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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher
Autoren: Jean Sarafin
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Deswegen lenkte ich ihn ab, indem ich mich vergewisserte: »Ich küsse Elijah, die Mädchen kommen frei und Jonah ebenfalls?«
    »Nein!«, wieder versuchte Jonah mich zurückzuhalten. Ich war schneller und aufgestanden, bevor er mich zu fassen bekam.
    »Natürlich. Du bist die Schuldige und außer Gefecht, die Mädchen erwachen und Jonah wird nirgendwo Gehör finden. Schließlich hat er oft genug versucht dir zu schaden.«
    »Außer Gefecht?« Das klang wie »tot«.
    »Schlafend, wie ein hübsches Dornröschen.« Simons kicherte und bei dem Laut drehte sich mir der Magen um. Fehlte nur noch eine weiße Katze auf dem Schoß des Irren.
    »Bis in alle Ewigkeit und ohne den Prinzen«, ergänzte Elijah hilfsbereit. Auf seinem Gesicht lag eine unheimliche Spannung, seine Augen, sonst so fahl, leuchteten beinahe. Er wirkte überheblich, aber unter seiner Fassade lag noch etwas anderes. Mitleid, Leid und eine Spur Hoffnung. Doch nur der Ausdruck der Spannung vergrößerte sich, als ich langsam – um Simons nicht zu provozieren – auf ihn zutrat.
    Dass ich endlich die Gemeinsamkeit aller schlafenden Mädchen kannte, machte es mir nicht einfach. Im Gegenteil. Ich ärgerte mich. Denn es war so offensichtlich, dass es fast wehtat. Sie alle hatten Elijah geküsst. Natürlich. Mister Traumtyp.
    Ich sah ihn an und konnte meine Enttäuschung nicht länger verbergen. »Weißt du, was wirklich tragisch ist?« Seine Lippen verzogen sich zu einem bösen Lächeln, um mir den Wind aus den Segeln zu nehmen und jede Beleidigung schon im Vorfeld abzuwerten. Offensichtlich hatte ihm nie jemand verraten, dass Freundlichkeit manchmal viel mehr weh tun konnte. »Ich konnte dich wirklich gut leiden und hätte mich ernsthaft in dich verlieben können.«
    Elijahs Gesichtszüge entgleisten. Total. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich wieder den traurigen, nach Liebe suchenden Jungen, den ich bereits beim Billardspielen entdeckt hatte. Dann war er verschwunden. Ersetzt durch eine eiskalte, perfekte Fassade.
    Ich küsste ihn trotzdem. Mit ganzem Herzen. Wenn das hier schon mein letzter Kuss werden sollte, dann sollte er perfekt sein, vollkommen. Ich legte alles, was ich empfand in diesen Kuss. Elijah sollte wissen, dass er mir etwas bedeutet hatte – auch wenn er sich nicht traute an die Liebe zu glauben.
    Nach einer gefühlten Unendlichkeit löste ich mich von ihm.
    »Und jetzt?«
    Elijah starrte mich an, als sei ich das neuste Weltwunder und reagierte nicht. Also drehte ich mich zu Simons um und hoffte, dass mein Pokerface intakt war. Obwohl ich furchtbare Angst, weigerte ich mich, sie ausgerechnet ihm zu zeigen. Ein Vorsatz, der mir bei seinem Gesichtsausdruck schwerfiel. War Simons bisher nur bösartig gewesen – mit dem Hang Leute zu verbrennen, zu erschießen oder kurzfristig einzuschläfern – war er nun durchgeknallt. Vollkommen.
    »Warum schläft sie nicht?«
    »Es funktioniert nicht.« Elijah wirkte mehr verwirrt als ob seiner mangelnden Fähigkeiten beleidigt.
    »Planänderung«, zischte Simons und zielte auf mich.
    Als die Tür hinter ihm aufgerissen wurde und mit einem Knall gegen die Wand knallte, dachte ich einen Moment lang, der tödliche Schuss wäre gefallen. Nur Elijahs plötzlicher Griff um meine Taille hielt mich davon ab, ohnmächtig zu werden.
    »WAS ist hier los?« David hatte, ein GPS Ortungsgerät in der Hand, gemeinsam mit Rebecka die unterirdische Kammer betreten. Sein Blick glitt zwischen Simons und mir hin und her. Aber was mich mehr erschütterte als sein Erscheinen in letzter Sekunde, waren seine Tonlage und sein Auftreten. Das hier war nicht der David, den ich kannte. Aber einer mit Autorität.
    »Sie ist der Feind«, behauptete Simons.
    Kurz huschte Unsicherheit über Davids Mine, dann verschwand sie und machte einer seltsamen Unterwürfigkeit Platz. Trotzdem vergewisserte er sich. »Sicher?«
    »Ja.«
    David nickte, als habe er Simons Urteil noch nie in Frage gestellt und sah mich traurig an. Was zum Teufel …?
    »Das war`s.« Die Mündung des Revolvers wanderte wieder in meine Richtung.
    »Sie ist schuld an den schlafenden Mädchen, mein König?« Davids Stimme klang immer noch unterwürfig, doch auch ein anderer Ton hatte sich dort eingeschlichen.
    »Ja«, meinte Simons, während Jonah und Elijah Mund gleichzeitig mit »Nein« antworteten.
    »Was?«
    »Es spielt keine Rolle!«, behauptete Elijahs und trat vor. Schlagartig galt ihm die gesamte Aufmerksamkeit. Auch die von Simons, an den er sich direkt
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