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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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emotional zu wachsen, sind wir Menschen geradezu auf die aufmerksame und mitfühlende Begleitung vertrauter Menschen angewiesen. Bei Leonie können wir zwar nicht mit Gewissheit sagen, ob dies voll und ganz gelungen ist, denn dazu müssten wir wissen, wie
sich Leonie im Gespräch mit ihren Gefühlen wahrgenommen und verstanden gefühlt hat. Es spricht aber einiges dafür, dass auch diese Bedingung hinreichend erfüllt wurde, denn sonst hätte sich Leonie wahrscheinlich schnell verschlossen oder das Gespräch abgebrochen.
    Schließlich betont Rogers das Prinzip der Echtheit oder Kongruenz. Hier geht es darum, dem anderen nichts vorzumachen und zum Beispiel nicht zu versuchen, eigene Missstimmungen zu verbergen. Gerade Kinder achten genauer auf körpersprachliche Signale als Erwachsene. Leonie hätte also an der Körperhaltung, am Gesichtsausdruck oder der Stimmlage ihrer Mutter gemerkt, wenn diese innerlich abwesend oder gereizt gewesen wäre.
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    Fassen wir das Wesentliche zusammen und übertragen es auf Gespräche über Kinderträume:
    â€¢ Das wichtigste Kommunikationswerkzeug des Traumgesprächs ist das Zuhören und Fragenstellen. Im Leitfaden lesen Sie mehr über verschiedene Fragetechniken, die besonders gut geeignet sind, um Kinder dabei zu unterstützen, sich zu öffnen und frei zu erzählen.
    â€¢ Im Sinne der bedingungslosen Annahme und Wertschätzung brauchen Kinder das sichere Gefühl, mit allen ihren Vorstellungen und Gefühlen angenommen zu werden. Die Angst vor dem Säbelzahntiger im Traum ist ebenso real und ernst zu nehmen wie die Angst vor der Spritze des Arztes.

    â€¢ Einfühlsames Verstehen gelingt, wenn wir versuchen, uns in die Lage des Kindes zu versetzen, um nachzuvollziehen, wie ihm in einer bestimmten Situation zumute gewesen sein mag. »Das hört sich so an, als hättest du verzweifelt nach einem Ausweg gesucht.« Wichtige Informationen über Gefühle bekommen wir, wenn wir nicht nur darauf achten, was das Kind sagt, sondern auch wie es etwas sagt.
    â€¢ Eine kongruente Gesprächshaltung nehmen Eltern ein, wenn ihre Gefühle und Gedanken mit dem übereinstimmen, was sie dem Kind gegenüber ausdrücken. Wer Mühe hat, der verzwickten Geschichte der 7-Jährigen zu folgen, sollte das offen sagen: »Jetzt wird es ziemlich kompliziert für mich und ich kann dir nicht mehr richtig folgen. Kannst du mir noch erzählen, was geschah, nachdem der Säbelzahntiger am Boden lag?«

Träume als Kummerkasten
    Seit Wochen ist Anna verändert. Kaum ist sie vom Kindergarten zu Hause, fängt sie an, ihren kleinen Bruder zu ärgern, der eben noch ganz friedlich gespielt hat. Überhaupt wirkt sie unzufrieden, nörgelt viel und gibt freche Antworten. Früher spielte sie stundenlang, jetzt weiß sie nichts mehr mit sich anzufangen. Fragt Mama vorsichtig nach, erntet sie von ihrer 6-Jährigen kaum mehr als ein Achselzucken. Kinder finden selten Worte, um ihren Eltern zu sagen, was ihnen zusetzt. Sie verstecken ihre Kümmernisse
viel häufiger hinter einer Maske, die mal nervig und störend - mal still und unnahbar daherkommt. Um herauszufinden, wo der Schuh drückt, braucht man sich eigentlich nur genauer mit den Träumen der Kinder beschäftigen. Träume sind so etwas wie ein Kummerkasten.
    Wie ist das zu verstehen? Eigentlich ähnlich wie bei einem richtigen Briefkasten: Man verfrachtet seine Sorgen, Nöte oder Ärgernisse in den Traum, damit sind sie erst einmal vom Tisch. Es ist so, als wenn Kinder ihren Kummer aufschreiben oder Bilder davon malen und sie als Brief in einen eigens dafür vorgesehenen Briefkasten stecken. Wenn der Brief an die richtige Adresse gelangt und tatsächlich gelesen und verstanden wird, brauchen Kinder nicht mehr durch nerviges Verhalten auf sich aufmerksam machen. Der Traum ist gerade für Kinder ein wichtiges Ausdrucksmittel für viele kleine und große Sorgen, die sie nicht in Worte fassen können. Man braucht die Traumpost nur zu lesen.
    Warum fällt es Kindern - übrigens auch uns Erwachsenen - oft so schwer, über manche Schwierigkeiten zu sprechen? Warum stecken wir sie in die hintersten Winkel unserer Seelenkammern und sagen nicht einfach, was Sache ist? Eine naheliegende Erklärung könnte sein: Wir haben tagsüber nicht immer die Zeit, um uns mit der nötigen Aufmerksamkeit um all das zu kümmern, was im
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