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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher
Autoren: Jean Sarafin
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nichts. Sie hatten einen Herrscher, und haben einen Erben. Jeder andere muss sich durch die Uhr legitimieren.«
    »Ist mir Scheißegal, dann musst du einen anderen Weg finden!« Nachtmare, Alpträume und Herrschaftsansprüche hin oder her, nichts davon ging mich etwas an. Nichts davon war wirklich Zumindest nicht wirklich wirklich. »Lass nur die Mädchen gehen.«
    »Das kann ich nicht. Damit haben wir nichts zu tun.«
    »Nicht?«
    »Nein, ich bin böse, ich lüge auch – immer.«
    Ich starrte Jonah an und nur langsam drang die Bedeutung seiner Worte in meinen Verstand. Ich war hinter das große Geheimnis meines Großvaters und der Uhr gekommen. Es gab Albträume. Reale Albträume. Und jetzt das?
    »Was ist mit mit David, Klaus und Simons?«
    Einen Moment lang sah mich Jonah an, als habe ich den Verstand verloren. Dann begann er zu lachen. Ein ekeliges Geräusch. »Die Tagmahre und Gutmenschen? Niemals!«
    »Tagmahre?«, fragte ich und fügte dann eine weitere rhetorische Frage hinzu: »Will ich es wirklich wissen?«
    »Nachtmahre gleich Albträume und Tagmahre gleich gute Träume und Tagträume.«
    »Ah … Licht- und Dunkelelben.«
    Jonah starrte mich an, als habe ich eben etwas Unglaubliches gesagt, dann fing er an zu lachen bis ihm die Tränen kamen. »Du weißt es ja doch«, meinte er schließlich mit nur dem winzigen Hauch einer Anklage in der Stimme.
    »Nein, ich habe keine Ahnung. Aber ich mag Mythologie, lese Fantasy und habe etliche Phantastik-Lexika.«
    »Dann bist du auf den Job ja prima vorbereitet.«
    »Nein, irgendwer hat dafür gesorgt, dass ich es nicht bin.« Ich warf ihm einen bösen Blick zu, der nur gespielt war. Ich war nämlich kein bisschen böse. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mädchen hatte ich nie davon geträumt Prinzessin zu sein – geschweige denn Königin. Und selbst wenn, wären in diesen Vorstellungen sicherlich nicht ausgerechnet Albträume meine Anhänger gewesen.
    »Und wenn euch die Tagmahre versuchen etwas anzuhängen?«
    »Uns muss niemand mehr etwas anhängen …«, Jonah trat einen Schritt näher an mich heran und wirkte auf einmal seltsam mitfühlend. »Wir befinden uns schon seit Jahrhunderten miteinander im Krieg.«
    »Oh.«
    »Ja, oh.« Er strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht. »Was hast du gedacht, warum alle so ein Tam-Tam um deinen Vater und deine Mutter gemacht haben? Oder um dich?«
    Ich sah ihn an und trotz seiner Nähe konnte ihn durch den Tränenschleier kaum noch deutlich erkennen. Einen Moment lang wollte ich widersprechen, seine Worte ins Reich der Legenden verbannen und ihn einen Lügner schimpfen. Aber ich stand einem leibhaften Albtraum gegenüber, hinter mir die unheimlichsten Wesen, die ich je gesehen hatte und plötzlich ergab alles einen Sinn. Zum allerersten Mal in meinem Leben. Die ständige Angst meiner Eltern, die häufigen Umzüge, selbst die Tatsache, dass Meg jedweden Kontakt zu ihrer Schwester abgebrochen hatte. Der Streit zwischen meinem Dad und seinem Vater, nachdem der mich von der Schule zu sich nach Hause geholt hatte … alles war auf einmal plausibel. Unter diesem Aspekt konnte ich David nicht einmal mehr verübeln, dass er mich nicht mochte und sogar Klaus` übertriebene Sorge wegen meiner Albträume verstehen. Und trotzdem … trotzdem … Ich fühlte, wie mein Inneres bei jedem Gedanken ein wenig mehr erstarrte und Hoffnungslosigkeit langsam von mir Besitz ergriff. Ich war so weit gekommen, hatte soviel begriffen und akzeptiert und doch war ich der eigentlichen Lösung keinen Schritt näher gekommen. Meine beste Freundin schlief immer noch und der Gedanke daran, sie vielleicht nie wieder zu sprechen, nie wieder ihr Lachen zu hören, brach mir das Herz.
    »Die Uhr, Talbot, Jonah, meine Familie und deren Freunde. Wen hatte ich übersehen?« Mein Blick wanderte zurück zu Jonahs Zelt. Eine Sekunde später fiel mir ein, was er gesagt hatte, über die Verbannung an unserem Umzugstag. Das war der Tag, an dem die Mädchen erwacht waren. »Was ist mit deinem Bruder …?«
    »Mein Bruder würde nie …« Jonah verstummte und allein sein Verstummen reichte, um mir deutlich zu machen, dass sein Bruder durchaus die Fähigkeit hatte, Mädchen nicht mehr aus ihren Träumen entkommen zu lassen und Jonah nur GLAUBTE, er würde nicht zu solchen Mitteln greifen.
    »Wo finde ich deinen Bruder?«
    »Früher oder später kommt er her.« Jonahs Stimme klang herablassend und beschützend und ungefähr so, wie meine eigene, wenn ich jemanden aller
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