegen annehmen?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Dann werden wir mit Gewalt vorgehen müssen.«
    »Versuchen Sie es ruhig. »Lyken beobachtete die Wirkung seiner Worte. Hatten sie um eine Spur zu selbstsicher geklungen? Um diesen Eindruck abzumildern, fügte er rasch hinzu: »Vielleicht würde ich das Territorium für ein gleichwertiges anderes abgeben.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Clostrides. »Der Schaden, der durch diese Pilz-Affäre entstanden sein könnte, hat die Direktoren bewogen, diesen Schritt abzulehnen.«
    »Dann lügen Sie«, sagte Lyken ruhig. »Ich gebe zu, daß einige der Direktoren ängstlich genug sind, um einen neuen Weißen Tod in einer Getreidepest zu sehen. Aber wenn Sie die Wahrheit sagten, dann müßte es genügen, mein jetziges Territorium zu schließen. Das wollen Sie nicht. Wer ist hinter meiner Konzession her? Yorell? Oder Klein? Oder Lanchery? Wer?«
    »Man war allgemein der Meinung, daß das Einschleppen der Pilzkrankheit die Tat eines neuen Tacket darstellte«, sagte Clostrides leise.
    Irgendwo tief in Lykens Kindheitserinnerungen war eine wunde Stelle, die bei der Erwähnung von Tacket schmerzte. Er sprang hoch und trat einen Schritt vor, doch dann beherrschte er sich.
    »Wer hat diese häßliche Anschuldigung erhoben?« fragte er gepreßt.
    »Sie wurde erhoben – und das genügt.« Ganz plötzlich klang Clostrides’ Stimme hart. Auf seinen nackten Unterarmen spannten sich die Muskeln. Auch er stand auf, geschmeidig und locker.
    »Gehen Sie!« sagte er und drehte Lyken den Rücken zu.
    Lyken zögerte einen Augenblick. Er hatte sich einen Vorgeschmack der Rache gönnen wollen; er hatte andeuten wollen, welche Macht hinter ihm stand. Aber jetzt wischte der Zorn diesen kleinlichen Wunsch hinweg. Sollten die Kerle sich ruhig die Finger verbrennen!
    Er drehte sich auf dem Absatz herum und verließ mit schnellen Schritten das Büro. Mit maschinenhafter Präzision folgten seine Leibwächter.

 
2
     
    Der Kreuzer hatte eine ungewöhnliche Form und bestand aus einer besonderen Legierung; luxuriös und elegant jagte er einen Meter über dem Boden der Kolumbus-Avenue dahin. Er bewegte sich rasch, aber das Gerücht von seinem Kommen war noch schneller.
    Die Neuigkeit erreichte den Haupteingang eine volle Minute vor dem Kreuzer, und die Gesichtslosen drängten sich zusammen. Zwanzig Marktpolizisten verließen ihren normalen Streifenweg und kümmerten sich um die Menge. Vier von ihnen entfernten die Kultanhänger und ihren tragbaren Altar. Die anderen trieben den Pöbel zurück und hielten ihn in Schach.
    »Lyken!«
    Luis Nevada fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und streckte die Schultern, um sich die Illusion eines neuen Selbstvertrauens zu geben. Zumindest jetzt wird die unsichtbare Schranke um mich von Vorteil sein, dachte er bitter.
    Er kämpfte sich durch die Menge, vorbei an einer dicken Frau, und kam bis auf einen Meter an die vorderste Linie heran. Im gleichen Moment begann das Aah und Ooh der Menge. Die riesigen Portale Des
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