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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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ihnen dazu rieten, sondern weil sie es selbst wollten. Wie unser Beispiel zeigt, laden Träume dazu ein, Sachverhalte von verschiedenen Seiten zu betrachten, nach Assoziationen zu fahnden und manchmal in präziser Kleinarbeit Geschehnissen auf
den Grund zu gehen. Alles mit dem Ziel, ein Geschehen einordnen und besser verstehen zu können. Mit Träumen zu arbeiten kann überaus anregend und motivierend sein. Endet ein Gespräch dann auch noch mit einem: »Ah ja, jetzt begreife ich«, ist es gerade so, als verwandelte sich die Fee im Traum in eine Glücksfee.
    Hat sich das beschriebene Glücksgefühl beim Gespräch mit den Jungen vielleicht nur zufällig eingestellt und war von ganz anderen Bedingungen abhängig als von unserem Traumgespräch? Natürlich war es Zufall, dass uns Simon und Achim sozusagen über den Weg gelaufen sind. Die beiden waren gute Freunde und zufällig im Haus, als wir eintrafen. Es war Wochenende, wir waren entspannt und hatten Zeit. Wir alle genossen es, lange draußen in der Sonne zu sitzen und manches mehr, das den Kontakt zueinander förderte. Doch hätten wir die Fragen der Jugendlichen nur knapp und unbeteiligt beantwortet und uns nur auf einen »Smalltalk« beschränkt, wären die beiden sicher schnell verschwunden gewesen. Und wir hätten eine wesentliche Beziehungserfahrung verpasst. Nein, das war kein Zufall. Das Glückspotenzial in Träumen liegt in aufrichtigen Begegnungen mit anderen Menschen. Es hängt von uns selbst ab, ob wir es nutzen wollen oder brachliegen lassen.

Mit Kindern auf Augenhöhe sprechen
    Eltern sagten uns immer wieder ganz offen oder durch die Blume, dass sie sich schwer damit tun, mit ihren Kindern über Träume zu sprechen. Da mögen Zweifel und Fragen mitspielen wie die Folgenden: Was, wenn Susanne nicht mehr aufhört zu erzählen? Ihren verworrenen Geschichten kann man kaum länger als zwei Minuten folgen. Womöglich ist die Hälfte davon ausgedacht?
    Kinder erleben ihre Umgebung ganz anders als Erwachsene.
    Für sie ist alles interessant, fantastisch und aufregend. Kindergartenkinder erzählen genau das, was sie erleben und sich vorstellen. Sie halten nichts zurück und sortieren nicht ängstlich aus. Das gilt auch für ihre Traumerzählungen. Da treten Eltern in einen neuartigen und oft ungewohnten Kontakt mit ihren Kindern. Sie verlassen für eine Zeit die Plattform der Erwachsenenwelt und gehen ein paar Stufen hinunter, um ihrem Kind auf Augenhöhe zu begegnen. Wie unterscheidet sich diese Begegnung von der sonst üblichen Art, mit Kindern zu sprechen und was bringt es, sich rechtzeitig darin zu üben?
    Wir sind es gewohnt, mit Kindern auf eine bestimmte Art umzugehen. Wir leiten sie an, erklären wie etwas geht, weisen zurecht, loben oder schimpfen mit ihnen. All das zielt darauf ab, Kinder zu erziehen. Man bemüht sich weniger darum zu verstehen oder herauszufinden, was sie bewegt und was sie uns zu sagen haben. Ohne sich dessen bewusst zu sein, glauben viele Erwachsene,
dass Kinder kaum wirklich Wichtiges zu erzählen haben - jedenfalls nichts, was sie nicht selbst bereits wissen. Gespräche, die einen weiterbringen, können nur Erwachsene untereinander führen. Doch was passiert tatsächlich, wenn wir lange und konsequent genug nach dieser Überzeugung handeln? Kinder fühlen sich nicht ernst genommen, die ursprüngliche Mitteilungsfreude versiegt, die Beziehung zum Kind wird irgendwie blutleer, weil man immer weniger voneinander weiß. Ganz nebenbei verpassen wir eine ganze Menge, denn Kinder halten uns mit ihrer eigenen Art zu denken und die Welt zu sehen geistig auf Trab. »Können Schnecken auch traurig sein?« Solche Kinderfragen versetzen uns in Staunen und wir müssen uns für so manche Antwort ganz schön anstrengen.
    Wenn Eltern und Kinder auf Augenhöhe miteinander sprechen, pflegen sie die Art von Umgang miteinander, die immer wichtiger wird, je älter Kinder werden. Im Kindergarten- und Grundschulalter mag die Erzählfreude von Kindern noch ungebrochen sein und wir haben vielleicht das Gefühl, sie mehr bremsen als zum Sprechen ermutigen zu müssen. Eltern erfahren immer noch so viel von ihren Kleinen, dass die Verbindung zwischen ihnen stark genug ist, um auch kleine Hindernisse beim Aufwachsen gemeinsam zu überwinden. Werden aus Kindern Teenies, kann sich das Blatt schnell wenden: Aus ehemaligen
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