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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher
Autoren: Jean Sarafin
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überstiegen sie alles, was ich jemals gespürt hatte. Sie vereinten verbrennen, ertrinken und ersticken in sich und für eine Sekunde löschte die Qual jeden Teil von mir aus.
    In der nächsten Sekunde waren die Schatten da und potenzierten die Qual, indem sie mein Bewusstsein wieder zurück in meinen Körper rissen. Dabei tosten sie durch mich hindurch, zerfetzten mich in Millionen Stücke und trugen mich vorwärts, immer weiter gen Simons, auf den ich mich konzentrierte. Jedes Stück Dunkelheit ein Teil von mir, jeder meiner Gedanken ein Albtraum, ich verglühte in der Nacht.
    Der Schrei war ohrenbetäubend. Meiner.
    Ich brach zusammen, als Simons tödlich getroffen zu Boden ging und der Druck schlagartig von mir abfiel.
    Die Ohnmacht konnte nur wenige Sekunden gedauert haben, denn das erste, was ich tat, war mit den Händen an meinem Körper entlangstreichen, nur um meiner eigenen Grenzen bewusst zu werden. Das zweite war, mich auf etwaige Verletzungen durchchecken. Es gab keine.
    »Jonah!« Ich sprang auf und war dankbar, dass sich der Nachtmahr so erschrocken hatte, dass sein Angriff David verfehlte. Nicht so der der Schatten.
    Im letzten Moment gelang es meinem Stiefbruder einen winzigen Hauch Helligkeit vor sich aufflammen zu lassen. Doch es war klar, dass dieser Schutz nicht ausreichen würde. Nicht gegen Elijah, der sich nun ebenfalls wieder aufrappelte.
    Die zweite Attacke der Brüder bündelte sich wie von allein und die Schatten schlossen sich dem dunklen Fluss der Macht an.
    Nein!
    Ich warf mich vor David, obwohl ich wusste, dass mich keine günstig gestimmten Nachtmahre retten würden. Hatte ich vorher gedacht, es wären Schmerzen gewesen, dann musste ich jetzt sagen, ich hatte mich geirrt. Aber es waren die Schmerzen, die durch meinen Körper brannten, durch meine Adern glühten und meinen Verstand versengten, die mich aufrecht stehen ließen und meine Seele stärkten. Die Dunkelheit fraß sich in meinen Körper, wühlte sich durch mich, wurde aber Kraft meines Wesens von Kurs gebracht.
    »Geh zur Seite«, verlangte Elijah, der unter dem Rückstoß der Energie in die Knie gegangen war.
    »ER ist DER Feind.« Jonah deutete zähneknirschend auf David und auch die Schatten in meinem Inneren schlossen sich dieser Behauptung an. »Stark« – »Zu stark« – »Wird ihr neuer König«, flüsterten sie und ihre Bemühungen verstärkten sich.
    Ich hielt meinen Verstand auf David gerichtet und stärkte mich an seinem ungläubigen Blick, weil ich trotz der Tatsachen vor ihm stehen blieb. »Lauf«, wollte ich rufen, doch es ging nicht. Er konnte nicht fliehen. Elijah und Jonah versperrten den Weg.
    Der nächste Schwall Schatten ließ mich taumeln. Punkte begannen vor meinen Augen zu flimmern. Ich schloss sie; noch nicht gewillt, mich mit meiner Niederlage anzufreunden und Davids Tod hinzunehmen. Ich war eine der Guten, die Guten gaben nicht einfach auf, nicht einmal, um ihr eigenes Leben zu retten. Ich ging in die Knie, deckte aber immer noch meinen Bruder mit meinem Körper. Die plötzliche, brennende Kälte in meiner Tasche ließ mich aufschreien.
    Die Schatten deuten meinen Schrei falsch und tobten und frohlockten flüsternd: »Du kannst uns nicht ewig aufhalten.«
    »Nicht?« Ich lachte. Es klang kein bisschen komisch. Aber es brachte selbst die aufgebrachten, rasenden Nachtmahre zur Ruhe. In der plötzlichen Stille klang meine Stimme unheimlich. »Ich nehme das verfluchte Erbe an.« Der erste, aufgeregte Protest verstummte, als ich mich trotz meiner Schmerzen mehr aufrichtete. »Und jetzt werdet ihr verdammt noch mal meinen Bruder in Frieden lassen.«
    Die Schatten glitten zurück und gaben dem Licht seinen Platz in der Realität zurück. Die Wirklichkeit wurde wieder zu MEINER Wirklichkeit und Jonah und Elijah starrten mich fassungslos an. David auch.
    Erst Schritte von der Treppe unterbrachen den wie schockgefrorenen Moment, ich erkannte die Stimmen von Klaus und Donovan, die Schatten verschmolzen mit den echten Schatten und ich erlaubte mir, einfach bewusstlos umzukippen.

Epilog
    Diese Ohnmacht dauerte länger. Und ich wurde auch nur wach, weil mir jemand über die Haare strich. Einen Moment lang glaubte ich, es sei meine Mutter. Dann fiel mir alles wieder ein.
    Als ich die Augen öffnete, war ich trotzdem überrascht. Ich lag in einem Krankenhaus, an unzähligen Maschinen angeschlossen und wer mir dort so unbeholfen über den Kopf patschte, war mein Stiefonkel. Meg, David, Max, Daria und Rebecka
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