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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit
Autoren: Barbara Wood
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kenne, hat sie sich vielleicht entschlossen, die Suche nach Karra Karra fortzusetzen. Da sie bereits soweit gekommen war, wollte sie möglicherweise nicht einfach die Hände in den Schoß legen und darauf warten, gerettet zu werden.«
    Hugh trank einen Schluck Wasser aus dem Krug. »Ja«, sagte er, »daran habe ich auch schon gedacht.«
    Er blickte zu Sarah. Sie starrte schweigend mit ihren rotbraunen Augen ins Feuer. Sie behauptete noch immer, Joanna und Lisa seien am Leben. Ihre Gewißheit wuchs, je weiter sie nach Osten kamen.
    »Also gut«, Frank verstaute seinen Kompaß, »wenigstens sehen wir die Sonne und die Sterne und können uns nicht verlaufen. Gott sei Dank sind keine Wolken am Himmel.«
    Die Rettungsexpedition bestand aus zehn Mitgliedern: Hugh und Frank, drei Arbeiter von Merinda, Sarah und der alte Ezekial. Sie waren zusammen von Melbourne mit dem Schiff nach Perth gefahren und von dort mit dem Zug nach Kalagandra. Wachtmeister Ralph Carruthers hatte sich ihnen freiwillig in Kalagandra angeschlossen, ebenso die beiden schwarzen Fährtensucher Jacky-Jacky und Tom. Sie hatten fünfzehn Kamele bei sich, Proviant und Wasser für mehrere Monate, Verbandszeug und Medikamente, Kompasse, Zelte, Werkzeuge, Gewehre und Munition.
    »In welche Richtung reiten wir morgen, Mr. Westbrook?« fragte Wachtmeister Carruthers. Bis jetzt fand er die Expedition langweilig; Tag für Tag saßen sie in der glühend heißen Sonne auf den Kamelen und nachts um ein Lagerfeuer. Carruthers war jung und nicht verheiratet. Ihn lockte das Abenteuer, und deshalb hatte er sich zur Grenzpolizei gemeldet. Als Kommissar Fox von der Rettungsexpedition sprach, hatte Carruthers endlich eine Möglichkeit gesehen, etwas wirklich Aufregendes zu erleben, und sich freiwillig gemeldet.
    »Wir reiten weiter nach Osten, Mr. Carruthers«, Hugh blickte in die schwarze Nacht, die sie umgab. Ist Joanna wirklich hier entlang gezogen, fragte er sich. Ist sie womöglich ganz in der Nähe? Er blickte zu dem weißen, runden Mond hinauf und hoffte, Joanna werde in diesem Augenblick wie er den Mond betrachten und vielleicht sogar an ihn denken. Er fühlte sich ihr so nah. Er dachte an die vielen gemeinsamen Nächte, an die Stunden der Liebe und Leidenschaft. Er dachte an das gemeinsame Lachen und an alles, was sie teilten, was sie zusammen geschaffen hatten. Er betete, daß Joanna und Lisa am Leben waren und weigerte sich, etwas anderes zu glauben. Er war entschlossen, sie zu finden. Er würde die Wüste ohne sie nicht verlassen.
    »Wohin Ezekial wohl gegangen ist?« fragte Frank.
    Hugh sah seinen alten Freund an und rechnete nach, wie viele Jahre sie sich schon kannten. Er erinnerte sich noch gut an den eher aufgeblasenen jungen Besitzer von Lismore und der Melbourne
Times.
Frank hatte sich mit ihm angefreundet, als alle anderen Schafzüchter den jungen Queensländer keines Blickes würdigten und ihn allein auf seiner Farm mit allen Widrigkeiten kämpfen ließen. Plötzlich tauchten in Hugh Ereignisse und Gespräche aus der längst vergessenen Vergangenheit wieder auf – eine Landwirtschaftsausstellung, bei der Ian Hamilton zum ersten Mal das Wort an ihn gerichtet hatte; ein Nachbarschaftsfest und Frank, der zu ihm sagte: »Paß auf, Hugh, ich glaube, meine Schwester Pauline hat ein Auge auf dich geworfen.« Seltsam, dachte Hugh, wie die Sterne und die Stille der Wüste Erinnerungen wecken …
    »Er wollte sich in der Gegend umsehen und nach Spuren eines Lagers suchen. Ezekial kann im Dunkeln so gut sehen wie eine Katze.«
    »Also dann«, Frank stand seufzend auf und rieb sich den Rücken, »ich lege mich schlafen.« Er hatte zwar auf dieser Expedition abgenommen, besaß aber trotzdem noch nicht die richtige Kondition für ein solches Abenteuer. Jetzt bedauerte er sein seßhaftes, bequemes Leben und wünschte, Ivys Rat befolgt zu haben. Sie ermahnte ihn ständig, aktiver zu sein und nicht nur ›seinen Kopf zu bewegen‹. Frank war jetzt beinahe fünfzig, und an diesem Abend spürte er sein Alter mehr denn je. Auf dem Weg zum Zelt, das er mit Hugh teilte, gelobte er stumm, nach seiner Rückkehr wieder regelmäßig zu reiten, auf die Jagd zu gehen, zu segeln und es vielleicht sogar mit diesem neuen Sport zu versuchen, von dem alle redeten – ja warum nicht, dachte er, ich könnte auch Tennis spielen, um in Form zu bleiben.
    Auch Carruthers beschloß, sich hinzulegen. Er wollte ausschlafen, um für alles gewappnet zu sein, was der morgige Tag außer einem
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