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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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Was meinst du, würde es dir guttun, wenn wir zusammen mit deiner Lehrerin darüber sprechen?«
    In einem umfassenderen Sinn fördert man die Fähigkeit des Kindes, sich proaktiv zu verhalten und nicht einfach abzuwarten, wie sich Beziehungen entwickeln.
Man bestärkt es in dem Glauben, selbst Einfluss auf die Umwelt nehmen zu können - eine der wichtigsten Erfahrungen, um das Selbstvertrauen zu stärken. Kinder erfahren dabei auch, wozu ungute Gefühle da sind und wie man sie nutzen kann. Matthias weiß nun, dass auch sein Schamgefühl einen wichtigen Sinn hatte. Es wies ihn darauf hin, dass sein Bedürfnis, geachtet und respektiert zu werden, verletzt wurde. Matthias weiß: Man darf sich ruhig trauen, Stopp zu sagen, wenn andere eine persönliche Grenze überschreiten.

Wenn es mal schwierig ist - dann erst recht!
    Seit zwei Tagen redet Daniel nicht mehr mit seinen Eltern. Der Grund ist ein heftiger Streit zwischen Vater und Sohn. Und so kam es dazu: Daniels Lehrer rief zu Hause an und beklagte, dass Daniel seit Wochen keine Hausaufgaben mehr macht. Es gab großen Ärger, Papa schimpfte und es hagelte Vorwürfe und heftige Kritik. Daniel verschwand weinend in seinem Zimmer, nachdem er seinen Vater sagen hörte: »Bei dir haben wir wohl in der Erziehung jämmerlich versagt - das ist jetzt eben das Ergebnis.« Von da an herrschte Schweigen, man ging sich aus dem Weg. Mama versuchte später die Wogen zu glätten, doch Daniel war zu verletzt. Er konnte und wollte nicht darauf eingehen. Am dritten Tag der bedrückenden Sendepause dann die überraschende Wende: »Interessiert ihr euch eigentlich noch dafür, was ich geträumt
hab?«, ruft Daniel morgens in Richtung der beim Frühstück sitzenden Eltern.
    Wie es scheint, kann man über Träume auch und gerade in eisigen Zeiten wieder leichter zueinanderfinden. Warum aber gerade über Träume? Man könnte doch auch einfach über das Wetter reden oder mit einem »Schwamm drüber« die Sache vergessen. Da gibt es mehrere Gründe: Zum einen kann das Sprechen über Träume eine wichtige Ressource in der Eltern-Kind-Beziehung sein. Daniel und seine Eltern wissen um die wohltuende, stärkende und verbindende Wirkung von Traumgesprächen, sonst wäre Daniel sicher nicht auf die Idee gekommen, gerade mit einem Traum das Schweigen zu brechen. Und Daniel erinnert damit seine Eltern an gute gemeinsame Erlebnisse, an Zeiten, in denen alles gut lief. Daran knüpft er an, nicht an den Streit von vorgestern. Daniel handelt intuitiv richtig, denn erst einmal geht es darum, sich vor neuen Angriffen zu schützen und eine erneute Eskalation des Konflikts zu verhindern. Ziel ist ja, wieder einen Weg zu finden, auf dem man voll Vertrauen und mit neuer Kraft an gangbaren Lösungen arbeiten kann.
    Traumgespräche können also eine Art Notproviant für karge Zeiten sein. Gut natürlich, wenn man das Proviantpaket schnürt, solange es genug zu essen und zu trinken gibt, also dann, wenn man gut miteinander auskommt und es keine nennenswerten Gesprächsbarrieren gibt. Und wenn »gelebte Traumarbeit« erst einmal als gute Erinnerung in den kleinen und großen Köpfen kleben geblieben ist, kann sie jederzeit
wieder aktiviert werden, auch dann, wenn man sie eine Weile links liegengelassen hat.
    Ein weiterer wichtiger Grund, warum es gerade dann sinnvoll sein kann, nach Träumen zu fragen oder darüber zu sprechen, liegt darin, dass wir Kindern mit jedem Traumgespräch das Gefühl vermitteln, grundsätzlich in Ordnung zu sein. Denn durch die besondere Art der Kommunikation werden Interesse und Wertschätzung gefördert. In jedem Traumgespräch schwingt also die wichtige Botschaft mit: »Auch wenn ich nicht damit einverstanden bin, dass du keine Hausaufgaben machst, tut das meiner Liebe zu dir keinen Abbruch.« Kinder brauchen immer wieder solche klaren Signale, die sie in ihrem Grundgefühl bestätigen, geliebt und geachtet zu werden. Fehlt es an dieser grundlegenden Zustimmung, werden Kinder kaum motiviert sein, selbst etwas dazu beizutragen, dass sich die Dinge zum Besseren wenden. Träume können außerdem dabei helfen, konstruktiv mit Konflikten umzugehen. Warum ist das so wichtig und wie soll das gehen?
    Ob sich Eltern und Kinder selten oder besonders häufig zoffen, wie sie dies tun und was schließlich daraus wird, hängt von vielem ab: Vom
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